Persien [3]

Persien [3]

Persien (Gesch.). I. Alte Geschichte, bis zur Zerstörung des Persischen Reiches durch die Khalifen, 641 n. Chr. A) Von der mythischen Zeit bis zu Alexander dem Großen, 323 v. Chr. a) Griechische Nachrichten nach Herodotos, Ktesias, Diodoros. Die Perser, deren alter Name Artäer war, waren ein kriegerisches Berg- u. Hirtenvolk, in den gebirgigen Gegenden von Fars od. dem eigentlichen P.; um 660 v. Chr. machte sie der medische König Phraortes in so weit von sich abhängig, als er einen jährlichen Tribut erzwang. Mit der Befreiung seiner Nation von diesem Tribut begann Kyros seine große Heldenlaufbahn. Durch einen Sieg bei Pasargada unterwarf er sich um 560 v. Chr. Medien, indem er seinen Großvater Astyages vom Throne stieß. Nachdem er darauf 546 das Lydische Reich gestürzt u. durch seine Feldherren Mazares u. Harpagos die Kleinasiatischen Staaten erobert hatte, zog er gegen Babylon, welches er nach zweijähriger Belagerung 538 eroberte. Dadurch legte er den Grund zu dem Großen Persischen Reiche (s.u. Persien [a. Geogr.] 1). Um seine Eroberung zu behaupten, verband er die rohen Perser u. die cultivirten Meder sehr eng mit einander; in den besiegten Staaten ließ er Heere zurück, verdächtige Völker verpflanzte er aus einer Provinz in die andere, dagegen ließ er die Hebräer aus ihrem Exil wieder nach. Kanaan zurückkehren. Als Kyros 529 starb, folgte ihm sein Sohn Kambyses (in der Bibel Ahasverus), welcher des Vaters Eroberungen fortsetzte u. namentlich Tyros u. Cypern gewann. Durch Verrätherei des Phanes aus Halikarnassos, unterwarf er sich 525 Ägypten, Kyrene u. Libyen bis zu den großen Syrten, dagegen waren seine Kriege gegen die Äthioper erfolglos. Aus Mißtrauen ließ er seinen Bruder Smerdis in Folge eines Traumes, welcher ihn vor demselben warnte, nebst mehren Verwandten hinrichten u. st. 522 in Ägypten an einer Wunde, welche er sich zufällig zugefügt hatte. Mit ihm starb die Familie des Kyros aus. Während der Abwesenheit des Kambyses in Ägypten war in P. eine Revolution ausgebrochen, welche den Magier Gumata, der sich für Smerdis ausgab (daher Pseudo-Smerdis) auf den Thron brachte. Durch Klugheit hielt er sich eine Zeitlang, bald aber schöpfte ein vornehmer Perser, welcher um die Ermordung des Smerdis wußte, Verdacht, u. nachdem der den Thron besitzende König als ein Betrüger entlarvt worden war (s.u. Smerdis), ermordeten ihn sieben verschworene Edle nach achtmonatlicher Regierung, u. mit ihm alle Magier in der Hauptstadt (Magophonie).

Ihm folgte 522 Darios I. Hystaspis aus dem Hause der Achämeniden einer der Verschworenen, durch Götterspruch (s.u. Darios 2), u. suchte sich durch die Vermählung mit Atossa, einer Tochter des Kyros, auf dem Throne zu befestigen. Er dämpfte 517 eine Empörung in Babylon u. eroberte 516 diese Stadt durch List des Zopyros (s.d.), unternahm 513 mit 700,000 Mann einen Zug gegen die Skythen nördlich vom Schwarzen Meer, ohne jedoch etwas gegen sie auszurichten, ließ einen Theil des Heeres unter Megabazos in Thracien u. Macedonien zurück, führte einen glücklicheren Feldzug gegen Indien 509 aus, brachte die nördlichen Gebirgsländer Indiens unter persische Herrschaft u. setzte den Indos als Grenze des Persischen Reiches. Der Aufstand, welchen die asiatischen Griechen auf Anstiften des Aristagoros, Statthalters in Milet, 502 erregten u. die Theilnahme der Athener an demselben wurde Veranlassung zu den Persischen Kriegen. Darios überwand diesmal die Verbündeten, eroberte die ionischen Städte 501 wieder u. zerstörte Milet, wodurch der Aufstand gedämpft wurde. Erbittert gegen die Athener, welche Sardes verbrannt hatten, u. noch mehr gereizt durch den von dort vertriebenen u. an seinem Hofe lebenden Hippias, beschloß er einen Rachekrieg gegen Athen u. Griechenland, welchen 495 sein Schwiegersohn Mardonios ausführen sollte, welcher aber die Flotte am Athos verlor u. in Macedonien eine schwere Niederlage erlitt, worauf Datis u. Artaphernes 490 bei Marathon gänzlich besiegt wurden (s. Persische Kriege). Von der Ausführung eines neuen Rachekrieges gegen Athen wurde er durch eine Empörung in Ägypten abgehalten. Er st. 486 v. Chr. Darios theilte das Land in 20 Satrapien, richtete das Kriegswesen regelmäßiger ein, stellte Eilboten für den Hof an u. gab dem Hofleben der Könige ein glänzendes Äußere. Sein Sohn u. Nachfolger war Xerxes I. Eigentlich hatte Darios einen älteren Sohn aus seiner ersten Ehe, Artabazanes, allein auf Verwenden seiner Mutter Atossa u. auf den Ausspruch des am persischen Hofe sich aufhaltenden, einflußreichen Spartaners Demaratos, daß dem Xerxes das Reich gebühre, weil er dem Darios nach, Artabazanes aber vor seiner Thronbesteigung geboren worden, also Xerxes ein Sohn des Darios als Königs, jener aber als eines Prinzen sei, wurde Xerxes König. Zuerst unterwarf er das empörte Ägypten u. Babylonien u. unternahm dann 480 den zweiten Perserkrieg (s. Persische Kriege) gegen Griechenland, welcher aber durch die Schlacht bei Platää u. Salamis eben so unglücklich endigte, wie der erste. Xerxes floh nach Asien zurück u. überließ sich dem Serailleben u. wurde 465 von Artabanos, Anführer seiner Leibwache, ermordet. Einige vermuthen, daß dieser Xerxes der Nebukadnezar sei, welcher nach dem Berichte der Bibel Jerusalem zerstörte. Nach ihm sank das Reich. Artaxerxes I. Longimanus (Makrocheir, Langhand), dritter Sohn des Xerxes I., folgte. Er dämpfte den über die Hinrichtung des Artabanos (welcher ihn erst auf den Thron gehoben hatte, dann aber ihm nach Thron u. Leben strebte) in Baktrien entstandenen Krieg, bezwang nach langem Kampfe 462 bis 456 Ägypten wieder, mußte aber den kleinasiatischen,[855] von den europäischen unterstützten Griechen nach mehren Siegen Kimons die Freiheit geben, 449; die Empörung des Megabyzos in Syrien beendigte er durch Unterhandlungen u. st. 425. Sein einziger Sohn Xerxes II. folgte ihm 424, wurde aber nach zwei Monaten von seinem Bruder Sogdianos ermordet, welchen wieder nach 7 Monaten (423) sein natürlicher Bruder Ochos mordete u. als König Darios II. Nothos folgte. Seine Regierung unter der Vormundschaft seiner Gemahlin Parysatis wurde durch mancherlei Empörungen der Satrapen sehr beunruhigt, welche durch List u. Bestechung wieder unterworfen wurden, nur Amyrtäos in Ägypten erhielt sich frei von der persischen Herrschaft. Darios unterhielt u. vermehrte die Streitigkeiten der Griechen im Peloponnesischen Krieg (s.d.), obgleich er keinen thätigen Antheil am Kriege nahm, u. st. 404. Ihm folgte sein ältester Sohn Artaxerxes II. Mnemon. Dieser schlug seinen mit den 10,000 Griechen gegen ihn rebellirenden Bruder, Kyros den Jüngeren, bei Kunaxa 401, wurde, als Tissaphernes die abgefallenen Kleinasiaten für jene Empörung züchtigte u. auch der asiatischen Griechen nicht schonte, von dem zu Hülfe gerufenen lakedämonischen Könige Agesilaos zu Lande völlig besiegt, schlug aber gleich darauf durch den aus Athen verwiesenen Konon die spartanische Flotte unter Pisandros so, daß die Lakedämonier den Antalkidischen Frieden schlossen. Den König von Ägypten bekriegte er vergebens u. den Enagoras, Tyrannen von Cypern, konnte er kaum nach achtjährigem Kriege unterwerfen. Eben so unglücklich war sein Zug gegen die Kadusier (361). Er st. 361. Schon bei seinem Leben hatten von seinen 118 Söhnen vier um die Oberherrschaft gestritten. Darios, der älteste, von seinem Vater selbst zum Mitregenten angenommen, wurde wegen einer Verschwörung gegen diesen getödtet, u. von den übrigen behauptete sich Artaxerxes III. Ochos. Er bezwang Kleinasien, welches bei der Nachricht von dem 10 Monate lang verheimlichten Tod seines Vaters abgefallen war, wieder; nur Kappadocien behauptete sich unter Datames gegen ihn. Er machte das Reich auf kurze Zeit wieder mächtig. Als er Ägypten wieder erobern wollte, vertrieben die von Ägypten, Judäa u. Cypern unterstützten Phöniker die Perser aus ihren Städten, aber mit Hilfe griechischer Söldner u. bes. des Mentor aus Rhodos machte er 350 Ägypten wieder zur persischen Provinz. Darauf überließ er sich den Ausschweifungen u. wurde 338 von seinem Lieblinge, dem Ägypter Bagoas, vergiftet, welcher des Königs Sohn Arses auf den Thron setzte. Dieser aber, als er sich selbständig zeigen wollte, fand durch denselben Bagoas 336 den Tod, welcher nun Darios III. Kodomannos auf den Thron erhob. Dieser war ein entfernter Verwandter des Arses, Sohn des Arsanes u. Urenkel von Darios II. Unter ihm kam der alte Plan der Griechen, sich wegen der Kriege unter Darios u. Xerxes zu rächen, zur Ausführung; Alexander der Große stellte sich an die Spitze des Heeres, u. nachdem er ganz Vorderasien u. Ägypten erobert hatte, ging er nach dem Inneren P-s u. besiegte den Darios bei Arbela 331; 330 wurde Darios durch den Verrath des Bessos ermordet u. das Persische Reich gestürzt, welches nun an die Makedoner kam, s.u. Alexanders des Großen Zug gegen Persien. Nachdem die Satrapen den Tod ihres Königs erfahren hatten, unterwarfen sie sich Alexander dem Großen, welcher mehre in ihren Würden bestätigte, anderen Provinzen aber Makedoner vorsetzte. Den Plan Alexanders, aus Persern u. Griechen möglichst Ein Volk zu machen, zu welchem Ende er im Einzelnen persische Sitten annahm, dagegen aber auch die Perser zu gräcisiren suchte, hinderte sein früher Tod 323.

