Falklandsinseln

Falklandsinseln

Falklandsinseln (von den Franzosen Les Malouines [Maluineninseln] genannt), eine unter britischer Oberhoheit stehende Inselgruppe im Atlantischen Ocean, an der Südostküste von Patagonien (Südamerika); sie bestehen aus zwei größeren Inseln (80 QM.) u. ungefähr 360 kleinen Eilanden, Rissen u. Sandbänken mit einem Gesammtflächenraum von ungefähr 113 QM.; Küsten zerrissen u. buchtenreich, die Einfahrt in die Häfen aber wegen der vielen Klippen u. der heftigen Ebbe u. Fluth sehr gefährlich; im Allgemeinen herrscht der Torfboden vor; die Gebirge sind nackt u. öde, das Wachsthum von Bäumen u. Sträuchern wird durch häufige Orkane verhindert, dagegen gedeihen einige Getreidearten u. andere Gräser (charakteristisch das Tussacgras, ein treffliches Viehfutter), Kartoffeln, Gemüse, Flachs u. Rüben; von einheimischen Thieren finden sich wilde Kaninchen, Robben, Penguinen, Wallfische, See- od. Strandvögel, wilde Rindviehherden; Klima oceanisch-gemäßigt u. ziemlich gleichmäßig, im Winter bleibt der Schnee nur selten liegen, dagegen ist der Sommer so kühl, daß der Weizen nicht gedeiht, Winde häufig u. schnell wechselnd, Regen häufig, aber nicht anhaltend, sonnige Tage selten, Luft im Allgemeinen gesund. a) Ost-Falkland od. Soledad, 17 Ml. lang, 10 Ml. breit, besteht aus zwei Halbinseln, von denen die nördliche größere ziemlich gebirgig u. felsig ist (höchste Spitzen: Usborn 2400 Fuß, Mount William 1600 Fuß), aber über die Hälfte gutes Acker- u. Weideland besitzt; die südliche, eine gut bewässerte, nur von niedrigen Hügelreihen durchzogene Ebene, der Boden ebenfalls der Cultur fähig; auf ihr der Hafen Port-Soledad (Port-Louis, Port-Choiseul) am Berley-Sund (Ostküste), wo die ehemalige Niederlassung der Franzosen sich befand. b) West-Falkland, weniger gebirgig, der Boden in u. an den Gebirgen steinicht, in den Ebenen der Cultur fähig u. fruchtbar; c) von den umherliegenden Inseln sind die Jason- (im NW.), Salvages, Anikan- u. Seelöweninseln (im S.) die bedeutendsten. Die Wichtigkeit dieser Inseln für England beruht nur auf ihrer geographischen Lage u. ihrer Bedeutung als Stationsplatz auf der Handelsstraße von Europa nach der Westküste von Amerika. – Schon Amerigo Vespucci soll die F. 1502 entdeckt u. sie wegen der vielen Penguinen, Penguinasinseln genannt haben. 1592 wurde der Engländer John Davids dahin verschlagen; 1593 befuhr Hawkins die Nordküste derselben u. nannte sie Hawkins- (Maiden-[Jungfern-]) land. Nachdem die nördliche 1600 von dem Holländer Sebald de Weert (nach dem sie Sebaldiana genannt wurde), 1683 u. 1684 von Dampier u. Cowley besucht waren, fuhr 1689 Strong zuerst durch den Sund u. nannte die ganze Gruppe nach seinem Gönner, dem Lord Falkland, F. u. die Durchfahrt Falklands-Sund. 1706 u. 1714 kamen Franzosen unter Capitän Fouquet hierher, u. 1708 nannte sie der Franzose Poron nach der Stadt Malouinen, woraus die Spanier Malvinas machten. Der Holländer Roggewein gab ihnen 1721 den Namen Belgia australis. 1763 gründeten die Franzosen unter Bougainville eine Niederlassung daselbst; 1765 nahmen die Engländer unter Byron von einem Theil von West-Falkland Besitz u. Capitän Macbride brachte auch Ansiedler hierher; die Franzosen überließen 1767 den Spaniern ihren Theil der F. gegen eine Entschädigung von 603,000 Livres. 1770 griffen die Spanier die Engländer in ihren Besitzungen an, aber vergebens; jedoch 1774 verließen die Engländer die Inseln von selbst, weil sie gar keinen Vortheil gewährten; die britische Regierung unterließ jedoch ihre Anrechte auf die Colonie zu wahren. Lange nachher schickten die Spanier wieder Besatzungen hin, um von da Einfälle in die benachbarten Länder Amerikas zu machen; auch verbannten sie Verbrecher aus ihren südamerikanischen Colonien dahin. Um 1810 verließen sie sie wieder; 1820 nahm sie Capitän Jewitt für die Argentinische Republik in Besitz, welche 1823 einen Commandante de las Malvinas ernannte; 1825 gründete der Deutsche Ludw. Vernet eine Niederlassung auf der östlichen Insel u. wurde 1829 zum Gobernador de las Malvinas ernannt, mit dem Rechte der Fischerei u. der Jagd u. 30 Jahre Steuerfreiheit. Die Colonie bestand 1830 aus Franzosen, Spaniern, Portugiesen, Deutschen, Gauchos etc., zusammen etwa 100 Köpfe, u. hatte mit fremden Schiffen, die auch da jagen u. fischen wollten, ernstliche Kämpfe; 1831 wurde Vernet von den Amerikanern gefangen abgeführt u. die Colonie zerstört. 1832 nahmen die Engländer wieder Besitz von F. u. schickten 1834 einen Commandanten hin. Nachdem man in England lange über die Colonisation der F. debattirt hatte, entschied man sich endlich 1841 doch dafür, u. 15. Jan. 1842 landete der zum Gouverneur der F. bestimmte Lieutenant Moody mit einem Detachement Sappeurs von Woolwich hier auf den ganz verlassenen F. Der Zweck der Besatzung war ein Depot zu gründen, wo englische Wallfischfänger u. Kriegsschiffe, die nach dem Cap Horn gehen, od. vom Stillen Meer[89] kommen, Proviant u. Schiffsmaterial finden; 1848 ließ sich Capitän Sullivan auf Ostfalkland nieder u. trug sehr viel zur Colonisation der Insel bei, seit welcher Zeit sich auch das Vorurtheil gegen dieselbe sehr vermmdert hat. Vgl. Bernetti, Journal hist. d'une voyage aux isles Malouines. Par. 1763; Penrose, Acconnt of last expedition to Port Egmond in F., Lond. 1772.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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