- Katten [1]
Katten, germanischer Volksstamm, zu den Hermionen gehörend, von Cäsar fälschlich unter den Sueven begriffen; sie wohnten westlich vom Westerwalde u. Rothhaargebirg, östlich bis zur Fränkischen Saale od. bis zur Werra (wo sie die Kämpfe um die Salzquellen hatten), südlich vom Main bis zur Weser, also im heutigen Hessen u. in dem nördlichsten Baiern; Ptolemäos setzt dagegen K. in die westlichen Theile Thüringens, von Fulda bis Erfurt. Die K. ließen sich von ihren ersten Jünglingsjahren an Haar u. Bart wachsen, ein Gelübde der Tapferkeit, das erst gelöst war, wenn sie einen Feind erlegt hatten; die vorzüglich Tapfern trugen bis dahin einen eisernen Ring, als Sinnbild einer Sklavenkette. 11 v. Chr. hatten sie Krieg mit den Sigambrern, weil sie denselben nicht gegen die Römer geholfen hatten; 10 v. Chr. wurden sie von Drusus bekriegt; 9 v. Chr. vernichteten sie mit den Cheruskern die Legionen des Varus; 15 n.Chr. zog Germanicus gegen sie u. zerstörte ihre Hauptstadt Mattiacum; 41 n.Chr. wurden sie von Sulp. Galba geschlagen; 51 wieder von den Römern besiegt, schlossen sie Frieden mit denselben; 58 stritten sie mit den Hermunduren an der Fränkischen Saale um die Salzquellen. Sehr wichtig war für sie, daß sie um 85 Chariomer vertrieben u. von nun an ein Übergewicht über die von ihnen besiegten Cherusker behaupteten, doch wurden sie bald darauf von den Bructerern besiegt. Um 152 brachen die K. über den Rhein in Obergermanien u. diesseit desselben in Rhätien ein; gegen sie wurde von Marc Aurel Aufidius Victorius gesandt. Auch aus Belgien mußten sie unter Marc Aurel von Didius Julianus vertrieben werden. Endlich verloren sie sich unter den Franken. Ihr Name hat sich in dem der Hessen erhalten.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.