- Caernarvon
Caernarvon (Carnarvon, spr. Kärnährwn) 1) Grafschaft im nördlichen Theile des englischen Fürstenthums Wales, 239/10 QM.; grenzt im N. an die Irische See, im O. an die Grafschaft Denbigh, im SO. an die Grafschaft Merioneth, im S. an die Cardigan Bai, im W. an die Caernarvon Bai, im NW. an die Menai Strait, welche C. von Anglesea scheidet. Gebirge: die höchsten Züge des Walisischen Gebirges: Snowdon 3571 Fuß, Carnedd-Clewelyn 3469 Fuß, vorzugsweise Granit u. Porphyr; Vorgebirge: Braichy-Pool (im äußersten SW.); Baien: Cardigan Bai, Caernarvon Bai; viele Seen im Innern; Flüsse: Conway (reich an Perlen, an den Ufern sehr fruchtbar), Seiont; Eisenbahnen: von Caernarvon nach Nantle, von C. nach Holyhead u. Conway. Der Boden ist im Allgemeinen gebirgig mit Weideland u. mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau geeignet; Producte: etwas Hafer u. Gerste; Butter u. Milch bedeutend, Wolle; Bergbau auf Blei, Kupfer u. Schiefer; Häringsfang u. Perlenfischerei; Rindvieh-, Schaf- u. Pferdezucht; 84,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin, an der Mündung des Seiont in die Menai-Strait; sehr alte Stadt; festes Schloß (C. Castle), von Eduard I. erbaut u. noch gut erhalten; Geburtsort Eduards II.; Rathhaus, mehrere Kirchen; Hafen, welcher Schiffe bis zu 600 Tonnen aufnimmt; bedeutender Handel nach Bristol, Liverpool u. Dublin, namentlich mit Kupfer, Schiefer, Flanell u. Strümpfen; Seebäder; in der Umgegend viele Druidensteine. Von der Stadt C. führt ein Zweig der Familie Herbert den Grafentitel; 8700 Ew. – C. war schon Römerstation u. zwar deren wichtigste in Cambria. In der Nähe lag das alte Segontium (wovon der heutige Name des Flusses Seiont), von dessen Trümmern Eduard I. die Stadt C. mit ihren Festungswerken 1282–84 erbaute. C. wurde 1294 von den Walisern erobert u. geplündert; 1644 litt es sehr im englischen Bürgerkriege; 3) (Point de C.), Landspitze an der Bai von Douarnenez im französischen Departement Finisterre.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.