b) Die Nachrichten aus Quellen des Orients weichen von den griechischen fast durchgehend ab. Die erste Dynastie, die der Paischdas (Pischdadier) stiftete Kajumars, ein Semite. Er lebte 1000 Jahre u. regierte 560 Jahre, baute Städte u. war Culturstifter. Sein Enkel, Huschung, legte Wasserleitungen u. Städte an u. regierte 40 Jahre; unter dessen Sohn Tschamuratz wurde der Götzendienst in P. eingeführt; dessen Großneffe, Dschemschid, vollendete Persepolis, theilte das Volk in Klassen, ordnete das Sonnenjahr, wurde aber durch sein Glück übermüthig u. ließ sich als Gott verehren. Zohak, aus dem Geschlecht der Paischdas, nach And. ein Syrer, vertrieb ihn u. regierte höchst grausam. Während seiner 1000jährigen Herrschaft regierten die von Dschemschid abstammenden Athvians (Abiten), deren es neun gab u. deren jeder 100 Jahre herrschte. Endlich machte gegen ihn Kâwâh (Gao), ein Schmied aus Ispahan, eine Verschwörung. Sein Schurzfell als Fahne gebrauchend zog Kawah mit einem Heer gegen Zohak, besiegte u. tödtete denselben u. setzte Feridun zum Regenten ein. Feridun (Afridun), der Sohn des letzten Athvian, eroberte mit Kawah verbunden Iran wieder u. zwang die Tazians (Araber der Wüste), sich an den Ufern des Zare niederzulassen. Nach 500jähriger Regierung folgte sein Sohn Mihnuscheher; er regierte durch seinen Minister Sam, einen Abkömmling Dschemschids, trefflich; dessen Sohn war der gepriesene Nationalheld Rustam (s.d.). Nach 120 Jahren folgte auf Mihnuscheher sein Sohn Nuzer. Ungeschickt u. grausam machte er sich bald verhaßt; Puschung, König von Turan, schickte seinen Sohn Afrasiab mit 30,000 Mann nach P., welcher den König Nuzer nach Sams Tode gefangen nahm. Unter ihm lebten die Duwâzdeh Roch (die 12 Thürme, d.i. die 12 Helden), von Afrasiab zur Entscheidung der Grenzstreitigkeit mit den Türken auserlesen. Afrasiab herrschte nun 12 Jahre in P., bis endlich Zal u. Rustam einen Aufstand erregten u. den Afrasiab verjagten. Zal erhob nun Kischtasp Benzu (Zubah), bei den Griechen Artia, nach Einigen Abkömmling von Mihnuscheher, nach And. von Sam, auf den Thron, welcher in einer Schlacht gegen den König der Turkestan fiel u. dem sein Sohn Kerschasp folgte. Dieser wurde aber als unfähig abgesetzt u. beschloß die Paischdadynastie, welche nach persischen Nachrichten unter 12 Königen 2450 Jahre geherrscht hatte.

Ein Seitenabkömmling der Paischdas, Kai Kobad, bestieg nun den Thron u. gründete die Dynastie der Kaianiden. Für ihn führte Rustam die Regierung; er trieb Afrasiab, welcher wieder in P. einfiel, über den Oxos zurück, u. dieser Fluß wurde zur Grenze zwischen P. u. Turan bestimmt. Kai Kobad regierte 120 Jahre. Für seinen ältesten Sohn Kai Kaus (Kyaxares der Griechen) eroberte Rustam Masenderan, besiegte den König von Hamaveran (Arabien od. Syrien) u. den von Ägypten, so wie das Heer Afrasiabs. Siawusch, der Sohn[856] des Kai Kaus, heirathete die Tochter des Afrasiab, u. sein Sohn war Kai Khosru (Kyros der Große), von welchem die persischen Sagen ähnliches erzählen, wie die griechischen von Kyros. Endlich vertrieb Rustam bei einem neuen Einfall den Afrasiab u. blieb nun sieben Jahre als Statthalter in Turan, bis er, an den persischen Hof zurückkehrend, seinem Sohn Feramurz diese Stelle übertrug. Kai Khosru, welcher indessen in ferne Lande geflohen war, wurde nun aufgesucht, als Enkel u. Erbe Kai Kaus anerkannt u. wurde König. Gleich nach seiner Thronbesteigung ließ er ein Heer sammeln, um Afrasiab, welcher sich wieder zeigte, zu bekriegen u. seinen Vater zu rächen. Rustam, Tus u. Gudurz führten es, u. endlich wurde Samarkand u. Bokhara, des Gegners Hauptstädte, erobert, Afrasiab selbst gefangen, u. Khusru ließ ihn ermorden. Nach einer Regierung von 60 Jahren zog sich der 90jährige Khusru in die Einsamkeit zurück u. verschwand hier. Ihm folgte Lohrasp (Kambyses), Schwiegersohn des Kai Kaus u. Adoptivsohn Khusrus. Er machte gegen Westen Eroberungen, u. sein Feldherr Bucht el Nasser nahm Jerusalem. Sein Sohn Kischtasp (Guschtasp, der griechische Darios Hystaspis od. Kyaxares) erhielt nach ihm die Regierung. Unter Guschtasp führte Zoroaster (Zerduscht) den Feuerdienst ein; deshalb wurde Guschtasp mit Ardschasp, dem König von Turan, in Krieg verwickelt. In diesem Kampfe führte Isfundir, Sohn Guschtasps, die Perser zum Siege. Kaum hatte aber Guschtasp diesen seinen Sohn aus Argwohn einkerkern lassen, als Ardschasp wieder erschien, Bulkh, die Hauptstadt P-s eroberte, u. Guschtasp besiegte. Isfundir unternahm nun Züge in das Abendland. Zurückgekehrt, verlangte er die Krone, Guschtasp wollte sie ihm aber nicht eher geben, bis er den mehr als 500 Jahre alten Rustam, welcher sich in Sedschestan unabhängig gemacht hatte, bezwungen hätte. Beide Haupthelden der persischen Romantik kämpften zwei Tage lang, zuletzt unterlag Isfundir. Guschtasp starb nach 60jähriger Regierung.

An der Stelle des Guschtasp u. seiner Vorfahren nennen die Monumentalinschriften den Darajawusch (Darios). Nach der Inschrift zu Bisutun (s.d.) lautet dessen Genealogie u. Geschichte: sein Vater war Vashtaspa, dessen Vater Arshama, dessen Vater Arigaramna, dessen Vater Chishpish, dessen Vater Hakhamanisch. Vor seiner Regierung herrschte Kabujiya, Sohn des Khurusch; dieser hatte einen Bruder Bartiya, welchen er tödtete. Darauf ging Kabujiya nach Ägypten, u. während seiner Abwesenheit fanden Empörungen in Persien, Medien u. anderen Provinzen Statt. Nämlich ein Magier, Namens Gumata, gab sich für Bartiya aus, ihm fiel Persien, Medien etc. zu, u. Kabujiya starb vor Kummer. Den Gumata tödtete Darayawusch in der Burg Sikthauwatisch (d.i. Sidikes) in der medischen Provinz Nisaya, stellte den von Gumata abgeschafften Cultus u. Regierung wieder her, unterwarf den empörten Satrapen Atrina, Sohn des Upadarma, in Susiana; Natitabira in Babylon, welcher sich für Nabukhadrachara, Sohn des Nabunita, ausgab; Martiya in Susiana, Fravartish in Medien durch seinen Feldherrn Vidarna, die Armenier durch Dadarschisch u. Wumisa, den Chitratakhma in Asagartiyen durch Khamaspada, die Parther durch Vashtaspa, Frada (Phrates) in Margiana durch den baktrischen Satrapen Dardashish, den zweiten falschen Smerdis, Vahyazdata in Persien durch Artawartiya, den Arakha in Babylonien durch Vidafra.

Nach den orientalischen Angaben folgte Bahman (Ardidschir Dirasdust, Artaxerxes Longimanus), der Sohn Isfundirs nach Guschtasp als König. Unter ihm fiel Rustam durch die Verrätherei seines Bruders, u. Bahman fiel nun gleich in dessen Land ein u. besiegte Feramurz, dessen Sohn. Im Westen unterwarf er Babylon u. gab auch den Juden auf Rath seiner Gemahlin, einer Jüdin, Regenten aus ihrem eigenen Volke wieder. Er regierte 112 Jahre. Seine Tochter, Homai, folgte ihm; sie baute den Palast zu Persepolis u. übergab nach 32 Jahren die Regierung ihrem Sohne Darab II. (Darios Kodomannos). Dieser regierte nun 12 Jahre, kriegte gegen Makedonien u. bezwang Philipp u. nöthigte diesen, ihm seine Tochter zur Gemahlin zu geben. Bald schickte er diese aber zurück; sie war mit Alexander (Secunder) schwanger u. dieser also ein Sohn des Darab. Secunder machte daher auf sein Erbe Anspruch, od. kam nach Anderen über den von Makedonien verweigerten Tribut mit P. in Streit u. besiegte Darab.

B) Persien unter den Seleukiden u. Arsakiden bis 226 n. Chr. Nach Alexander des Großen Tode 323 v. Chr. zerfiel dessen Reich in viele kleine Staaten, denen die Diadochen, früher Statthalter derselben, als Könige vorstanden. Kleinasien besaß Lysimachos u. Demetrios, Syrien Antigonos, Babylonien Seleukos, Ägypten Ptolemäos, die östlichen u. nördlichen Provinzen des Persischen Reiches machten sich unter ihren bisherigen Satrapen auch wohl unabhängig. Bald aber begann unter den einzelnen Königen Streit; Antigonos, König von Syrien, vertrieb den Seleukos 301 aus Babylonien, dieser aber eroberte nicht allein Babylonien wieder, sondern gewann auch Syrien, Medien, Susiana u. gründete aus dem Theile Asiens, welcher nun P. heißt, die Dynastie der Seleukiden, welche das Reich von Syrien aus regierten, s.u. Syrien. Unter Antiochos II. Theos, riß sich ein Statthalter in Pontos, Arsakes, los u. gründete seinen Nachkommen, den Arsakiden, das Parthische Reich, s.d. Bald vergrößerte sich dasselbe immer mehr, bis es das Kaspische Meer, den Oxos, Indos, den Persischen Meerbusen u. den Euphrat zur Grenze hatte, also so ziemlich das jetzige Ost- u. Westpersien umfaßte, s.u. Parthien (Gesch.). Unter die Regierung der Arsakiden fällt auch die erste Verbreitung des Christenthums in P.; der Metropolit der persischen Gemeinde war der Bischof von Seleukia-Ktesiphou.

