- Fleckausmachen
Fleckausmachen, das Vertilgen der Flecke aus Zeugstoffen, Papier, Holz etc. geschieht mit Rücksicht auf die chemischen Eigenschaften des Pigments, welches durch Einwirkung anderer Substanzen seine ursprüngliche Färbung verloren hat. Hängen sich die Flecke an, ohne auf das Pigment zu wirken, wie Fette, Wachs u. ähnliche Stoffe, so sind sie am leichtesten durch Äther od. reine ätherische Öle, wie rectificirtes Terpentin- od. Lavendelöl zu entfernen, indem man sie entweder kalt damit reibt od. wäscht, od. sie damit benetzt, auf beiden Seiten mit Löschpapier bedeckt u. ein heißes Platteisen darauf drückt. Zarte Farben erfordern besondere Vorsicht. Zur Verhütung des Entstehens eines wolkigen Randes um die befleckte Stelle, wenn der Fleck selbst gewichen ist, bestreicht man den Fleck rings herum mit aufgelöstem Gummi arabicum, der das Weiterdringen des Fettes durch Einwirkung der Wärme verhindert u. leicht auszuwaschen ist. Ein Probeversuch mit einigen abgeschnittenen Läppchen desselben Zeuges ist bei kostbaren Stoffen rathsam. Weniger empfindliche Stoffe, namentlich tuchene Kleidungsstücke, lassen sich mit Ochsengalle behandeln, so namentlich Rockkragen, an denen sich fettiger Schmutz angesammelt hat. Bei Wachsflecken genügt das Anfeuchten derselben mit Spiritus, worauf das Wachs sich beim Reiben in Pulverform ablöst. Ölfarbe muß wo möglich noch frisch mit Ochsengalle od. Terpentinöl behandelt werden. Ist sie schon getrocknet, so muß sie erst mit ungesalzener Butter, die man mehrere Tage darauf sitzen läßt, erweicht werden, ehe man jene Mittel anwenden kann. Ebenso verhält es sich mit Harz- u. Theerflecken. Gewöhnliche Fettflecke werden auch durch weißen Thon, den man darauf schabt, u. Überfahren mit einem heißen Eisen, unter mehrmaligem Wiederholen, weggebracht. Aus Papier entfernt man Fett. flecke durch weißen Bolus od. Cimolit; aus Holz durch gewöhnlichen Thon, den man naß darauf streicht und trocknen läßt, od. durch Bürsten mit Aschen- od. Pottaschenlange; die durch das letztere Verfahren entstehende gelbliche Färbung läßt sich durch verdünnte Schwefelsäure beseitigen. Mit echten Farben gefärbte Tücher (ausgenommen scharlachroth) können auch mit reiner Seife ausgewaschen werden. Gewöhnlich dienen hier die Fleckkugeln, welche am besten aus, in Weingeist aufgelöster Seife, Eigelb, etwas Terpentinöl u. Walkererde, mit weißem Bolus, so viel davon zur Consistenz nöthig, bereitet werden. Die Flecke werden mit warmem Wasser gewaschen, dann mit der Fleckkugel überstrichen u. rein ausgewaschen. Flecke, welche eine Veränderung der Farbe bewirken, wie Obst-, Wein-, Tinten- u. Rostflecke, so wie alle durch Pflanzenpigmente bewirkte Flecke sind aus ungefärbten weißen Zeugen leicht zu vertilgen, wenn sie in mäßig verdünnte Salzsäure getaucht werden; Tinten- u. Rostflecke auch in Auflösungen des Sauerkleesalzes, der Weinsteinsäure, auch Citronensaft bezeigt sich sehr wirksam. An zweckmäßigsten bedient man sich dabei des Bleichwassers (s.u. Bleichen). Dieselben dienen auch zur Entfernung der Stockflecke. Bedruckte u. gefärbte Zeuge werden aber durch die Säuren, aus welchen diese Mittel bestehen, in den meisten Fällen entfärbt, wo dann die Wiederherstellung der [340] Farbe zwar nicht unmöglich, aber schwierig ist. Im Allgemeinen werden blaue, dunkelgefärbte u. schwarze Stoffe, welche durch eine Säure geröthet werden, mit schwachen Auflösungen von Alkalien, besonders des Salmiakgeistes, in der ursprünglichen Farbe wieder hergestellt; umgekehrt aber, wenn violette od. rothe Pigmente durch Alkalien, Seifenwasser, Kalle, Urin blauliche Stellen erhalten haben, diese durch verdünnte Säuren weggeschafften Flecke, durch schleimige Stoffe aller Art bewirkt, werden am besten mit warmem Wasser ausgewaschen. Bei Stoffen, welche mit delicaten Farben gefärbt sind, ist das Vertilgen der Tinte- u. Rostflecke ohne Zerstörung des Pigments nicht möglich. Den durch Flecke verlorenen Glanz erhalten die Zeuge durch Gummiauflösung u. Pressen wieder. Flecke von rothem Wein gehen am besten durch Waschen mit lauer Milch heraus, Von manchen Weinen bezeigen sie sich hartnäckiger u. verschwinden nur nach mehrmaligem Waschen, bisweilen mit Urin od. verdünntem Salmiakgeist.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.