- Embryo
Embryo (gr.), 1) das Kind (bei Thieren das Junge) während der Periode seiner Entwicklung im mütterlichen Körper (od. bei eierlegenden Thieren im Ei) abgesondert von seinen Eihüllen, gedacht. Bei Vögeln bemerkt man vom 1. od. 2. Tage des Brütens an einen sich röthenden Fleck (Embryonalfleck) des Dotters, in dem man bald Gefäße (einen Gefäßraum), dann einen hüpfenden Punkt wahrnimmt, der in der Folge als Herz unterscheidbar wird. Bei Säugethieren sieht man erst mehrere Tage nach der Befruchtung ein Rudiment vom E. deutlich, bei Menschen kaum in der 3. Woche. In der 5. erscheint der E. dann als ein 2–3 Linien langer gallertartiger, bohnenförmiger Körper, wie eine kleine Ameise; das ihn einschließende Ei aber hat etwa die Größe einer Haselnuß bis zu der einer welschen Nuß. Im 2. Monat unterscheidet man Kopf u. Rumpf; jener ist etwa halb so groß wie dieser; die Augen zeigen sich am Kopf wie 2 schwärzliche Punkte, der Mund wie ein Querspalt, die Arme ragen zuerst, dann auch die Füße, als 2 Höcker hervor. Der ganze Körper ist noch blutleer; doch unterscheidet man das durchscheinende mit Blut erfüllte Herz; allmälig kommen auch Spuren der sich bildenden Nase u. Ohren, auch zeitig, wiewohl noch undeutlich, Andeutungen der Geschlechtstheile. Nun hat das Ei die Größe eines Hühnereies. Im 3. Monat sind alle Haupttheile des äußern Körpers deutlich erkennbar; auch beginnt die Knochenbildung. Zu Ende des 4. Monats ist der E. etwa 6 Zoll groß, es scheidet sich nun deutlich der Mutterkuchen in den Eihäuten ab u. die Nabelschnur von ihm aus zeigt sich gewunden. Nun regen sich auch die Elieder auf eine der Mutter fühlbare Weise. Im u. Monat erlangen alle Theile mehr Proportion u. der E. füllt das Ei mehr als vorher aus. Außerhalb des mütterlichen Körpers kann ein soweit gebildeter E. nur einige Minuten leben. Mit 6 Monaten aber, 11–14 Zoll lang u. 24 Loth bis 1 Pfund 24 Loth schwer, vermag er zwar außerhalb der Mutter zu athmen, zu schreien u. zu schlucken, lebt aber höchstens einige Stunden. Nur nach dem vollendeten 7. Monat (28 Wochen) kann er, obgleich in den ersten Wochen selten, noch am Leben erhalten werden. Der gewöhnliche Termin der Reise ist 38–40 Wochen (9 Sonnen- od. 10 Mondenmonate). Zeichen, daß ein Kind frühzeitig, noch im Em. bryonenzustande geboren sei, sind: unvollkommenes Aussehen, faltige Haut, wollige Haare, ein Gewicht von weniger als 5–6 Pfund u. eine Länge von weniger als 18 Zoll, schwache Stimme, Schläfrigkeit u.a. Von den innern Theilen entwickelt sich beim E. vorwaltend das Herz, das zugleich in der Scheidewand seiner Vorhöfe einen unmittelbaren Übergang des Blutes aus der rechten Herzhälfte in die linke, durch das eiförmige Loch u. eine gleiche Communication durch den Botallischen Gang verstattet. Dagegen bleiben die Lungen noch sehr unentwickelt, indem die Blutcirculation durch sie, wegen noch ermangelnden Athmens, noch nicht Statt hat. An deren Statt entwickelt sich die Leber schnell u. stark, indem dies Organ zunächst das Blut aus dem Mutterkuchen durch die Nabelvene empfängt. Mit dem Gehirn entwickeln sich auch die Augen sehr bald u. vorwaltend; der Darmkanal liegt Anfangs bis in den 4. Monat größtentheils im Nabelstrang u. steht mit dem Nabelbläschen in organischem Zusammenhang; in ihm sammelt sich das Kindspech an. Zur Ernährung des E-s trägt der Darmkanal noch nichts bei, da diese unmittelbar von dem durch die Nabelvene zugeführten Blute bewirkt wird. Von der Harnblase geht eine eigene Verlängerung des Urachus aus, die sich bei den meisten Säugethieren in eine eigene Eihaut, die Allantois, erweitert. Der E. liegt im Ei von dem Schafwasser umgeben; durch Zunahme seines specifischen Gewichts u. bei nicht verhältnißmäßiger Zunahme der Menge des Schafwassers, senkt er sich im 7. Monat so, daß er in der Gebärmutter gegen den Muttermund hin, u. zwar mit dem Kopf als vorliegender Theil, eine bestimmte Lage bekommt. Die Schädelknochen bleiben bis nach der Geburt unverwachsen u. also zur Erleichterung des Durchgangs durch das Becken bei der Geburt verschiebbar. Immer hat der E., so lange er in der Gebärmutter verschlossen ist, eine nach der Bauchseite gekrümmte Lage, auch bei Thieren. Bei Thieren, die mehrere Junge auf einmal werfen, liegt nur Eins in der Gebärmutter, die andern in den Hörnern derselben. 2) (Keimling, Bot.), die im Sommer eingeschlossene Anlage zu einer neuen Pflanze, welche gewöhnlich schon die Wurzel, den Stängel u. die ersten Blätter erkennen läßt (vergl Keim). Daher Embryonalis, zum Keime gehörig. Embryonatus, mit einem Keime versehen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.