- Braganza [2]
Braganza, portugiesische Familie, aus welcher die Regentenhäuser Portugal u. Brasilien stammen. Stifter war Alfons von Portugal, Herzog von B. (st. 1461), natürlicher Sohn des Königs Johann I. von Portugal u. seiner Geliebten Agnes Perez. Seine Nachkommen waren sehr mächtig u. reich, u. die Grafen von Vimioso, Ferreira, Odemira u. Lemos gingen als jüngere Zweige aus dem Hause B. hervor. Auch bei Hofe stand dies Geschlecht in hohem Ansehen, u. obgleich Ferdinand II., Herzog von B., Enkel von Alfons, bei König Johann II. in Ungnade fiel u. 1485 enthauptet ward, so erhielt doch dessen Sohn Jakob König Emanuels Gunst so, daß dieser 1498 ihn zur Nachfolge auf den Thron, falls er kinderlos sterben sollte, bestimmte. Dieses Recht auf den Thron ward später dadurch bedeutender, daß Johann I., Herzog von B., Katharinen, die Tochter Eduards, Herzogs von Guimaranes, Enkelin des Königs Emanuel, heirathete, u. als Sebastian, König von Portugal, 1578 in Afrika sein Leben verlor u. dessen Bruder, Cardinal Heinrich, als einziger Erbe, den Thron von Portugal bestieg, machte Johann v. B. wirklich Ansprüche auf die Thronfolge. König Philipp II. von Spanien vermochte ihn indeß, diese Ansprüche aufzugeben, u. ließ Portugal 1580 durch den Herzog von Alba für sich erobern. Später machten die Portugiesen einen Aufstand zu Gunsten des Hauses B.; Herzog Johanna. B., Enkel Johanns I., schlug zwar Anfangs die dargebotene Krone aus, stellte sich aber 1640 an die Spitze des Aufstandes, stürzte die Herrschaft der Spanier 1641 u. bestieg als Johann IV. den portugiesischen Thron. Er wurde alsbald von den europäischen Mächten, von Spanien aber erst 1668 als König anerkannt, s. Portugal (Gesch.). Von den Söhnen des Königs Johann VI., welcher Brasilien zu einem besondern Königreiche erhob, wurde der ältere Dom Pedro 1822 Kaiser von Brasilien (s.d.) u. Stifter der Nebenlinie B. dort. Da er die Personalunion der beiden Reiche für nicht ersprießlich hielt, indem keins derselben auf die Anwesenheit des Souverains verzichten wollte, so entsagte er der Krone Portugal zu Gunsten seiner Tochter Maria da Gloria, welche erst mit dem Herzog von Leuchtenberg, 1836 aber mit Prinz Ferdinand von Koburg verheirathet war u. 1853 starb u. ihren Sohn Pedro V. zum Nachfolger hatte, s. Portugal (Geneal.). Außer den regierenden Personen sind merkwürdig: 1) Constantin, Sohn Theodosius I. von B.; war 1549 Gesandter in Frankreich u. 1557 Vicekönig in OIndien, wo er von Goa aus bedeutende-Unternehmungen machte, z.B. gegen Ceylon; er kehrte 1561 nach Europa zurück u. st. bald darauf. 2) Joh. von B., Herzog von Lasoens, geb. 1719 in Lissabon, Sohn des Prinzen Michael, Bruders des Königs Johann V., wurde zum geistlichen Stande bestimmt, erklärte sich aber, als er die Weihen erhalten sollte, entschieden dagegen, kam dadurch u. durch einige Liebschaften bei seinem Hofe in Ungnade, verließ deshalb Portugal, durchreiste Europa u. den Orient, hielt sich aber die meiste Zeit in Wien auf u. diente als Volontair während des Siebenjährigen Krieges unter österreichischen Fahnen. Geist Witz u. Dichtergabe machten ihn überall belebt. In Portugal verweigerte man ihm die Erbschaft seines Bruders, u. erst die Königin Maria setzte ihn in diese ein, ernannte ihn zum General en Chef der portugiesischen Armee u. ertheilte ihm andere Würden. Er stiftete die königliche Akademie in Lissabon u. st. 1806. 3) Dom Pedro, Herzog von B., Kaiser Pedro I. von Brasilien nach seiner Abdication 1831. 4) Amalie, Herzogin von B., s. Amalie 1).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.