C) Mittleres Persisches Reich unter den Sassaniden; 227–641 n. Chr. 227 n. Chr. stand ein Perser, Ardschir Babekan od. Artaxerxes (IV.) I., ein Sohn Sasans u. Enkel Babeks, auf, welcher durch Entthronung des letzten parthischen Königs, Artabanos IV., dessen Länder unter persischer Hoheit brachte u. so die Perser wieder zu Herrschern in Asien machte. Er stiftete die Dynastie der Sassaniden. Nach morgenländischen Nachrichten vernichtete schon Ardschirs Vater, Babek, das Reich der Parther, setzte aber seinen Sohn Schapur zum allgemeinen König u. Beherrscher ein. Allein Ardschir vertrieb nach Babeks Tode seinen Bruder Schapur, setzte sich auf den Thron u. machte nun Ansprüche auf alle ehemals der alten Monarchie unterwürfig gewesenen Länder; daher z.B. ein harter Kampf wegen Mesopotamiens, welches er endlich doch gegen den Kaiser Severus behauptete.[857] Mit Ardschir beginnt das persische Ritterthum. Auf Ardschir folgte 241 sein Sohn Schapur (Sapor) I.; er unterwarf Armenien, zwang die römische Besatzung von Karrhä u. Nisibis zur Übergabe u. verbreitete Schrecken auf beiden Seiten des Euphrat; den römischen Kaiser Valerian, welcher herbeigeeilt war, um Schapurs Eroberungen zu hemmen, schlug u. fing er 260 bei Edessa; eroberte Syrien, Kilikien u. Kappadokien, aber aus Syrien vertrieb ihn Sampsikeramos nach einer großen Niederlage, u. Odenatus zwang ihn über den Euphrat zurückzugehen. Schapur st. 271. Sein Sohn u. Nachfolger Hurmuz (Hormisdas) I. regierte nur 14 Monate (271–272). Er begünstigte die Manichäer, denen er eine eigene Stadt baute. Ihm folgte sein Sohn Baharan (Vararanes) I., welcher die Manichäer aus seinem Reiche wieder vertrieb u. trotz seiner löblichen Regierung ermordet wurde 276. Sein Adoptivsohn Baharan (Vararanes) II., 276–93, ein Anfangs grausamer, dann auf die Vorstellungen der Magier guter Fürst, verlor an die römischen Kaiser Carus u. Diocletian Mesopotamien u. Armenien. Seinem Sohne Baharan (Vararanes) III., 293–294, folgte wieder dessen Sohn Narses, welcher nach abwechselndem Glücke jene beiden Länder u. Assyrien im Frieden 303 an Diocletian abtreten mußte, so daß der Araxes die Grenze zwischen P. u. dem Römischen Reiche bildete. Er regierte bis 303, wo ihm sein Sohn Hormuz (Hormisdas) II. 303–309, ein gerechter u. strenger Fürst, folgte. Sein Sohn Schapur (Sapur II.) der Große, wurde noch ungeboren im Mutterleibe nach dem Tode seines Vaters zum König gekrönt; er war ein tapferer Fürst, den Thair, welcher seine Hauptstadt geplündert hatte, verjagte er dafür aus Yemen, entriß den Römern mehre Provinzen in Mesopotamien u. schlug sie 348 unter Constantius bei Singara; über die Christen, welche Constantin der Große seinem Schutze brieflich empfohlen hatte, verhängte er (343) blutige Verfolgungen, in welchen der Bischof Symeon von Seleukia den Märtyrertod erlitt u. welche mit Unterbrechung bis zum Tode Schapurs dauerten; Nisibis aber belagerte er 346 u. 350 vergebens; der Einfall der Massageten richtete seine Waffen gegen Norden. 359 begann Schapur die Einfälle in Mesopotamien wieder, aber er konnte nur Amida erobern, auch gegen die Araber war er unglücklich; mit dem römischen Kaiser Jovian machte er Frieden, nachdem ihm die früher entrissenen Provinzen wieder gegeben waren; auch Armenien eroberte er wieder u. st. 380. Sein Nachfolger war ein Anverwandter, Ardschir od. Artaxerxes (V.) II., bis 363, nach Einigen als Vormund seines Bruders Schapur (Sapor) III. Dieser regierte selbst bis 388. Unter seinem Sohne Baharan Kermanschah (Vararanes IV.) brach 399 eine große Empörung aus, bei deren Dämpfung er erschossen wurde. Sein (Sohn od.) Bruder Yezdedschird (Isdegerd I.) wurde 399 vom Kaiser Arkadius zum Vormunde seines Sohnes Theodosius II. bestellt; deshalb enthielt er sich aller Angriffe auf das Römische Reich, dagegen bekam er 412 von Tigranes VI. Armenien; das Christenthum breitete sich unter ihm sehr in P. aus, doch zog der unbesonnene Eifer des Bischofs Abdas von Susa, welcher einen Feuertempel zerstören ließ, den Christen eine Verfolgung zu. Er st. 419. Nach seinem Tode wählten die Perser den Kosra, aber durch Unterstützung der Araber kam Yezdedschirds Sohn Baharan Gur (Vararanes V.), welcher Christ geworden war, 420 auf den Thron. Er schlug einen Angriff der Turkestaner zurück u. machte einen glücklichen Kriegszug nach Indien; er st. 440. Sein Sohn Yezdedschird II. od. Vararanes VI. kriegte gegen die Römer u. Hunnen, beeiferte sich, den Feuerdienst mit Gewalt in allen seinen Staaten auszubreiten, weshalb sich der Armenier Partan empörte u. das Christenthum vertheidigte, endlich aber besiegt wurde; er st. 457. Nun schwang sich Hormuz (Hormisdas) III. zum Nachtheil seines älteren Bruders Firuz (Pherozes) auf den Thron, doch mußte jener diesem bald weichen u. Firuz regierte bis 488. Er trug seine Waffen nördlich des Oxos u. bekriegte die Hunnen, gegen welche er fiel. Noch unglücklicher war sein jüngerer Bruder Balasch (Valens), 488–91, welcher, von den Hunnen überwunden, einen Theil seines Gebietes an dieselben abtreten u. ihnen zinsbar werden mußte. Er fiel 491 endlich im Kampfe gegen die Tataren. Kobad (Kabades), Sohn des Firuz, folgte ihm. Er begünstigte aber einen Schwärmer, Mozdak, welcher die Weibergemeinschaft predigte, u. wurde deshalb vom Throne gestürzt u. gefangen gesetzt, entkam jedoch u. vertrieb 498 mit Hülfe der Hunnen seinen Gegenkönig Dschamasp. Er verfolgte die Christen, bes. die Manichäer, bekriegte 500 den griechischen Kaiser Anastasius, eroberte 502 Amide, verlor es aber wieder. Ihm folgte 531 Khosru I. Nushirvan der Große, sein dritter Sohn. Nachdem er seine beiden älteren Brüder hatte ermorden lassen schloß er mit den Römern Friede, brach aber nach drei Jahren wieder in das Römische Gebiet ein, verheerte Mesopotamien u. Syrien, wurde zwar von Belisar 542 zurückgeschlagen, erhielt jedoch von Justinian Tribut. Die Lazen u. Kolcher hatten sich der Herrschaft der Byzantiner entzogen u. unter die Perser gestellt; da aber Khosru sie aus ihrem Lande führen u. in sein Reich verpflanzen wollte, kehrten sie aus Liebe zu ihrem Vaterlande unter die byzantinische Herrschaft zurück. Darüber führte Khosru mit den Byzantinern den Lazischen od. Kolchischen Krieg, in welchem er unglücklich war; er st. 579 während der Friedensunterhandlungen. Gegen ihn brach eine einzige Empörung aus, geleitet von seinem mit einer Christin erzeugten Sohne Nuschizad; dieser wurde besiegt u. getödtet. Khosru beförderte bes. Ackerbau u. Wissenschaften u. war überhaupt ein weiser u. tapferer Fürst; unter ihm begriff das Persische Reich alles Land vom Mittelmeer bis zum Indos, vom Jaxartes bis Arabien u. zur Grenze Ägyptens. Ihm folgte 579 der grausame Hormuz (Hormisdas) IV., welcher zwar durch seinen Feldherrn Baharan die Hunnen besiegte, aber bald diesen Heerführer so gegen sich aufbrachte, daß derselbe ihn 591 in den Kerker warf u. blenden ließ. Baharan (Vararanes) bestieg nun auf eine Zeit lang den Thron, bald aber wurde Khosru II. (Pervaz), Sohn Hormuz' IV., 591 von dem Kaiser Mauritius, zu welchem er geflohen war, wieder eingesetzt. Nach dessen Tode fiel er in das Byzantinische Reich ein, eroberte ganz Kleinasien, Syrien, Jerusalem (von wo er das Kreuz Jesu nach P. schaffen ließ) u. Ägypten, aber der Kaiser Heraklios setzte seinen Eroberungen ein Ziel. Glanzvoll war sein Hofstaat, er hielt allein 50,000 Pferde u. 1200 Elephanten in seinen Ställen. Er wollte seinen ältesten Sohn Schirueh von der Regierung[858] ausschließen, dieser empörte sich daher, warf ihn in den Kerker u. tödtete ihn hier 628. Khosru II. erhielt auch von Muhammed eine Aufforderung, den Islam anzunehmen. Seit Khosru eilte das Sassanidische Reich seinem Untergange zu Schirueh Kobed (Siroes) st. 628 schon nach acht Monaten; sein siebenjähriger Sohn Ardschir od. Artaxerxes (Vl.) III. wurde nach fünfmonatlicher Regierung 629 von Sarbar (Scheheriar) ermordet; dieser folgte als König, wurde aber bald durch Barahanes, einen Sassaniden, verdrängt (statt dessen wird von Anderen eine Tochter Khosru's II., Barane, als Königin genannt). Nach dieser folgte Jaon Schir, u. auf diesen, 630, Burandokht (Puramdokht), als Königin, nach deren baldigem Tode ihr Geliebter Dschihan Scheda (Schah Schenedah). Dieser wurde auch bald entsetzt, u. Arzemidokht, die zweite Tochter Khusru's II., wurde Königin; Ferokh Hurmuz faßte Liebe zu ihr u. trug sich ihr an, sie ließ ihn aber tödten; dessen Sohn Rustam sammelte deshalb ein Heer u. tödtete sie 632. Man war nun um einen König sehr verlegen, denn er sollte durchaus von sassanidischem Geschlechte sein. Zwar fand sich ein Abkömmling in Kesra, Ahwaz, auf u. wurde auf den Thron erhoben, allein bald ermordet, hierauf erhob man Feroksah, einen natürlichen Sohn Khosru's' II., auf den Thron, vergiftete ihn jedoch schon nach Monatsfrist, u. Yezdedschird III., Khosru's Enkel, nahm nun 632 seine Stelle ein. Allein er wurde von dem Khalifen Omar angegriffen, 636 auf die Provinzen Kerman u. Sedschestan beschränkt, bei Nahavend geschlagen u. 649 bei der Flucht über den Oxos ermordet. So endigte die Dynastie der Sassaniden.

