- Ballenstedt
Ballenstedt, 1) Kreis im oberen Herzogthum Anhalt-Bernburg; 21,780 Ew.; 2) Stadt daselbst an der Geitel, Residenz des Herzogs, besteht aus der Alt- u. Neustadt, der Allee u. der neuen Straße, u. wird durch letztere, die das dasige, auf einem Felsenberge gelegene Schloß mit der Stadt verbindet, eine halbe Stunde lang; zum Schloß gehören die Schloßkirche (ein Theil der ehemaligen Stiftskirche) mit der Asche Albrechts des Bären u. anderer späterer Fürsten, Schloßgarten, Gemäldegallerie, die Bibliothek des Herzogs (8000 Bde.), mit Münz- u. Mineraliensammlung, der Marstall, das Reithaus, Theater; ferner ist B. der Sitz eines Kreisgerichts, des Hrsmarschall- u. Landrathes, eines Berg- u. Hüttenamts; Nikolaikirche, Synagoge, Rathhaus, Schauspielhaus; hat Acker-, Garten- u. Obstbau; Bierbrauerei; Fertigung von Flanell, Leinwand, Töpferwaaren, Streichhölzchen; 4500 Ew.; Geburtsort Joh. Arndts. Dabei der Ziegenberg (schöne Aussicht), das Dorf Opperode (s.d.), die Fasanerie Zehling, der Thiergarten, die Gegensteine, 2 Felsen, der stumme u. der laute (weil dieser ein Echo hat), ersterer zum Ersteigen eingerichtet. – Um 940 n.Chr. gründete Graf Esiko IV. von Askanien an der Stelle des jetzigen Schlosses eine Stiftskirche, die 1057 vom Kaiser Heinrich III eingeweiht wurde; 1110 verwandelte Otto der Reiche von Anhalt das Stift in ein Benedictinerkloster. nach dem Bauernkriege trat 1525 der Abt seine Rechte an Fürst Wolfgang ab, der das Kloster, zum Fürstlichen Residenzschlosse einrichtete Die Stadt B. war noch 1356 Dorf u. wird 1457 ein Flecken genannt. Erst 1630 nahm Fürst (Christian hier seine feste Residenz u. gab B. seiner Gemahlin zum Witthum; die späteren Fürsten residirten wieder in Bernburg, doch wurden 1704, 1719 u. 1748 bedeutende Bauten am Schlosse vorgenommen; das Hauptgebäude stammt noch aus der Klosterzeit. Erst 1765 verlegte Friedrich Albrecht die Residenz wieder nach B.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.