Bretannische Sprache

Bretannische Sprache

Bretannische Sprache, zu dem kymrischen Zweig der celtischen Sprachen (s.d.) gehörig, wird in der Niederbretagne, dem alten Armorika (daher auch Armorikanische Sprache), gesprochen u. zerfällt in die Dialekte von Léon, Tréguier, Vannes u. Cornouailles. Der bestimmte Artikel ist ann, ar, al, von diesen drei Formen steht die erste vor Vocalen u. d, n, t, die dritte vor l, die zweite vor den übrigen Consonanten. Eben so unterscheiden sich die Formen des unbestimmten Artikels eunn, eur, eul. Die Declination der Nomina wird durch Vorsetzung der Partikeln eûz für den Gemtiv, d' für den Dativ gebildete welche, ebenso wie die Artikel, für Singular u. Plural gleich sind. Die gewöhnlichste Pluralbildung geschieht durch das Suffix ou od. iou, z.B. avel, Wind, Plural avélon; bara, Brod, Plural baraou; brezel, Krieg, Plural brézeliou; blôaz, Jahr, Plural blôasiou; daneben gibt es aber noch für gewisse Klassen von Substantiven die Endungen ien, ed, z.B. kaner, Sänger, Plural kanerien; lôen, Thier, Plural lôéned; od. andere Pluralbildungen wie stcreden, Stern, Plural stered; breizad, Bretagner, Plural breiziz. Es gibt zwei Geschlechter, Masculinum u. Femininum. letzteres dient zugleich als Neutrum. Die Adjectiva sind im Plural unveränderlich, haben aber einen Comparativ in oc'h u. Superlativ in a, z.B. ka er, schön, kacroc'h, schöner, ar c'haera, der schönste. Die Zahlen sind unan 1, daou 2, tri 3, pevar 4, pemp 5, c'houec'h 6, seiz 7, eiz 8, na ô 9, dék 10. Die Ordinalia werden davon durch das Suffix ved gebildet, z.B. trived der dritte, nur kenta heißt der erste, eil der zweite. Die persönlichen Pronomina ich, du, hen er, sie, haben in ihren Formen u. in ihrem Gebrauch manche Eigenthümlichkeit. Das Verbum hat drei Personen u. zwei Numeri, z.B. rôann ich gebe, rôez du gibst, er gibt, rôomp wir geben, rôit ihr gebt, rôont sie geben; ein Präsens (rôann), Präteritum (rôiz) u. Futurum (rêinn); einen Indicativ, Imperativ, Conjunctiv, Infinitiv u. Participium. Wenn ein persönliches Pronomen als Subject vorausgeht, so steht das Verbum stets in der 3. Person Singular, mé arô, ich gebe. Vor jedem Verbum geht die Partikel a od. é (éz'h)[296] voraus, erstere nach einem Nomen od. Pronomen, letztere nach einem Adverbium etc. Hülfsverba sind bèza sein, kaout haben, ôber machen. Auch die Conjugation hat manche Unregelmäßigkeiten. Adverbien, Präpositionen, Conjunctionen, Interjectionen sind vorhanden, daneben noch Partikeln, die nur als Präfixe in Zusammensetzungen vorkommen. Die Construction gestattet manche Freiheiten. Der Anfang des Vater Unser lautet: hoh tad, pehini a so en eon, hoc'h ano bezet sanctifiet, d.h. Unser Vater, welcher ist im Himmel, euer Name werde geheiligt. Grammatiken von Rostrenen, Rennes 1738; Dumoulin, Prag 1800; Le Gonidec, Par. 1838; Wörterbücher von Rostrenen, Rennes 1732; Le Pelletier, Par. 1752; Le Gonidec, Angoulème 1821.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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