Normann-Ehrenfels

Normann-Ehrenfels

Normann-Ehrenfels, ein altadeliges, ursprünglich von der Insel Rügen stammendes Geschlecht, welches dort schon im 13. Jahrh. begütert war u. sich von da nach Preußen, Pommern, Schweden, Dänemark u. Mecklenburg verbreitete; aus der preußischen Linie wendeten sich Äste nach Württemberg, Nassau u. dem Großherzogthum Hessen; die beiden letzteren befinden sich im anerkannten Besitz der Freiherrnwürde, während der württembergische Ast daselbst, mit dem Rittergut Ehrenfels nebst Masholderbuch u. Wimsheim im Oberamte Münsingen belehnt, 1806 in den Grafenstand erhoben wurde. Denselben erlangte 1) Philipp Christian, Sohn des 1768 verstorbenen preußischen Generalmajors Karl Ludwig von N., geb. 1756 zu Stresow in Pommern, kam nach dem Tode seines Vaters als Page an den Hof des Herzogs Karl von Württemberg, besuchte die Karlsschule, wurde 1778 Regierungsrath u. ertheilte seit 1780 an der Karlsschule Unterricht; 1791 wurde er Präsident des Hofgerichts u. 1800 Geheimer Rath u. Vicepräsident bei der Regierung; er war 1801 u. 1802 württembergischer außerordentlicher Gesandter[112] in Paris u. wurde im December 1802 Staatsminister; 1803 wirkte er als Subdelegirter bei der Reichsdeputation zur Ertheilung der Kurwürde an Württemberg u. wurde in demselben Jahre Mitglied des neuerrichteten Staatsministeriums; 1812 zog er sich von den Staatsgeschäften zurück u. st. 26. Mai 1817 in Tübingen. 2) Graf Karl Friedrich Lebrecht, Sohn des Vorigen, geb. 1784 in Stuttgart, trat 1799 in österreichische Dienste u. wurde 1799 Lieutenant; er trat dann in württembergische Dienste, wurde in der Garde Oberlieutenant,4805 Stabsrittmeister bei den Chevauxlegers, 1806 im Kriege gegen Preußen Rittmeister u. Major u. 1809 Oberst; in dem Russischen Feldzuge 1812 befehligte er das Leibchevauxlegersregiment u. 1813 als Generalmajor die Cavalleriebrigade, welche bei Kitzen unweit Leipzig den Angriff auf das Lützowsche Corps ausführte, darauf aber den 18. October zu den Alliirten überging. Da sein König diesen Übertritt mißbilligte, verließ N-E. die Brigade u. suchte vergebens in Wien Anstellung. Er unterrichtete seit 1816 die Söhne des Landgrafen von Hessen-Philippsthal in den Militärwissenschaften, kehrte aber nach dem Tode des Königs Friedrich nach Württemberg zurück u. lebte in dem Hause seines Vaters als Landwirth. 1822 ging er nach Griechenland, um sich an dem Freiheitskampfe zu betheiligen, bildete in Korinth ein Bataillon Philhellenen u. trat in den Generalstab Maurocordatos, schlug die Türken 1822 bei Kombotti, war auch am 16. Juli bei Peka gegenwärtig u. warf sich nach einem beschwerlichen Gebirgskrieg endlich nach Missolunghi, wo er Ende 1822 starb. Jetziger Chef ist: 3) Graf Wilhelm, Enkel des Vorigen, geb. 1845.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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