II. Von dem Untergang des Persischen Reichs durch die Khalifen (636) unter verschiedenen Herrschern bis zu der Errichtung des Neu-Persischen Reichs durch die Sofis, 1505. a) Die Khalifen, welche das eroberte P. durch Statthalter regieren ließen, suchten den Besiegten den Islam aufzudringen; aber derselbe fand nur langsam Eingang, u. die ihrer alten Religion, der Lehre Zoroasters, treu bleibenden Perser zogen sich nach der nordwestlichen Küste von Indien od. in einzelne weniger zugängliche Theile P-s zurück, wo ein Theil als Guebern od. Parsen in Yezd, Tafft, Kirman u. Teheran noch heute lebt, (s.u. Parsen). Nach u. nach machten sich die arabischen Statthalter auch in P. immer mehr unabhängig von den Khalifen, u. so entstanden eigne Herrschergeschlechter, die nur dem Namen nach den Khalifen in Bagdad unterthänig waren, so b) die türkische Dynastie der Taheriden in Khorassan, 820–872, s. Taheriten; c) die persische Dynastie der Soffariden 872–901, in Khorassan u. Fars, s. Soffariden; d) die der Samaniden, welche sich 874 in Mavaralnar von Khorassan unabhängig machten, die Soffariden stürzten u. bis 999 bestanden, s. Samaniden; e) die Delemiden od. Buiden in Dilem. Ali Buyab, Feldherr des Statthalters der Provinz Mukan u. Beherrscher von Dilem, bemächtigte sich um 933 der Länder von Khorassan bis Bagdad u. ließ sich um 945 zum Emir al Omra ernennen. Sein Bruder Amad ed Daulah folgte ihm bei seinem Tode u. theilte das Land unter seine Söhne, aber Azud ed Daulah wurde Herrscher über ganz P. u. Arabien südlich von Khorassan u. beherrschte das ganze Khalifat. Seine Macht wurde nun Gegenstand des Streits zwischen seinen Brüdern, Söhnen u. Neffen. Nach 30jährigem Streit nahm der Ghasnavide Mahmud Azuds Neffen, Musid ed Daulah, König von Khorassan, 1029 gefangen, u. das Haus der Buiden war nun auf Fars, Kerman, Irak Arabi u. die Gegend von Bagdad beschränkt; der Seldschuk Toghrulbeg vertrieb zwar den Emir al Omra, Malik Rehim Dilemih, 1056 von dieser Stelle, aber noch später bekleideten die Buiden Statthalterstellen von Schiras; der letzte starb im Dienste Alp Arslans. Daneben u. darnach herrschte f) die Dynastie der Ghasnaviden, welche die Samaniden stürzte, 970 bis 1184, u. g) die der Ghauriden bis 1215, s. Ghasnaviden u. Ghauriden. Fast gleichzeitig mit den Ghasnaviden traten h) die türkischen Seldschuken (s.d.) in P. auf; Massud gab ihnen um 1037 Ländereien in Khorassan u. nach seiner Niederlage machten sie sich zu Herren dieser Provinz. Ihr Führer Toghrulbeg I. eroberte 1055 von da aus Bagdad u. Khorassan u. ließ sich vom Khalifen zum obersten Feldherrn bestellen. Sein Neffe, Alp Arslan, welcher mit dem Vezier Nizum-ul-Mulk gut regierte, folgte ihm um 1065; er fiel 1070 in Georgien ein, besiegte den griechischen Kaiser Romanus Diogenes u. wurde 1072 getödtet, als er auszog, um sein Stammland Turkestan wieder zu erobern. Sein Sohn Malek Schah ließ sogleich seinen Oheim u. Mitbewerber um die Krone, Kawder Beg, tödten, eroberte Syrien, Ägypten, Bokhara, Samarkand, Khaurzim, das Land weit jenseit des Jaxartes u. Kaschgar. Sein Reich erstreckte sich von der Chinesischen Mauer u. dem Indus bis an das Mittelmeer. Er ließ Kanäle u. Schulen anlegen, beförderte den Ackerbau u. führte einen neuen Kalender ein. Als er 1092 starb, brachen Kriege unter seinen Erben aus; zuerst erhielt der jüngste, Mahmud, kaum vier Jahr alt, unter Vormundschaft seiner Mutter, die oberste Gewalt, allein bald bemächtigte sich der älteste, Barkijarok (Burkgarkh), derselben u. theilte, da Mahmud gestorben war, mit seinen andern Brüdern, Muhammed Abu Schudschah Gaiath ed Din I. u. Sandschar; jenem gab er Aserbeidschan, diesem Khorassan u. das Land jenseit des Oxos; er selbst herrschte in den übrigen bis 1104, wo er starb. Sein Sohn, Malek Schah II., wurde von Muhammed verdrängt, welcher u.a. auch Kämpfe gegen die Kreuzfahrer bestand. Er st. 1118 zu Isfahan, u. sein Sohn Mahmud od. Muhammed Abul Kassim folgte ihm, wurde aber seinem Oheim Sandschar unterworfen u. war blos Vicekönig von Irak. Nach Sandschars Tode 1119 erhielt Kassim die Regierung wieder u. st. 1130. Mehre Fürsten aus dem Stamme der Seldschucken herrschten nun noch über ein halbes Jahrhundert; der letzte von diesen war Toghrul III., welcher von dem Sultan von Khaurzim, Takusch (Tagasch), welcher sich unabhängig gemacht hatte, 1192 besiegt u. getödtet wurde. Mit ihm endigte die Dynastie der Seldschuken. Zweige davon verbreiteten sich nach Ikonion, Aleppo u. Ägypten in besonderen Dynastien; vgl. Saladin. P. zerfiel nun unter einzelnen Häuptlingen (Atabeks), welche hier Dynastien gründeten. Dergleichen waren: i) die Schahs von Khaurzim od. Khowaresmien; Takusch, welcher die Seldschukendynastie stürzte u. den Ghauriden Khorassan abnahm, starb bald. Sein Sohn Muhammed gewann Mavaralnar, stürzte[859] die Ghuriden u. eroberte den größten Theil P-s, wurde aber 1220 von Dschengiskhan besiegt u. starb bei Asterabad auf der Flucht; sein Sohn Dschebel Eddin Mankberni kämpfte noch eine Zeit lang männlich gegen den Strom, bis er endlich 1230 auch den Mongolen unterlag u. umkam. k) Atabeks von Aserbeidschan, von einem türkischen Sklaven, Illidschug, entsprossen, welcher bald Vezier bei den letzten Seldschuken wurde; eben so dessen Nachkommen. Einer derselben, Abubekr, erhielt Aserbeidschan als Atabek, sein Bruder, Mukuffer, wurde vom Schah von Khaurzim besiegt u. getödtet. l) Atabeks von Fars, Abkömmlinge Sulghur's, eines türkischen Feldherrn im Dienste der Seldschuken u. Statthalters von Fars; dessen Urenkel, Sunkur, befreite sich schon 1148 von der Abhängigkeit von den Seldschuken u. er u. seine Nachkommen regierten unabhängig zu Schiras. Einer von Letzteren, Saad I., unternahm einen Angriff auf Ispahan u. kam hierbei in die Gefangenschaft des Schah Muhammed von Khaurzim, doch ließ ihn dieser wieder frei. Ihm folgten sein Sohn Abubekr, sein Enkel Saad II. u. dann dessen unmündiger Sohn, welcher bald umkam, worauf Muhammed, ein Fürst aus der Familie Sulghurs, den Thron bestieg, aber bald ermordet u. dessen Bruder Seldschuk auf den Thron gesetzt wurde. Dieser vermählte sich mit der Königin, ließ sie aber bald darauf enthaupten u. auch mongolische Gesandte, welche darüber ihr Mißfallen äußerten, tödten. Deshalb fielen die Mongolen unter Khan Hulaku in Fars ein u. erschlugen Seldschuk 1269. Eine Prinzessin aus dem Hause Sulghur wurde nun an einen vornehmen Mongolen, Timur, vermählt, mit ihr starb aber bald darauf der ganze Stamm aus. m) Atabeks von Luristan u. n) die Hussunieh (persisch Fedawih), gestiftet von Hussun Subah, welche unter dem Namen Assassinen bekannt sind. Auch sie gingen mit dem Einfall der Mongolen zu Grunde.

