- Devonshire [2]
Devonshire (spr. Dewwenschirr). Der erste Viscount von D. war 1) Balduin, welchen Wilhelm der Eroberer zu der Würde erhob, dessen Sohn Richard I. st. ohne Leibeserben, u. nun erhielt 2) Richard v. Redvers die Grafschaft D.; nach seines Enkels Richards III. Tode kam dieselbe an 3) Wilhelm v. Vernon, Richards I. Neffen, u. als dessen Stamm mit Balduin III. in männlicher Linie ausstarb, an 4) den Grafen Wilhelm v. Albemarle, welcher die Erbtochter Isabelle geheirathet hatte, u. nachdem dessen Tochter Eveline, Gemahlin des Grafen Edmund v. Lancaster, kinderlos gestorben war, so gab König Eduard III. D. 1335 an 5) Hugov. Courtenay. Bei dieser Familie blieb D. bis 1556, wo der letzte Courtenay starb; erst 1603 belieh König Jakob I. mit dem Titel den 6) Lord Charles Blount, den Besieger Irlands, u. nach dessen Tode 1618, 7) den Baron William Cavendish von Hardwick, wodurch der Titel an die Familie Cavendish kam, die ihn noch besitzt; sein Nachfolger war 1625 sein Sohn William; diesem folgte 1628 sein erster Sohn William, u. diesem 1684 sein Sohn William, als Herzog 8) William I.; er wurde Lordlieutenant u. Custos rotulorum der Grafschaft Derhy, u. widersetzte sich immer der Hofpartei unter Jakob II.; da er sich sogleich für den Prinzen von Oranien, nachmaligen König Wilhelm III., erklärte, so wurde er von demselben 1694 zum Marquis von Hartington u. Herzog von D. erhoben. Ihm folgte 1707 sein ältester Sohn 9) Wiliam II.; 10) William III., Sohn des Vor., geb. 1698, succedirte 1729, war 1736–1745 Vicekönig von Irland, dann zum zweiten Male Oberhofmeister; er resignirte 1749 u. st. 1755. Sein Nachfolger war sein ältester Sohn 11) William IV., geb. 1720, er wurde 1751 königlicher Oberstallmeister, 1754 Lordlieutenant in Corkshire, 1755 Vicekönig von Irland, 1756 erster Commissar der Schatzkammer u. Lordlieutenant von Derbyshire, 1757 Oberkammerherr u. starb 1764 in Spaa; sein ältester Sohn 12) William V., geb. 1748, wurde 1766 Großschatzmeister von Irland u. starb 1811; er war stets auf der Oppositionspartei; seine erste Gemahlin 13) Georgine Cavendish, Herzogin von D., Tochter des Grafen Spencer, geb. 1757 in London, vermählt 1774, war eine der berühmtesten Schönheiten ihrer Zeit, zugleich vermögend u. geistreich. Fox's Wahl zum Parlamentsdeputirten für Westminster unterstützte sie so leidenschaftlich, daß sie einem Fleischer einen, als Lohn für seine Stimme bedungenen Kuß gab. Selbst Dichterin (sie schrieb u.a. das beschreibende Gedicht: Der Übergang über den St. Gotthard, mit Delilles Übersetzung, herausgegeben, Par. 1802), unterstützte sie junge Talente u. wirkte anregend u. fördernd auf dem Gebiete der Literatur. Sie st. 1806. 14) Elisabeth, Tochter von Hervey, Graf Bristol, Bischof von Derry, vermählte sich in zweiter Ehe mit D. 12), stand mit den vorzüglichsten Staatsmännern Englands in Verbindung, ging 1815 nach Rom, wo sie mit dem Cardinal Consalvi, Canova u. Thorwaldsen in Verbindung stand u. 1824 starb. Sie gab Annib. Caro's Ubersetzung von Virgils Äneide, illustrirt, heraus, Rom 1818, 2 Bde., Fol. (die sie nur in 150 Exemplaren abziehen ließ u. an die vorzüglichsten Bibliotheken Europa's u. ihre Freunde schenkte). 15) William VI., Spencer Cavendish, Sohn von D. 12) u. 13), geb. 1790, folgte 1811 in der Pairie, ging 1826 als englischer Krönungsbotschafter zur Krönung des Kaisers Nikolaus nach Moskau u. 1839 nach Constantinopel u. war dann 1827–28 u. 1830–34 Lordoberkammerherr; er war unvermählt u. st. 18. Januar 1858 auf dem Schlosse Hardwick-Hall. An der Politik nahm er keinen hervorragenden Antheil, blieb aber der liberalen Richtung seines Hauses treu; er schr. Handbook of Chatsworth and Hardwick (Beschreibung des alten Familiensitzes des Hauses), 1846. 16) William VII., Cavendish, Graf von Burlington, Urenkel von William IV., geb. 27. April 1808, studirte in Cambridge, war 1829–30 für die Universität daselbst u. dann bis 1834 für Nordderbyshire Mitglied des Unterhauses; nach dem Tode seines Großvaters, des Lord George Cavendish, kam er in das Oberhaus, war 1836–56 Kanzler der Universität in London u. folgte 1858 dem Vorigen, seinem Vetter, in der Herzogswürde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.