- Chrysostŏmus
Chrysostŏmus (gr., d. i. Goldmund), 1) Dio Chr. Coccejanus, aus Prusa in Bithynien, um 94–117 n. Chr.; Anfangs Sophist u. Declamator, Dichter u. Philosophen des alten Griechenlands angreifend, später Stoiker, wo er die Sitten durch Beredsamkeit bilden wollte. Des Kaisers Domitian Ungnade nöthigte ihn, von Ort zu Ort, selbst bis zu den Gothen u. Thraciern, zu wandern u. sein Leben durch Handarbeiten zu fristen, Nerva rief ihn zurück u. Trajan würdigte ihn seines Umgangs, dann lebte er in Prusa. Seine 80 noch vorhandenen meist nachdem er Rom verlassen hatte, abgefaßten Schriften sind rhetorische Übungen od. philosophische Abhandlungen u. liefern brauchbare Notizen über das gelehrte Alterthum. Herausgegeben, zuerst von Dienysius Paravisinus, Mailand 1476; von Morelli, Par. 1604, Fol.; von Reiskes Wittwe, Lpz. 1784, 2 Bde.; von Emper, Braunschw. 1844. 2) St. Johann Ch., Ch., geb. 347 in Antiochien, Sohn eines Offiziers, von seiner christlichen Mutter Anthusa, die früh Wittwe wurde, erzogen u. von Libanius in der Redekunst unterrichtet, wurde Sachwalter, vom Bischof Meletius getauft, Anagnost (Vorleser) in Antiochien, 374 Mönch u. 380 Diakonus in Antiochien. Seit 386 Presbyter daselbst, erwarb er sich den Ruhm des größten Redners seiner Zeit u. war auch ein musterhafter Seelsorger. 398 Bischof von Constantinopel geworden, suchte er einen feierlichen liturgischen Kirchengesang einzuführen, dichtete selbst Hymnen u. eiferte gegen die Sittenverderbniß des Volks in der Stadt, aber der Bischof Theophilus von Alexandrien u. die Kaiserin Eudoxia verbanden sich, ihn zu stürzen. Obgleich zwischen den Origenisten u. den Anthropomorphiten die Mitte haltend, wurde er doch von diesen des Origenismus verdächtig gemacht u. auf der Synode in Chalcedon 403 verurtheilt u. verbrant, aber nach wenigen Tagen durch das Volk zurückgerufen, jedoch von der Kaiserin 404 ganz vertrieben u. nach Armenien verbannt, von wo er nach Arabissos floh. Verwendungen seiner Freunde, selbst des Bischofs Innocenz in Rom u. des Kaisers Honorius, verschlimmerten nur seine Lage. Auf dem Wege nach einem noch öderen Verbannungsorte, Pityos in Pontos, starb er unweit Komana 407. Seine Gebeine kamen 438 nach Constantinopel u. später nach Rom, wo sie im Vatican beigesetzt wurden. Sein Tag ist in der Griechischen Kirche der 13. Nov., in der Römischen der 27. Jan. Wegen seiner Beredtsamkeit wurde er nach seinem Tode Ch. (Goldmund) genannt. Er schrieb griechisch moralische u. praktisch-theologische Abhandlungen, Briefe, bes. Predigten (῾Ομιλίαι). Seine Schriften, zuerst vollständig herausgegeben von Savilis, Eaton 1613, 8 Bde., Fol.; von Montfaucon gr. u. lat., Par. 1719[128] bis 1738, 13 Bde., Fol., 1834–40, 13 Bde.; einzeln die Schrift: Περὶ ἱερωσύνης (über das Priesterthum), herausgeg. von Bengel, Stuttg. 1725 u. Khager, Augsb. 1775, deutsch von Ritter, Berl. 1821; neueste Ausgaben der Homilien über Matthäus von Field, Canterb. 1839, 3 Bde.; deutsch die Homilien von Cramer, Lpz. 1748–51, 10 Bde.; Auswahl von Lutz, Tüb. 1846; die über die Paulinischen Briefe von Arnoldi, Trier 1831–1840, 6 Bde.; Lebensbeschreibung von A. Neander, Berl. 1821 f., 2 Bde. 3) so v. w. Javellus.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.