Durch Dschengiskhans Sieg über die Schahs von Khowaresmien kam P. unter die Mongolen; diese vernichteten allen Anbau, zerstörten die Städte u. machten das Land zur Wüste. 1227 starb Dschengiskhan, u. sein vierter Sohn, Tauli (Tuli) wurde Statthalter in P., Khorassan u. Kabul, starb aber bald nach seinem Vater. Dessen Sohn Hulaku Khan eroberte Syrien, Kleinasien u. Irak-Arabi, machte sich von dem Großkhan unabhängig u. gründete die Dynastie der Ilkhane in P. Er nahm seine Residenz zu Maragha in Aserbeidschan, lebte hier der Philosophie u. Astrologie u. ließ die Ilkhanischen Tabellen entwerfen. Er st. 1264, u. ihm folgte sein Sohn Abaka Khan; er wies die Einfälle Barkah Khans von Bokhara in Aserbeidschan u. Borak Oglans in Khorassan zurück, zeigte sich dem Christenthum geneigt u. st. 1282. Sein Bruder Nikudar Achmed Khan folgte ihm; er war erst Christ (u. hieß als solcher Nikolas), aber dann verfolgte er die Christen, darüber erhoben sich Unruhen, u. 1284 tödtete ihn sein Neffe Arghun u. bemächtigte sich des Reichs. Unter ihm u. seinem Minister Saad-ed-Dulah wurden die Christen geschützt u. die Muhammedaner verfolgt; Arghun st. 1291. Ihm folgte Key Katu, ein milder, aber durch seine Verschwendung u. Frauenliebe zu manchen Ungerechtigkeiten verleiteter Fürst, welcher, um seinen Geldverlegenheiten abzuhelfen, Schatzanweisungen in Umlauf brachte. Diese Maßregel brachte ihm aber den Untergang, denn Baidu Khan, Nachkomme von Hulaku Khan, benutzte die deshalb entstandene Unzufriedenheit, stürzte Key Katu in einer Empörung 1294 u. ließ ihn hinrichten. Nach wenigen Monaten wurde er aber durch seinen Neffen Ghazan Khan, den Sohn Arghun Khans, entthront. Dieser verbesserte die Rechtspflege, erhob die königliche Gewalt über die der Unterbefehlshaber, kriegte mit den Mamlukensultanen Ägyptens, schloß mit Papst Bonifacius VIII. ein Bündniß u. nahm den Islam an. Er st. 1303 in einem Feldzuge nach Syrien. Unter Muhammed Khodah Bundah (Oldschaitu Khan) machten die Dschagataitataren einen Einfall in Khorassan u. brach in Ghilan ein Aufstand aus. Er bekannte sich zuerst zur Secte Alis, daher sein Andenken noch in P. geachtet ist; er gründete Sultanieh, machte es zur Hauptstadt seines Reichs u. st. 1316. Für seinen zwölfjährigen Sohn Abu Seyd führte sein Vezier Amir Schubar die Regierung; Abu Seyd, dadurch beleidigt, daß ihm der Khan seine Tochter verweigerte, ließ ihn hinrichten, starb aber bald darauf 1335 ohne Erben u. mit ihm schloß sich die Dynastie der Ilkhane. Schubars Söhne, Hussein Kuscheck u. Aschraf, rissen die Herrschaft 1344 an sich; sie werden die Dschinkanier genannt, ihre Herrschaft endigte 1351 durch Angriffe der Ilkhane, Mongolen u. rebellischen Unterthanen. Statt ihrer kam 1356 Hussein Burdzuk (Buzenk), Nachkomme des alten Fürstengeschlechts von Arghun, auf den Thron u. gründete in Bagdad ein kleines Fürstenthum; er hinterließ dasselbe seinem Sohn Aveis, welcher Khorassan u. Aserbeidschan unterwarf. Ihm folgte 1375 Hussein Dschellal-ed-Din Ilkhani, der von seinem Bruder Achmed (Aveis) ermordet wurde; erst folgte ihm sein Bruder Bajazet, dann aber Achmed selbst. Von seinen Ungerechtigkeiten empört riefen seine Unterthanen 1387 die Mongolen unter Timur zu Hülfe, welcher auch Bagdad eroberte. In Fars regierte während der Zeit seit dem Sinken des Hauses Hulaku's die von Mubariz-ed-Din gegründete Dynastie der Moddhafferiden (d.i. Siegreichen), wurden aber von Timur auch vernichtet. Auch die andern Provinzen standen in der letzten Zeit dieser Periode unter Selbstherrschern, wurden aber ebenfalls ein Raub Timur's.

Die Herrscher der neuen Mongolendynastie in P. waren: Timur od. Tamerlan bis 1405, dann die Timuriden Pir Muhamed, Kalil (Kulil) Khan bis 1409, Schah Roch (Rukh) bis 1446, Ulegh Beg bis 1449, unter welchem mehre seiner Söhne Stücke von P. an sich rissen; Abdallah bis 1457, Abusaid (Abu Seyd) bis 1468, s.u. Mongolen. Nachdem Abusaid gegen die Turkomannen geblieben war, machte sich Hussein Mirza, ein Abkömmling Timurs, zum Herrn P-s; er war gegen die Usbeken u. gegen die zahlreichen Mitbewerber um den Thron siegreich. Desto unglücklicher war sein Sohn u. Nachfolger, Baidzezunnann, welcher von andern Turkomannen stämmen vertrieben, erst nach Ostpersien u. dann zu den Türken floh; er war der letzte Timuride. Gleichzeitig verjagten die Usbeken mehre der kleinen timuridischen Fürsten, welche persische u. tatarische Provinzen beherrschten, unter anderen Babur Sultan von Samarkand, welcher nach Indien floh u. dort das Reich des Großmoguls (s.d.) stiftete. Die Turkomannen vom schwarzen Hammel hatten schon um 1450 Provinzen von P. erobert. Nach dem Tode ihres [860] Khans Secunder bemächtigte sich dessen Bruder, Dschehan Schah, der Gewalt u. setzte sich in Aserbeidschan, Georgien, einem Theil von Irak u. in Fars u. Kerman fest. Als er Khorassan erobern wollte, wurde er durch die Empörung seiner Söhne in Tabriz u. Bagdad zur Umkehr genöthigt. Kaum hatte er aber diese besiegt, als er in Krieg mit den Turkomannen vom weißen Schöps unter Usun- Hassan verwickelt wurde u. 1468 in diesem Kriege umkam, worauf diese Turkomannen Herren in P. wurden. Seine Kinder u. Nachkommen führten mit andern Häuptlingen Kriege; dadurch aber wurde ihre Macht geschwächt u. ihr Land dem Angriff jedes kühnen u. glücklichen Abenteurers Preis gegeben.

III. Persiens neue Geschichte seit 1505. A) Unter den Sofis 1505–1735. Ismael Sofi, d.i. der Frömmler, von mütterlicher Seite ein Nachkomme Usun-Hassans, kriegte von 1499 an gegen die Könige von Schirwan. Er überwand 1502 Alwund Beg, Fürsten von Irak, u. in Kurzem gehörte ihm ganz P., welches er nun unter dem Titel eines Schah regierte. Nächst den Waffen brauchte er den religiösen Fanatismus zu dieser Revolution. Von jeher waren seine Vorfahren Schiiten gewesen, welche sich nach dem rothen Turban, den sie trugen, Kuzzul-Basch (Rothhäupter) nannten u. deren Confession Ismael in P. einführte. 1510 eroberte Ismael Bagdad u. 1511 von den Usbeken Khorassan; allein jetzt zog der Türkensultan Selim von Constantinopel aus in einem Religionskrieg gegen ihn u. besiegte ihn 1514 bei Dschalderan, konnte jedoch den Sieg nicht verfolgen, vielmehr eroberte Ismael 1519 noch Georgien u. st. 1523. Sein Sohn Thamasp folgte ihm als zehnjähriger Knabe, schlug zweimal die Usbeken, mußte aber dem türkischen Kaiser Solyman Wan, Mosul u. Marasch abtreten; mehre innere Unruhen stillte er u. st. 1575. Ismael II. hatte zu seiner Sicherung auf dem Throne alle Abkömmlinge der Sofis tödten lassen, aber er st. bereits 1577. Muhammed, des Vor. ältester Bruder, welcher bisher für blödsinnig gehalten in der Einsamkeit gelebt hatte, bestieg nun den Thron. Seine Feldherren schlugen die Kaptschaken zurück, unterwarfen die sich empörenden Turkomannen u. unterdrückten die Rebellion zweier sich für Ismael Mirza ausgebender Fakirs. Dagegen drangen die Türken, mit denen er wegen Georgiens 1585 im Kampf begriffen war, unter Osman Pascha in P. weit vor u. eroberten, da ihn seine Heerführer im Stich ließen, Aserbeidschan u. Tabriz. Doch als Osman Pascha starb, siegten die Perser unter Muhammeds Sohne Hamzeh, welcher seinem Vater 1586 folgte; dieser regierte nur 8 Monate u. wurde von seinem Bruder Ismael III. verfolgt, welcher indessen bald auch, 1587, durch Mörderhand fiel. Abbas I. der Große, jüngster Sohn Muhammeds, folgte ihm 1587. Bei seiner Thronbesteigung fand er das Reich in Krieg mit den Türken u. Usbeken, er besiegte Letztre, dehnte seine Grenzen bis Bokhara aus u. eroberte Bahrein u. andere Inseln im Persischen Meere; 1605 wendete er sich gegen die Türken, welche Aserbeidschan, Bagdad, Georgien u. Armenien erobert hatten, nahm die Festung Nahavend, überschwemmte Aserbeidschan, nahm Bagdad u. Eriwan u. schlug die Gegner 1618 bei Schiblih, nahm ihnen Masenderan, Kurdistan, Mosul u. Diarbekr ab u. besiegte die Kaptschaktataren, welche die Türken zu ihrem Beistand aufriefen. 1622 nahm er mit Hülfe der Briten den Portugiesen Ormuz am Persischen Meerbusen ab u. erhielt dann von dem Könige von England eine Gesandtschaft, um Handelsverbindungen anzuknüpfen, welche ihren Zweck aber verfehlte. Er verlegte seine Residenz nach Ispahan, sorgte für das Wohl des Landes, baute Brücken, Straßen, Karavanserais schützte die Religion, übte Gerechtigkeit u. beförderte Landbau u. Handel. Stets zeigte er dabei aber den größten Argwohn gegen Alle, von denen er Gefahr erwartete, so ließ er seinen ältesten Sohn hinrichten u. die beiden jüngeren blenden. Abbas st. 1629 in Masenderan. Sein 17 jähriger Enkel Sam Mirza folgte ihm u. nahm den Titel Schah Sofi an, war jedoch ein dem Trunke ergebener Tyrann. Die Usbeken eroberten unter ihm Bagdad, wurden aber später zurückgetrieben; er st. 1642, u. sein Sohn, der achtjährige Abbas II., folgte ihm, Anfangs unter der Vormundschaft guter Minister, welche den Wein verboten. Zur Selbstregierung gelangt war Abbas II. duldsam gegen fremde Religionen, selbst gegen die Christen, beging aber im Trunk viele Ungerechtigkeiten. Er kriegte mit dem Großmogul u. den Usbeken ohne Erfolg, an Ersteren verlor er 1660 Kandahar; Gesandtschaften aus allen Gegenden der Erde besuchten seinen Hof. Abbas st. 1666; sein ältester Sohn Solyman war ebenfalls dem Weine ergeben u. übte im Rausch allerhand Unfertigkeiten, ja Grausamkeiten. Der bigotte Schah Hussein, seit 1694, wurde 1708 von den Afghanen überfallen u. mußte endlich deren Herrscher Mahmud 1722 den Thron abtreten. Der Afghane Mahmud regierte Anfangs gerecht, als er aber von den Türken u. Russen, welche den sofischen Schah Thamasp, Husseins Sohn, unterstützten, angegriffen u. nach Ispahan zurückgedrängt wurde, verübte er dort, wahnsinnig geworden, unerhörte Grausamkeiten u. wurde 1725 ermordet, sein Nachfolger Aschraf aber 1729 von Khuli Khan, Thamasps Feldherrn, geschlagen, aus Isfahan vertrieben u. in Beludschistan ermordet. Nun kam Thamasp wieder zur Regierung; er trat den Türken Georgien u. Armenien ab, deshalb stürzte ihn Khuli-Khan vom Thron u. setzte 1732 dessen Sohn Abbas III. auf denselben u. zog gegen die Türken, schlug dieselben, eroberte Armenien u. Georgien wieder u. schloß dann den Frieden in Erzerum (29. Sept. 1736), wodurch die Türken ihre Rechte auf die von ihnen eroberten Provinzen Aserbeidschan, Armenien u.a. abtraten u. den Persern erlaubten Mekka ungestört besuchen zu dürfen. Auch mit den Russen schloß er 1735 nach der glücklichen Schlacht bei Arbottschas Frieden, worin er alle Eroberungen der Russen, bis auf Derbend u. Baku, wieder erhielt. 1735 starb Abbas III.

