- Ghauriden
Ghauriden (Ghuriden), asiatische Dynastie, gestiftet von Hussein Ebn Sam, der von einem alten persischen Königsgeschlechte der Pischdadier abzustammen vorgab. Früher war er durch Schiffbruch in mißliche Umstände gerathen u. Mitglied einer Räuberbande geworden; gefangen sollte er hingerichtet werden, doch erhielt ihm eine erneute Untersuchung das Leben. Darauf an den Hof des Sultans Ibrahim von Ghasni gekommen, stieg er zu großen Ehren u. wurde von Massud, Ibrahims Sohn, zum Statthalter von Ghur (woher der Name der Dynastie) erhoben. Husseins Sohn-Muhammed, bereits so mächtig geworden, daß er seinem Herrn Bahram-Schah ein Bündniß anbot, kam nach Ghasni, wurde aber dem Sultan verdächtig u. von demselben 1152 ermordet. Muhammeds Bruder, Suri, erneuerte den Plan auf Ghasni, aber der Sultan schlug ihn; Suri selbst blieb, u. dann kam das Reich an seinen anderen Bruder Ala-Eddin, dieser nahm Ghasni u. setzte seinen Bruder Seif Eddin Sam als Statthalter ein, welchen der zurückkehrende Bahram-Schah nach der Wiedereinnahme Ghasnis ermorden ließ. Ala-Eddin kam, um Rache zu nehmen, nach Ghasni; der neue Sultan Khosru-Schah war geflohen, u. so kam Ghasni 1155 wieder an die G. (vgl. Ghasnaviden). Ihr Reich umfaßte Ghur, Ghasni, Hindostan u. einen großen Theil von Khorasan. Seine Neffen Gajath-Eddin u. Schehab-Eddin, die er als Statthalter in Ghasni zurück ließ, empörten sich dann gegen ihn u. schlugen ihn, setzten ihn aber wieder auf den Thron, den er bis an seinen Tod 1161 behauptete; dann folgte ihm Gajath-Eddin Muhammed, eroberte Ghasni wieder, nahm Kerman u. die Grenzprovinzen Indiens, führte hierauf Krieg mit Takasch, Sultan von Kharesm, eroberte Khorasan u. Herat, wählte diese Stadt zur Residenz u. gab Ghasni seinem Bruder Schehab Eddin Muhammed. Erst als dieser Hindostan größtentheils erobert u. dort die Ghaznavidische Dynastie zerstört hatte, nahm er, statt des Titels Melik, den als Sultan u. Moin el Islam (Stütze des Islams) u. Kasim Emir al Mumenin (Vertrauter des Khalifen) an. Nach dem Tode des Takasch führte er einen neuen Krieg gegen Kharesm u. st. 1203. Sogleich begab sich sein Bruder Schehab-Eddin nach Ghasni u. entsetzte hier dessen Söhne, wurde aber im Kriege mit dem Sultan von Kharesm von diesem u. seinen Bundesgenossen, dem Sultan von Samarkand u. dem Khan der Kitanen, geschlagen u. entkam mit Mühe nach dem Schloß Hindukusch, wo er belagert wurde u. endlich mit Mühe die Erlaubniß erhielt, in seine Staaten zurückzukehren. Nach einem Zuge gegen die Dschakans wurde er auf der Rückkehr 1206 von 20 Dschakans ermordet ohne Kinder zu hinterlassen. Das Ghauridische Reich zerfiel in mehrere Theile: a) in Ghur folgte ihm sein Neffe Gajath Eddin Mahmud, welcher den Ali Schah, Bruder des Mohammed, Sultan von Kharesm, aufnahm, u. deshalb 1208 von Muhammed mit Krieg überzogen, gefangen u. hingerichtet wurde. Schehab Eddin hatte aber mehrere türkische Sklaven adoptirt, welche die anderen Besitzungen von ihm erbten u. dort die Ghauridische Dynastie fortpflanzten; b) in Ghasni folgte ihm Tadsch Eddin Eldoze, welches er 1215 an den Sultan von Kharesm, Muhammed, verlor; dann nahm er Lahore u. andere indische Provinzen, aus denen ihn Iletmisch vertrieb; c) in Multan folgte Nasr Eddin Kobah, den auch Iletmisch vertrieb; d) in Delhi, wohin schon 1193 Kuttub Eddin Ibel als Statthalter gesetzt war, warf sich gegen Kuttubs Sohn Arm Schah Iletmisch (Altumisch) auf, der mit Delhi auch Lahore u. Multan vereinigte, zu Delhi die erste Muhammedanische Dynastie errichtete u. 1233 starb; seine Nachkommen wurden 1393 von Tamerlan vertrieben.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.