- Neander
Neander (grácisirt für Neumann), 1) Michael, geb. 1525 zu Sorau in der Niederlausitz, ein Schüler Melanchthons, war Rector in Nordhausen, dann in Ihlefeld u. st. 1595; er gab Schulausgaben der Klassiker u. Compendien über Grammatik, Ethik, Geographie u. Physik heraus u. übersetzte Luthers kleinen Katechismus ins Griechische; sein Leben von Havemann, Göttingen 1841. 2) Joachim, geb. (nicht 1610 od. 1640, sondern wahrscheinlich) 1650 in Bremen, studirte Theologie daselbst u. später noch als Führer mehrer junger Frankfurter u. Kölner in Heidelberg, u. wurde Rector der Lateinischen Schule in Düsseldorf, aber da er sich in Folge seiner eingeschlagenen labadistischen Richtung zu wenig um die geltenden Gesetze kümmerte, 1676 suspendirt u. wegen seiner fernern separatistischen Bestrebungen 1677 ernstlich vermahnt; er mied darauf die besonderen Zusammenkünfte, wurde 1679 Prediger an St. Martini in Bremen u. st. 1680. Besonders bekannt ist er als Kirchenliederdichter; seine 71 Lieder (darunter Lobe den Herrn, den mächtigen König etc.) erschienen als Glaub- u. Liebensübung 1679. 3) Christoph Friedrich, geb. 1724 zu Ekau in Kurland; studirte 1740–43 Theologie zu Halle, war erst Prediger in Kabillen, dann 1755 zu Gränzhof in Kurland, 1775 Probst der Doblenschen Diöcese, 1785 Superintendent der Herzogthümer Kurland u. Semgallen u. st. 1802; Eine Sammlung seiner geistlichen Lieder, Riga 1772, 3. Aufl. 1779; er war auch Herausgeber eines in Kurland sehr verbreiteten Kirchengesangbuchs. Sein Leben von E. von der Recke, herausgegeben von Tiedge, Berl. 1804. 4) Johann August Wilhelm, geb. 17. Jan. 1789 in Göttingen von jüdischen Eltern als David Mendel, zog frühzeitig mit seiner Mutter nach Hamburg, besuchte seit 1803 das dortige Johanneum u. seit 1805 das akademische Gymnasium als Student der Rechte; im Febr. 1806 ließ er sich taufen, wobei er seinen bisherigen Namen mit N. vertauschte, u. studirte nun bis 1809 Theologie in Halle u. Göttingen, lebte dann mit Unterrichtertheilen beschäftigt in Hamburg, habilitirte sich 1811 in Heidelberg, wurde 1812 hier außerordentlicher u. 1813 in Berlin ordentlicher Professor der Theologie, später auch Oberconsistorialrath u. st. 14. Juli 1850. Er schr.: Über den Kaiser Julianus u. sein Zeitalter, Heidelb. 1812; Der heil. Bernhard u. sein Zeitalter, Berl. 1813; Die genetische Entwickelung der vornehmsten gnostischen Systeme, ebd. 1818; Der heil. Johannes Chrysostomos, ebd. 1821–22, 2 Bde., 3. A. 1848; Denkwürdigkeiten aus der Geschichte des Christenthums u. des christlichen Lebens, ebd. 1822–24, 3 Bde., 3. A. 1845 f.; Antignosticus, Geist des Tertullian u. Einleitung in dessen Schriften, ebd. 1825, 2. A. 1849; Allgemeine Geschichte der christlichen Religion u. Kirche, Hamburg (bis Bonifacius VIII.) 1826–45, 5 Bde. in 10 Thlen., n.A. der ersten Bände 1842, der 11. Thl. (bis zum Concil in Basel) herausgegeben von Schneider 1852, 3. A. in 2 Bdn. 1856; als Nachtrag dazu schr. er: Geschichte der Pflanzung u. Leitung der Kirche durch die Apostel, Hamb. 1832 f., 2 Bde., 4. A. 1842; Das Leben Jesu, 1838, 5. A. 1853; Christl. Dogmengeschichte, herausgeg. von Jacobi, 1857, 2 Bde.; Auslegung der Briefe an die Korinther, herausgeg. von Beyschlag, Berlin 1859; Kleine Gelegenheitsschriften praktisch-christlichen, exegetischen u. historischen Inhalts, 1829; Das Eine u. Mannigfaltige des christlichen Lebens, 1840; Wissenschaftliche Abhandlungen, herausgeg. von Jacobi, 1851; Lebensbeschreibung von Krabbe, Hamb. 1852. 5) Daniel Amadeus, geb. 17. Nov. 1775 zu Lengefeld in Sachsen, wurde 1805 Pfarrer zu Flemmingen bei Naumburg, 1817 Pfarrer, Stiftssuperintendent u. Consistorialrath in Merseburg, 1823 Hofprediger, dann Oberconsistorialrath u. Mitglied des Ministeriums der geistlichen Angelegenheiten, Propst u. Pfarrer an der Petrikirche zu Berlin, 1829 erster Generalsuperintendent der Provinz Brandenburg u. Director des Consistoriums, 1830 Bischof der evangelischen Kirche, 1831 Mitglied des Staatsraths u. 1853 auf seinen Wunsch in Ruhestand versetzt. Er schr.: Die erste merkwürdige Geistererscheinung des 19. Jahrh., Dresden 1804; Predigten über auserlesene Stellen der heil. Schrift, Berlin 1826, 2 Bde. Auch gab er mit Bretschneider u. Goldhorn das Journal für Prediger heraus.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.