B) Unter Nadir Schah, 1735–1747. Nach Abbas III. wurde Khuli Khan selbst auf den Thron gerufen u. bestieg denselben unter dem Namen Nadir Schah. Er führte glückliche Kriege, eroberte 1735 Bahrein u. 1736 Balkh vom Khan von Bokhara, ebenso Kandahar. Da er den Schütenglauben, als den Glauben der Sofis, verfolgte, fand er hierin bei den Mollahs u. dem Volk viel Widerstand. In einem Kriege gegen den Großmogul Muhammed schlug er 1739 dessen Heer u. nahm fast sein ganzes Reich u. seine Hauptstadt Delhi in Besitz. Nach seiner Rückkehr wählte Nadir Medsched zur Hauptstadt u. stellte hier die in Indien erbeuteten Schätze auf. 1746 unternahm er noch einen[861] Zug gegen die Türken u. besiegte dieselben. Wegen seiner Grausamkeit bildete sich eine Verschwörung gegen ihn, u. 1747 wurde er von vier seiner Offiziere in seinem Zelte ermordet.

C) Seit Nadir Schahs Tode von 1747 bis zur Thronbesteigung der Dynastie der Kadscharen 1795. Von jetzt an versteht man unter P. nur Iran u. zwar im engeren Sinne blos Westiran. Nach Nadir Schah's Tode gründete Achmed Khan Abdallih in Ostiran ein Reich der Afghanen, welches von da an nie wieder an P. gekommen, sondern als Afghanistan für sich geblieben ist, s. Afghanistan. In Westiran od. Persien im jetzigen Umfang war die Herrschaft unter die Statthalter selbständiger Fürsten bis 1760 getheilt. a) In Khorassan u. Sedschestan erhob sich Nadir Schahs Neffe, Ali Kuli Khan, als Adil Schah, er rottete fast die ganze Nachkommenschaft Nadir Schah's aus, welche er in Kalat, dem Verwahrungsorte von dessen Schätzen, gefunden hatte. Auch unterwarf er Masenderan. Bald wurde er aber von seinem Bruder Ibrahim Khan bekriegt, 1748 geschlagen u. geblendet; allein auch dieser fiel bei einer Empörung seiner Truppen, welche nun Schah Rukh, den Sohn Riza Kulis, Enkel Nadir Schahs, zum König ernannten, allein auch dieser wurde von Mirza Seiud Muhammed gestürzt u. geblendet, u. als Solyman bestieg dieser den Thron, wurde jedoch bereits 1750 von Jussuf Ali, Schah Rukhs Feldherrn, angegriffen, geschlagen, gefangen u. hingerichtet. Jussuf setzte nun seinen blinden Herrn auf den Thron u. erklärte sich zum Regenten. Allein die Kurden u. Araber empörten sich, entsetzten Schah Rukh u. Jussuf wieder, bekriegten sich aber, bis Mir Aulum, der Führer der Araber, siegte u. König wurde. Allein Achmed Khan Abdallih eilte von Neuem aus Ostpersien herbei, besiegte u. tödtete Mir Aulum u. setzte Schah Rukh nochmals auf den Thron, um Khorassan u. Sedschestan zur Vormauer gegen Westpersien u. Arabien zu haben. 1765 bemächtigte sich dessen Sohn, der 18jährige Nadir Schah, des Thrones, nachdem er seinen Vater entsetzt hatte. Die Hauptstadt Mesched u. das Land wurde hierbei geplündert. Darauf bemächtigte sich Mamisch Khan, Beherrscher von Dsamaran, Khorassans, bis er nach fünf Jahren wieder verjagt u. Schah Rukh wieder auf den Thron gesetzt wurde. Doch war seine Herrschaft nur Schein u. Nadir Mirza, sein Enkel, herrschte für ihn. Außerdem schalteten die Großen in den Provinzen, u. Herat u. Sedschestan riß Achmed Khan Abdallih, Schah von Afghanistan, von Khorassan los u. schlug sie zu seinem Reich. 1796 riß Aga Muhammed Khan, Herrscher in Masenderan, Khorassan an sich. b) In Aserbeidschan hatte der Afghane Azad Khan, Nadir Schahs Feldherr, die Zügel der Regierung ergriffen u. prätendirte die Herrschaft von ganz P., er führte 1753 unglückliche Kriege gegen. Kerrim Khan, welcher sich Isfahans u. Schiras bemächtigt hatte, u. gegen Muhammed Hussein, dem Schah von Masenderan, u. ergab sich endlich an Kerrim. Zwar hielt sich Futih Ali Khan, sein Unterbefehlshaber, noch in Aserbeidschan gegen Kerrim, wurde aber bei Tabriz geschlagen u. ergab sich 1760. c) Auch in Ghilan hatte ein Statthalter Nadir Schahs, Hidaget Khan, sich unabhängig gemacht, allein auch dieser mußte Kerrim weichen. d) In Georgien machte sich der bisherige Wali Heraclius, Nadir Schahs Schwager, 1752 unabhängig, warf sich Rußland in die Arme, u. Georgien kehrte ungeachtet mehrer Kriege P-s mit Rußland u. vieler Versuche, die Abgefallenen zu gewinnen, nie wieder vollständig unter persische Herrschaft zurück. e) Masenderan u. Asterabad. Das vertriebene Haupt der Kadschars, eines turkomannischen Stammes, Muhammed Hussein Khan, hatte die durch Nadir Schahs Ermordung gebotene Gelegenheit benutzt, war schnell zurückgekehrt u. hatte sich unabhängig gemacht. Er bekriegte zunächst Azan Khan, Herrn von Aserbeidschan, rückte dann gegen Kerrim Khan u. nahm Isfahan, mußte aber diese Stadt wieder räumen u. kam 1757 um. f) Isfahan, Schiras u. Fars. Der Anführer des Bukhtiaristammes, Ali Murdan, hatte 1747 Isfahan eingenommen u. den achtjährigen Ismael Schah, Sohn der Schwester Husseins, also einen Sofi, auf den Thron gesetzt. Mit ihm war Kerrim Khan, von Geschlecht ein Kurde, nach Aud. ein Perser, verbunden. Murdan drückte Isfahans Bewohner, welche der mildere Kerrim begünstigte. Darüber geriethen beide in Streit, aber Kerrim siegte, u. Ali Murdan wurde 1753 ermordet.

Kerrim Khan erhielt nun die Herrschaft, nannte sich aber selbst nicht Khan, sondern Wekil (Regent) u. ließ Ismael die Ehre des Königstitels. Während nun die Schahs von Aserbeidschan u. Masenderan einander befehdeten, benutzte er den ihm gewährten Frieden, um sich Schiras, Fars, Luristans u. des persischen Iraks zu bemächtigen, griff dann die Schahs von Aserbeidschan, Ghilan u. Masenderan an, besiegte sie bes. mit Hülfe kriegerischer Araberstämme, bemächtigte sich ihrer Besitzungen u. brachte so Westiran wieder unter Ein Oberhaupt; er eroberte 1775 auch Bassora. Er war ein durch Weisheit, Gerechtigkeit u. zugleich durch Kriegskunst ausgezeichneter Fürst, residirte seit 1755 in Schiras u. st. 1779. Zukih Khan, Kerrims Bruder, ergriff nun die Regierung im Namen seiner Neffen, Abul Futtih u. Muhammed Ali, deren Letzteren er bald darauf zum einzigen Schah ausrufen ließ. Darauf erregte Zukihs Bruder Saduck von Bassora aus einen Aufstand, in welchem Zukih siegreich blieb; dann erhob sich sein Neffe Ali Murad, den er gegen das empörte Masenderan schickte, wider ihn u. wurde in diesem Aufstand ermordet. Jetzt eilte Saduck nach Schiras, entsetzte 1780 Muhammed Ali seiner Königswürde u. ließ Abul Futtih zum Schah ausrufen, ihn aber bald darauf blenden u. sich selbst zum Regenten ernennen. Aber Ali Murad erkannte ihn nicht als solchen an, sondern vertrieb ihn aus Isfahan, doch nahm diese Hauptstadt Ali Nukih, Saducks Sohn, bald wieder auf, dieser wurde aber später bei Hamadan geschlagen u. Saduck von Ali Murad eingeschlossen, nach achtmonatlicher Belagerung 1781 gefangen u. getödtet. Ali Murad kriegte durch seinen Sohn Scheik Weis gegen das empörte Masenderan, allein während dieses Krieges empörte sich Dschafar, ein Neffe Saducks, gegen ihn u. Ali Murad starb, als er gegen ihn zog, 1785. Nun bemächtigte sich Dschafar des Thrones, der sich auch durch List seines Neffen, Scheik Weis, bemächtigte u. ihn mordete. Dschafars Regierung war ein Kampf mit Aga Muhammed, Sultan von Masenderan, welcher immer in Iran einfiel u. zweimal selbst Isfahan einnahm, das dritte Mal es auch behauptete. Dschafar fiel 1769 durch eine Verschwörung. Sein Sohn, Lutf Ali, folgte ihm, mußte aber, weil seine Truppen sich empörten,[862] bei dem arabischen Scheik Nasser eine Freistätte suchen. Dieser unterstützte ihn mit einem Heere, womit er Schiras einnahm u. Kerman angriff, aber Aga Muhammed zog wieder gegen ihn, fing ihn u. ließ ihn 1795 ermorden.

