Degenfeld

Degenfeld

Degenfeld, altadliges Geschlecht; stammt aus Baden in der Schweiz, wo seine Ahnen Tägerfeld hießen; Konradin v. D., Hofmeister Johanns von Schwaben, wurde in die Ermordung Kaiser Albrechts verwickelt u. seine Stammburg Tägerfeld bei Aarau zerstört; er wanderte nach Schwaben aus u. setzte das Geschlecht fort; die Familie wurde 1625 in den Reichsfreiherren- u. die eine, von Konrad V. stammende Linie 1716 in den Reichsgrafenstand erhoben. Bes. merkwürdig sind: 1) Christoph Martin, Sohn von Konrad V., geb. 1588 in Schwaben, diente Anfangs in Ungarn u. Böhmen unter Wallenstein u. Tilly, u. wurde 1625 in den Freiherrnstand erhoben; er diente dann unter Spinola den Spaniern in den Niederlanden u. trat später als Obrist in schwedische Dienste, wo er die Kaiserlichen 1633 bei Dillingen schlug. Als er Ludwig XIII. 1636 mit einigen Regimentern zu Hülfe kommen wollte, ward er unterwegs von Johann v. Werth geschlagen; er wurde Generallieutenant der deutschen Cavallerie, 1639 Colonel général der auswärtigen Truppen, diente 1643 Venedig gegen die päpstlichen [798] Truppen, dann gegen die Türken in Dalmatien, machte sich bes. durch die zweimalige tapfere Vertheidigung Sebenicos berühmt, nahm disjustirt den Abschied u. st. 1653. 2) Marie Susanne Loysa, Tochter des Vorigen, geb. zu Anfang des 17. Jahrh.; war Anfangs Hoffräulein bei der Gemahlin des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, der sich nach Scheidung von seiner Gemahlin mit ihr 1657 morganatisch vermählte u. ihr vom Kaiser den Titel einer Raugräfin erwirkte. Sie hatte 14 Kinder vom Kurfürsten u. st. 1677. Vgl. Lipowsky, Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfalz, u. Marie Susanne Louise, Raugräfin von Degenfeld, Sulzb. 1624. 3) Christoph Martin, Enkel von D. 1), welcher die Erbtochter des Herzogs Meinhard von Schomburg u. Mestola heirathete, war königlich preußischer Staatsminister, wurde 1716 in den Grafenstand erhoben u. nannte sich seitdem D.-Schomberg od. Schonburg. Die 3 noch blühenden freiherrlichen Linien stammen von Hans Christoph: A) die gräfliche Linie D.-Schonburg od. Schomberg, in Württemberg, Baden, Ungarn u. Siebenbürgen begütert, jetziger Chef: 4) Graf Christoph, Sohn des 1807 verst. Grafen Eugen Friedr. Christ. Gustav, geb. 21. Sept. 1797, ist vermählt seit 1837 in 2. Ehe mit Auguste geb. Gräfin von Normann-Ehrenfels (geb. 1815); sein ältester Sohn aus 1. Ehe (mit der 1831 verstorbenen Charlotte geb. Gräfin Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin) ist Graf Christoph, geb. 1824 u. seit 1849 nach Amerika ausgewandert; sein 2. Sohn Graf Alfred ist geb. 1826. 6) Graf Ferdinand, Bruder des Vorigen, geb. 21. Juli 1802, ist württembergischer Gesandter in München u. vermählt seit 1853 mit Anna Katharina geb. Wanner. B) Die freiherrliche Linie: a) Linie zu Eulenhof, jetziger Chef: 6) Freiherr Udo, Sohn des 1845 verst. Freiherrn August, geh. 1820, vermählt mit Marie geb. Imhof, sein Sohn August ist geb. 1853. b) Linie zu Neuhaus, jetziger Chef: 7) Freiherr Ferdinand, Sohn des 1792 verst. Freiherrn Eberhard, des Stifters dieser Linie, geb. 1772, ist badenscher Oberforstmeister a. D. u. vermählt seit 1808 mit Auguste geb. von Freystedt; sein Sohn Alfred ist geb. 1816. c) Linie zu Ehrstädt, gestiftet von dem 1812 verstorbenen Freiherrn Christoph Ferd. Friedr., jetziger Chef: 8) Freiherr Edmund, Enkel des Stifters dieser Linie u. Sohn des 1831 verstorbenen Freiherrn Ferdinand, geb. 1817, ist vermählt seit 1855 mit Marie geb. v. Hardenberg-Wiederstedt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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