- Bürger [3]
Bürger, 1) Gottfried August, geb. 1. Jan[473] 1748 in Wollmerswende bei Halberstadt, wo sein Vater Prediger war; studirte seit 1764 in Halle Theologie u. seit 1764 in Göttingen Rechtsgelehrsamkeit. Ausschweifungen entzogen ihm die Unterstützung seines Großvaters, so daß er in Nahrungssorgen gerieth. Im Verein mit Boie, Hölty, Miller, Voß, den beiden Stolbergs u. A. studirte er die Dichter alter u. neuer Zeit, bes. Shakspeare; wurde 1772 Justizamtmann in Altengleichen im Hannöverschen u. verheirathete sich 1774. Nach dem Tode seiner Frau 1784 heirathete er deren schon längst von ihm geliebte Schwester, die von ihm gefeierte Molly, verlor sie aber kurze Zeit darauf, ebenfalls durch den Tod. Sein Amt, das er mit Widerwillen verwaltete, hatte er schon früher freiwillig niedergelegt u. lebte seit 1785 als Privatdocent in Göttingen, wo er auch 1789 Professor wurde. Aber eine, auf sonderbarem Wege 1790 geknüpfte Ehe (indem er das sich ihm in Versen anbietende Schwabenmädchen, Christiane Elise Hahn, ohne sie gesehen zu haben, eheligte) stürzte ihn aufs Neue in Kummer, u. er ließ sich 2 Jahre darauf scheiden. Von Krankheit, Nahrungssorgen u. Seelenleiden niedergebeugt, hatte er noch den Schmerz, durch Schillers Recension seiner Gedichte seinen dichterischen Ruhm herabgesetzt zu sehen. Er st. am 8. Juni 1794. Unter seinen Balladen ist Leonore die vollendetste. Er gab seit 1778 den Göttinger Musenalmanach heraus u. schr.: Gedichte, Götting. 1775, ebd. 1789, 2 Bde. (auch ins Englische u. Französische übersetzt); Wunderbare Reisen u. Abenteuer des Freiherrn v. Münchhausen, aus dem Englischen, Lond. (Göttingen) 1787, 2. Ausg. 1. Thl. (der 2.–4. Theil, Bodenwerder, 1794–1800, soll von Schnorr sein); Sämmtliche Schriften von Karl Reinhard herausgeg., Götting. 1796–98, 4 Thle.; Hamb. 1812 f., Götting. 1820; Berl. 1824–25, 7 Bde., Götting. 1829–33, 8 Bde., von Bohtz, ebd. 1835, in 1 Bd.; Supplementband zu allen Ausgaben, unter dem Titel: Ästhetische Schriften, Berlin 1832; Lebensbeschreibung von Althof, Götting. 1798; H. Döring, Berl 1825; B-s Ehestandsgeschichte, ebd. 1812; B-s Briefe an Mariane Ehrmann, Weim. 1802; O. Müller, B. ein deutsches Dichterleben, Frkf. 1845; Mosenthal machte B. u. Molly zum Gegenstand seines Drama: Ein Dichterleben; E. Leonhard, B. (in Dichtung), 1851. 2) Elise, eigentlich Marie Christiane Elisabeth, geb. Hahn, geb. 1769 in Stuttgart; dritte Gattin des Vor., dem sie ihre Hand in einem Gedichte 1790 antrug; 1792 von ihm geschieden, betrat sie als Schauspielerin zuerst die Bühne in Altona, dann in Hannover u. Dresden, zog zuletzt als Declamatrice in Deutschland umher u. st. 1833 in Frankfurt, wo sie zuletzt lebte. Sie schr. den Roman: Irrgänge des weiblichen Herzens, Altona 1799; die Schauspiele: Adelheid, Gräfin von Teck, Hamb. 1799, Das Bouquet u. die Heirathslustigen, Lemgo 1801; Gedichte, Hamb. 1812. 3) B., Botaniker, begleitete 1823 Siebold nach Japan u. blieb auch nach dessen Rückkehr (1830) dort; er lieferte Beiträge zu Zuccarinis Flora japonica.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.