D) Persien unter der Dynastie der Kadschars von 1795 bis zur Gegenwart. Aga Muhammed Khan, aus dem turkomannischen Stamme der Kadschars, wurde von Asterabad, Masenderan, Ghilan, Irak, Fars u. Kerman, also von fast ganz Westiran, als Schah anerkannt; Khosru Khan von Khorassan u. Heraklius, Wali von Georgien, erhielten sich in Unabhängigkeit. 1794 schlug er die Turkomannen, machte 1795 einen Einfall in Georgien, eroberte Tiflis u. unternahm 1796 einen Zug nach Khorassan, wo er die kleinen Fürsten unterwarf. Mittlerweile waren 35,000 M. Russen in Georgien eingefallen u. hatten bereits Derwend, Baku etc. genommen, zogen aber nach dem Tode der Kaiserin Katharina wieder ab. Während Aga Muhammed sich zu einem Rachezuge ins Russische Gebiet rüstete, wurde er Ende 1796 von zwei Sklaven in Schedschahs ermordet. Sein Neffe Baba Khan folgte ihm als Feth Ali Schah u. nahm seine Residenz in Teheran. Er befestigte in einer Reihe von Feldzügen seine Macht u. eroberte Khorassan. Engländer u. Franzosen bewarben sich sogleich um seine Gunst; Erstere schickten Gesandtschaften u. zogen ihn völlig in ihr Interesse, dadurch kam er aber in neue Conflicte mit Rußland u. die englische Allianz konnte ihm Georgien nicht erhalten, welches er vielmehr, nachdem er schon 1797 Derwend u. einen Strich am Kur an Rußland, verloren hatte, 1802 derselben Macht überlassen mußte. Feth Ali Schah bildete nun seine Truppen nach europäischem Muster u. erklärte im Interesse Napoleons, dessen Einfluß seit 1805 den der Briten in P. verdrängt hatte, 1811 den Russen den Krieg, wurde aber besiegt u. mußte in dem Frieden von Gulistan 12. October 1813 u. Tiflis 26. Septbr. 1814, Daghestan, die Khanschaften Kuba, Schirwan, Baku, Sultan, Talischah, Karaachb u. Gandsa an Rußland abtreten, auch seinen Rechten auf Kharthli, Kakhethi, Imerethi, Guria, Mingrelien u. Abchasien entsagen, so wie die russische Kriegsflagge auf dem Kaspischen Meere zulassen. Später gab der Schah die französische Allianz auf u. schloß sich wieder an England an. 1822 fiel Feth Ali gleichzeitig mit dem Aufstande der Griechen über die Türken her u. in das Paschalik Bagdad ein u. belagerte Bagdad, wurde aber Ende 1822 von den Türken bei Erzerum geschlagen, u. am 23. Juli 1823 kam ein Friede zu Stande, wodurch die alten Verhältnisse bestätigt wurden. 1824 wurde P. durch ein Erdbeben verwüstet. 1826 fiel der Schah auf den Rath des designirten Thronfolgers, Abbas Mirza, ohne vorhergegangene Kriegserklärung in das Russische Gebiet ein; Anfangs errangen die Perser einige Vortheile u. drangen bis Elisabethpol vor, wurden aber 1827 von den Generälen Yermalow u. Paskewitsch geschlagen, verloren Eriwan u. 30. Oct. Tauris u. wurden zu dem Frieden von Tauris am 3. Novbr. 1827 genöthigt, vermöge dessen Rußland das ganze Khanat Eriwan diesseit u. jenseit des Araxes u. das Khanat Nakischewan nebst 18 Mill. Rubel Kriegskosten erhielt. Zwar weigerte sich der Schah Anfangs diesen Frieden zu unterzeichnen, u. die Feindseligkeiten brachen wieder aus, allein schon am 22. (10.) Febr. 1828 wurde der Friede in Turkmantscha unter den nämlichen Bedingungen geschlossen. Dieser Friede war für den Nationalstolz der Perser so verletzend, daß am 12. Febr. 1829 in Teheran ein Aufstand gegen die Russen ausbrach, in welchem der russische Gesandte Gribojedow mit seinem ganzen Gefolge niedergemetzelt wurde. Nur die größte Demüthigung des Schahs u. die Anordnung strengster Bestrafung der Theilnehmer an dem Aufstande vermochte den Zorn des russischen Kaisers Nikolas zu beschwichtigen. 1831 ging Abbas Mirza nach Petersburg, um europäische Kriegskunst zu studiren, allein bald nach seiner Rückkehr 1833 starb er. Durch seinen Tod erlitt P. einen großen Verlust, da er die Seele der reformatorischen Bestrebungen in P. war u. zu der Hoffnung berechtigte, P. einst wieder zu heben. Auch Feth Ali st. am 30. Octbr. 1834.

Auf Feth Ali folgte sein Enkel, Muhammed ed, der Sohn Abbas Mirzas, unter den Garantien Englands u. Rußlands, welche sich seiner auch nachdrücklich gegen den Ehrgeiz seiner Oheime annahmen. Mit englischen Hülfstruppen hatte er 1834 auch seinen schlimmsten Gegner Zilli Sultan besiegt u. sich in Besitz des ganzen Reiches gesetzt, aber die Härte, mit welcher er gegen die Besiegten verfuhr, rief neue Aufstände hervor. Damals wuchs die gegenseitige Eifersucht Englands u. Rußlands immer mehr u. jede von beiden Mächten suchte den Schah in ihr Interesse zu ziehen, um durch ihn ihre Herrschaft in Asien zu befestigen. Im Winter 1837 siegte der russische Einfluß über den britischen, u. trotz der Vorstellungen des englischen Gesandten M' Neil gelang es dem russischen Grafen Simonitsch, den Schah zu einem Kriege gegen Herat zu bewegen u. so das Hinderniß des Vordringens der Russen gegen Indien zu beseitigen. Obgleich nun die Perser bis Herat vordrangen u. die Hauptstadt belagerten, so wurde diese doch von britischen Offizieren so gut vertheidigt, daß alle Früchte des Feldzuges verloren gingen. Im Sept. 1838 bewog das Erscheinen einer britischen Flotte im Persischen Meer u. die energischen Noten des britischen Cabinets den Schah die Belagerung aufzuheben u. Frieden zu schließen. Der britische Gesandte M'Neil kehrte 1840 nach P. zurück u. der Schah kam wieder unter englischen Einfluß, schloß auch im Oct. 1841 einen Handelsvertrag mit England. Indeß siegte der russische Einfluß bald wieder, u. da russische Soldaten aus der kaukasischen Armee nach P. desertirt waren u. hier Aufnahme gefunden hatten, so nöthigte die russische Regierung den Schah zu dem Vertrag vom 3. Juli 1844, wonach russische Überläufer nicht mehr angenommen od. an die nächste russische Behörde ausgeliefert werden mußten. Auch Frankreich suchte eine Stellung in P. zu gewinnen u. schloß nicht nur am 24. Juli 1847 einen Handelsvertrag, sondern hatte auch vorher mehre Militärs nach P. gesandt, um das persische Heer zu organisiren, u. den ausgewiesenen Lazaristen die Rückkehr nach P. vermittelt. Indeß blieb der Einfluß Frankreichs in P. bedeutungslos. Der alte Grenzstreit mit der Türkei wurde endlich durch russische u. englische Agenten, nach fünfjährigen Verhandlungen in Erzerum, durch den Vertrag vom 7. Juni 1847 u. durch die Annahme fester Grenzlinien beigelegt. Die Verwaltung P-s im Inneren leitete des Königs erster Minister Hadschi-Mirza-Aghassi, mit unumschränkter Gewalt, er vernichtete die Macht der großen Lehnsträger u. schaffte einige hundert Prinzen,[863] Söhne u. Enkel von Feth Ali, bei Seite, welche die Provinzen, denen sie vorstanden, aussaugten u. ein ehrgeiziges Streben nach der höchsten Gewalt nährten. Allein die neu eingesetzten Beamten traten bald in die Faßtapfen ihrer Vorgänger, u. ermüdet durch sein vergebliches Streben that Hadschi endlich ein Gleiches u. hatte gleichfalls nur seine Bereicherung im Auge. Die Verwaltung der Provinzen wurde dem Meistbietenden zugeschlagen, u. jeder beeilte sich den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen. Der Schah war für einen Asiaten ein aufgeklärter Fürst, er liebte die Dichtkunst u. Malerei, die Lage der asiatischen u. europäischen Politik war ihm nicht fremd, mit den zu Teheran residirenden europäischen Diplomaten pflegte er Umgang, um sich zu belehren, u. die Fehler u. die traurigen Folgen des in seinem Reiche herrschenden Systems durchblickte er, allein kränklich u. furchtsam, scheute er Neuerungen, welche seine Ruhe zu stören drohten. Er starb am 6 Sept. 1848, nachdem er seinen Minister Hadschi das Jahr vorher durch den Tod verloren hatte.

