- Blähungen
Blähungen (lat. Flatus), Entbindung von Luft od. gasförmigen Flüssigkeiten im Magen u. Darmkanal. Sie entwickeln sich zwar oft aus den als blähend bekannten Speisen, Speiseresten u. Getränken, als: Hülsenfrüchten, Kohl, Rettig, nicht ausgegohrenem Bier u. natürlich od. krankhaft abgesonderten Flüssigkeiten des Magens u. Darmkanals, bei dem als bestehende Disposition dazu bezeichneten Zustande (Blähsucht, Flatulentia), aber wesentlich durch eine abnorme Absonderung gasförmiger Flüssigkeiten aus der inneren Oberfläche des Darmkanals, die nicht blos durch ihre Menge nachtheilig, namentlich aufblähend wirken, sondern auch durch ihre chemische Constitution. Im höchsten Grade erscheint die Blähsucht als Windsucht (s.d.). Sie ist eine gewöhnliche Begleitung der Unmäßigkeit, Schwäche der Verdauung, Hypochondrie, Hysterie u. erzeugt mannigfaltige Schmerzen des Unterleibes, vorzüglich Kolik (Blähungskolik, Windkolik, Colica flatulenta), Angst, Verstimmung des Gemüthes, Magen- u. Brustkrampf, Kopfweh etc. Aufstoßen u. Abgang von B. bringen Erleichterung. Letztere kann befördert werden durch Blähungtreibende Mittel (Carminativa), die durch ein mild reizendes Princip, besonders in aromatischen Stoffen, innerlich eine kräftigere Zusammenziehung des Magens u. Darmkanals bewirken. Dergl. sind Kümmel, Anis, Fenchel, Coriander, bes. Pfefferminze, deren ätherisches Öl, mit Zucker zu Kügelchen od. Scheibchen gemacht (Pfefferminzkügelchen), ein gewöhnlich gutes Hausmittel abgibt. Andere sind solche Nahrungsmittel, welche, ob sie gleich die Erzeugung von B. begünstigen, doch auch dem Abgang derselben förderlich sind, wie Rettig u. ähnliche Mittel. Bei krampfhafter Verschließung sind Mittel, die zugleich, neben obiger Wirkung, gegen Krämpfe überhaupt hülfreich sind, wie Kamillen-, Cajeput-, Baldrianöl, Hofmannischer Liquor u.a. noch wirksamer; Reiben des Körpers mit erwärmten trockenen Tüchern, Klystiere von Kamillen, Baldrian u. Asafötida. Dauernde Hülfe dagegen kann nur durch strenge Diät, Bewegung des Körpers, Sorge für regelmäßige Hautausdünstung durch Bäder u. aufblähend abführende Mittel in Verbindung mit krampfstillenden u. bitteren erreich werden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.