- Carcassonne
Carcassonne (spr. Karkassonn), Arrondissement im französischen Departement Aude, 379/10 QM., 105,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin u. des Departements, an der Aude u. dem Kanal du Midi, zerfällt in die Cité (Altstadt) u. die Ville-Basse (Neustadt), zu beiden Seiten des Flusses gelegen u. durch Brücke verbunden; die Altstadt mit festem Schloß, sehr unregelmäßig gebaut, die Neustadt sehr schön; Sitz des Präfecten u. der Departementalbehörden, Bischof, Civil- u. Handeltribunal; gothische Kathedrale mit Glasmalerei, Rathhaus, Präfecturpalast, Justizpalast, bischöflicher Palast, Kasernen, College, Seminar, Zeichnenschule, öffentliche Bibliothek, Physikalisches u. Naturhistorisches Cabinet, Ackerbaugesellschaft, Börse, Theater, schöne Promenaden. Berühmte Tuchfabriken (jährlich 25–30,000 Stück), ferner Fabriken in Kattun, Strumpfwaaren, Leder, Papier, Leinwand, Draht, Nägeln, Seife etc.; Handel damit u. mit Wein, Getreide, Obst, Öl; Hafen; 20,000 Ew. Geburtsort des Dichters Fabre d'Eglantine. In der Nähe eine von Napoleon I. errichtete Brücke von 3 Bogen, welche den Kanal du Midi über den Fluß Fresquel führt. Umgegend sehr fruchtbar u. gewerbthätig. – C. hieß in alter Zeit Carcăso (Carcassio, Carcassum) u. war Stadt der Tectosager in Gallia narbonensis. Während Cäsars Feldzügen diente sie als Waffenplatz u. Kriegsmagazin. Um 300 n. Chr. wurde das Bisthum C. gegründet. Nachher nahmen die Westgothen C. u. sollen das dasige Schloß erbaut haben. Bei C. schlug König Reccared 586 u. 589 die Franken, u. die Gothen hielten sich in C., nachdem sie Tolosa u. die Umgegend verloren hatten. Erst die Sarazenen verdrängten die Gothen aus C., welches indeß bald darauf die Franken ihnen wieder abnahmen. Nachher wurde C. Sitz eines Grafen; der erste bekannte ist Arnald um 970; als dessen Stamm um 1060 mit Raimund ausstarb, so kam C. an die Grafen von Barcelona, welche die Grafschaft C. dem Grafen von Bezieres in Lehn gaben, aber die Stadt C. für sich behielten. Im 13. Jahrh. wurde C. von dem Kreuzheere den Albigensern abgenommen u. von Ludwig dem Heiligen dem Simon Montfort gegeben.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.