Auf Muhammed folgte sein am 30. Nov. 1829 geborener, schon bei seiner Thronbesteigung zur Nachfolge bestimmter Sohn, Nasir-Eddin, nachdem auch England u. Rußland bestimmt erklärt hatten, nur diesen als Schah anzuerkennen, durch welche Energie zahlreiche Prätendenten zurückgeschreckt wurden, ihre Absichten auf den Thron durchzusetzen. Der junge Schah ernannte Mirza Taghi-Khan, einen Mann aus niedrigem Stande, zu seinem Vezier u. seinen zweijährigen Sohn Mehemed Mirza zu seinem Nachfolger. Mit den größten Versprechungen trat der neue Machthaber auf, ohne sie jedoch zu halten, vergebens sahen die unter seinem Vorgänger ihrer Güter ungerecht Beraubten der Wiedereinsetzung in ihren Besitz, das Volk einer Erleichterung des Steuerdrucks u. die Gläubiger des Staats der Befriedigung ihrer Forderungen entgegen. Ja Mirza Taghi-Khan erklärte den Staatsbankerott, obgleich in dem öffentlichen Schatze genug Geld vorräthig lag u. die Jahreseinnahme sich auf 15 Mill. Thlr. gehoben hatte. Die auswärtigen Gläubiger, deren sich die Diplomatie annahm, mußten befriedigt werden, nur die französischen blieben schutzlos, weshalb der französische Gesandte, Graf Sartiges, 1849 seine Pässe forderte. Noch weniger stand den inländischen Gläubigern der Weg der Beschwerde offen. Für die Verbesserung der Straßen, Brücken, Wasserbehälter, Karavanserais u. anderer öffentlichen Anstalten geschah nichts, der Luxus des Ministers u. seine Prachtbauten verzehrten die Kräfte des Landes. Unzufriedene Äußerungen der Hofbeamten u. des niederen Adels wurden hart bestraft, dagegen erhob der Minister seine Jugendgenossen aus niederem Stande zu den höchsten Würden. Inzwischen war es auch in den Provinzen nicht ohne Empörungen gegen den neuen Schah abgegangen, namentlich die reinen Perser, welche den Gehorsam gegen die Herrscher aus der Kadscharendynastie aus religiösen Gründen für unerlaubt halten, empörten sich in Schiras, Ispahan, Masenderan, Kerman etc. u. konnten nur durch Waffengewalt unterdrückt werden. Selbst in Teheran kam es Anfang Januar 1850 unter dem Einfluß mehrer Großen des Reiches zu einer Volksbewegung, welche die Entfernung des Ministers verlangte, ohne jedoch ihren Zweck zu erreichen. Das gute Einvernehmen mit Rußland hatte unter Taghi-Khan einen Stoß erlitten, indem der Minister in dem Verdacht stand, 1851 die Turkomannen von Masenderan zur Zerstörung des russischen Depots auf einer kleinen Insel an ihrer Küste unweit Asterabad veranlaßt u. sogar das Voll in Teheran zu einem Sturme gegen das russische Gesandtschaftshotel aufgereizt zu haben. Nachdem er jedoch auf Rußlands Verlangen den persischen Gouverneur von Masenderan bestraft hatte, gewann er das Vertrauen des russischen Hofes wieder, welcher bes. die Kriegslust des Schahs gegen Herat nährte. Im November 1851 wurde der Minister endlich durch den Einfluß der Mutter des Schah u. seiner Feinde gestürzt u. bald darauf ermordet. Als sein Nachfolger trat der 70jährige Mirza Agha-Khan, früher Chef der militärischen Angelegenheiten, ins Amt. Von den österreichischen Gelehrten (unter ihnen der Arzt Pollock u. der Montanist Czernota) u. Offizieren, welche 1851 auf das Ersuchen der persischen Regierung nach Teheran kamen, um dort wissenschaftliche Schulen zu gründen u. das persische Heer auf österreichischen Fuß zu organisiren, u. welche Ende November dort eintrafen, fanden sich bald die Letzteren in ihren Erwartungen getäuscht u. verließen im October 1852 P. wieder, während es mit den Wissenschaften bessern Fortgang nahm, namentlich gelang es in Teheran eine Montanistenanstalt zu errichten, welche Mitte 1852 schon 134 Zuhörer hatte, u. Untersuchungen des Zendgebirges, südlich von Tauris, nach Erzschätzen anzustellen. Unter allen Provinzen P-s war seit dem Regierungsantritt des neuen Schahs Khorassan am unruhigsten; hier war die rein persische, der herrschenden Dynastie feindliche Partei am stärksten vertreten, ja der Statthalter Assaf ed-Daulah unterstützte dieselbe, u. als dieser von der Regierung deshalb abgesetzt worden war, brach ein Aufstand dort aus, u. die Khorassaner rissen sich von P. los. Der Befehlshaber von Medsched floh zu Yar Mohamed, Sultan von Herat, u. dieser rückte, um Khorassan für sich zu gewinnen, mit einem Heere nach, wurde aber von den Khorassanern geschlagen. Dieser Zug Yar Mohameds gab die Veranlassung zu einer Expedition der Perser gegen Herat, u. als Yar Mahomed 1851 starb u. Dost Mohamed, Khan von Kandahar, u. Katundil Khan sich um Herat stritten, ließ auch P. marschiren, u. im Mai 1852 wurde die Stadt Herat eingenommen u. das Herat dem Persischen Reiche einverleibt; doch mußten die Perser, auf das Drängen Englands, Herat bald wieder räumen. Am 15. August 1852 unternahmen einige der Secte der Babis (s.d.) Angehörige einen Mordanfall gegen den Schah, wobei derselbe jedoch nur ein Paar leichte Schußwunden erhielt. Das Jahr 1853 war für P. ein sehr verderbliches, am 4. Mai zerstörte ein Erdbeben Schiras u. Kaschan, in allen Provinzen wüthete die Cholera u. Hagelschlag u. Überschwemmungen vernichteten die Früchte des Feldbaues. Bei den Ereignissen, welche sich im Oriente vorbereiteten, wurde der Schah lebhaft von dem russischen u. englischen Gesandten bedrängt, sich für Rußland od. England zu erklären, jedoch erklärte die persische Regierung im Januar 1854 eine bewaffnete Neutralität beobachten zu wollen. Es gelang dem franzöösischen Gesandten, einen Freundschafts- u. Handelsvertrag zwischen P. u. Frankreich zu Stande zu bringen, welcher am 14. Juli ratificirt wurde, aber weitere Ergebnisse gegen Rußland waren nicht zu[864] erlangen, u. namentlich war England wegen der Einmischung P-s in die Angelegenheiten Herats (s.d.) unzufrieden. Es trat eine Spannung zwischen beiden Staaten ein, welche zur Abreise des englischen Gesandten von Teheran führte u. zunahm, als die persische Regierung, um Herat dem überwiegenden Einflusse Dost Mohameds zu entreißen, Truppen entsandte u. nach kurzer Belagerung die Stadt Herat erobern u. besetzen ließ (October 1856). Die Engländer erklärten dies für Bruch eines angeblichen Vertrages, über welchen zwischen England u. P. 1853 zwar Verhandlungen gepflogen worden waren, welchen aber England selbst nie unterzeichnet hatte, u. wonach P. sich verpflichtet haben sollte, keine Militärmacht nach Herat zu entsenden, außer wofern auswärtige Feinde diesen Platz angriffen u. Herat die Hülfe P-s anspräche. Die eigentliche Triebfeder der englischen Politik war aber die Absicht, den Persern im Persischen Meerbusen einige feste Punkte, namentlich die Insel Karrak u. die Handelsstadt Buschir, wegzunehmen, um der beabsichtigten Euphratbahn nahe zu sein u. ihren Einfluß dem russischen gegenüber in P. zu erweitern. Am 1. November wurde daher von der britisch-indischen Regierung von Calcutta aus an P. der Krieg erklärt, bereits am 24. November langten 42 englische Kriegsschiffe mit 12,000 M. am Eingange des Persischen Meerbusens an, am 7. December landeten die Truppen u. am 9. übergab sich der persische Commandant von Buschir. Die Insel Karrak u. Buschir wurden sofort von den Siegern für britische Besitzungen erklärt. Rußland zog zwar an der persischen Grenze Truppen zusammen, redete aber zum Frieden. Die französische Regierung benutzte den Umstand, daß die Insel Karrak früher von P. an Frankreich abgetreten worden war, um durch Friedensvermittelung in den orientalischen Angelegenheiten eine entscheidende Stimme zu erlangen, u. es kamen zu dem Ende im Januar 1857 der persische Bevollmächtigte Feruk Khan u. der französische Gesandte von Teheran nach Paris, wo am 4. März ein Friedensvertrag zwischen P. u. England unterzeichnet u. bis zu dessen Bestätigung von Seiten beider Regierungen ein Waffenstillstand abgeschlossen ward. Danach wurden Karrak u. Buschir von England zurückgegeben, Karrak jedoch zum Freihafen erklärt, wo die Engländer zur Beförderung der Euphratbahn Niederlagen errichten können, wogegen die Perser Herat räumten u. als selbständigen Staat anerkannten u. den Engländern gestatteten, überall da Consulate zu errichten, wo die Russen dergleichen haben. Zu gleicher Zeit schloß auch die Nordamerikanische Union einen Handelsvertrag mit P., wodurch dieselbe den zumeist begünstigten Handelsnationen gleichgestellt wird u. das Recht erlangt, in Teheran eine Gesandtschaft u. in Tauris u. Buschir Consuln zu halten. Eine Palastrevolution stürzte im September 1858 den bisherigen ersten Minister, u. an seine Stelle trat Feruk Khan, welcher durch mehrjährigen Aufenthalt in Europa bes. dazu geschickt schien, die neuen Bestrebungen zu fördern. Im Jahre 1859 kam auch ein Freundschafts- u. Handelsvertrag mit Dänemark zu Stande, wonach beide Staaten das Recht haben, der eine im Gebiete des andern drei Consuln aufzustellen, wovon die dänischen in Teheran, Bender-Buschir u. Tauris ihren Sitz haben sollen. Von einem guten Einvernehmen mit Österreich zeugte, daß der Kaiser von Österreich dem Schah das Großkreuz des Stephansordens verlieh. Der Schah suchte auch am Hofe mehr europäische Sitt einzuführen, gestattete Personen verschiedenen Ranges u. Berufes Zutritt, um sich von den bestehen den Verhältnissen zu unterrichten, u. befahl, wenn er sich öffentlich zeigte, das Volk nicht mehr in der Ferne zu halten. Er setzte eine Commission aus französischen Militärs bestehend ein, um das Heerwesen neu zu ordnen, u. legte besonderen Werth auf freundliche Beziehungen zur französischen Regierung. Die persischen Prinzen, welche sich in Constantinopel verbannt aufhielten, bekamen vom Schah die Erlaubniß (1860) zurückzukehren. An allen Höfen der Großmächte errichtete die persische Regierung ständige Gesandtschaften nach europäischem Muster, u. ebenso waren die Großmächte durch Gesandten in Teheran vertreten, von denen der englische den entschiedensten Einfluß hatte u. eifersüchtig über jede Regung der russischen Politik wachte. Im Herbst 1860 waren die Turkomanen mit 30,000 Reitern in den Bezirk Meeri eingefallen u. nach Khorassan vorgerückt, wo sie vom Prinzen Hampa Mirza Khan geschlagen u. aus dem persischen Gebiete vertrieben wurden; jedoch erlitt der Prinz bei einem neuen Einfalle der Tekelis, turkomanischen Stammes, eine empfindliche Niederlage. Von Bagdad aus sollte eine Telegraphenlinie nach Teheran gelegt werden, um auch diese Hauptstadt über Constantinopel mit Europa in Verbindung zu setzen. Die persische Regierung hatte sich übrigens bereits bemüht, ganz P. mit einem Netz von Telegraphen zu überziehen. Vgl. die Geschichte Mirkhonds (s.d.) u. Yemin ed-Daulah Muhammeds (aus dem Arabischen des Othbi), französisch von Sacy im 4. Bande der Not. et Extraits; Buch des Kabus, von Diez, Berl. 1811; Bréchillet-Jourdain, La Perse, Par. 1814; Malcolm, The history of Persia, 2. Aufl. Lond. 1829, 2 Bde. (deutsch von Becker, Lpz. 1830, 2 Bde.); Bridges, The dynasty of the Kajars, Lond. 1833.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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