- Kumanien
Kumanien, zwei Bezirke in Ungarn, die nach der neuesten Staatseintheilung mit dem früheren District Jazygien vereinigt, den Kreis Jazygien u. K. (s. Jazygien 2) des Verwaltungsgebietes Pesth-Ofen (Ungarn) bilden. Die Kumanen (Komanen, Kumanier) sind türkischen Stammes, sprechen magyarisch, standen früher unter dem Palatin (Comes od. Judex Cumanorum), hatten besondere Privilegien, einen Vicegespann u. Stuhlrichter zu Vorgesetzten u. das Recht, die Fahne von K. bei der Königskrönung in Ungarn vortragen zu dürfen Wappen: gekrönter schreitender Löwe in Blau, oben ein Stern, unten ein Halbmond. K. theilt sich in a) Groß-K. (Nagy-Kunsag), liegt jenseits[887] der Theiß, zwischen den Comitaten Szabolcz, Heves, Csongrad u. Bekes; 201/2 QM., 52, 100 Ew., mit dem Hauptort Karczag-Uj-Szallas; b) Klein-K. (Kis-Kunsag), diesseits der Theiß, zwischen den Comitaten Pesth, Csongrad u. Becs-Bodrogh; 411/15 QM. mit 52, 200 Ew. – Die Kumanen sollen ursprünglich am Kuma in Kaukasien gesessen u. zu den Uzen gehört haben. Die sich nach der Bulgarei gezogen hatten, kamen seit dem 12. Jahrh. mit den Russen, welche sie Polowzer nannten, in häufige Kriege. Von diesen besiegt, machten sie Einfälle in das Byzantinische Reich, dann wurden sie 1185 u. 1186 von den Russen gänzlich gedemüthigt. Die moldauschen Kumanen machten im 11. Jahrh. Einfälle in Ungarn. Mit dem vertriebenen König Salomo von Ungarn verbunden, wurden die Kumanen 1089 vom König Ladislaw geschlagen u. zur Unterwerfung u. zur Annahme des Christenthums gezwungen (1091); ein großer Theil wurde in das Land zwischen Donau u. Theiß (Klein-K.) versetzt. 1222 von Dschingis-Khans Tataren besiegt, flohen die westlichen Kumanen nach der Bulgarei u. ein Theil, dessen Fürst Barizes war, nahm 1227 das Christenthum an. Nachdem der Oberkönig Kuthan die Tataren zweimal zurückgeschlagen hatte, wurde er von Batu Khan besiegt u. floh 1238 mit 40,000 kumanischen Familien nach Ungarn; hier ließ er sich auch mit den Seinigen taufen u. die Edeln erhielten Landstriche angewiesen. Das Reich Kuthaus, welches sich von der Donau bis Jaik u. bis in die Steppe der Eluten erstreckte, u. wovon die Moldau Klein- od. Schwarz-K., das Land jenseit der Drissa Groß- od. Weiß-K. hieß, nahm nun Batu Khan ein. Die Ungarn hatten indeß Grund mit den K. in ihrem Lande unzufrieden zu sein u. ermordeten deren König zu Ofen. Viele Kumanen schlugen sich deshalb zu den Tataren u. zogen mit ihnen fort; die Zurückbleibenden gewann König Bela durch Begnadigungen u. ließ sich als ihren König erklären, vermählte auch eine Anverwandte Kuthaus mit seinem Sohne Stephan u. wies ihnen das Land jenseit der Theiß zum Wohnsitz an u. gab ihnen den Reichspfalzgrafen zum Oberrichter. Die Kumanen in der Walachei u. Moldau übergab er 1247 den Johannitern, aber 1262 nebst Siebenbürgen seinem Sohn Stephan mit dem Titel eines Herzogs von Transsylvanien u. Herrn der Kumanen. Unter König Ladislaw IV., welcher viel Verkehr mit kumanischen Weibern hatte, kamen viele Kumaner zu Ämtern u. Würden, u. der König selbst trug sich wie ein Kumane, gleichwohl machte er 1279 einen Vertrag mit dem Papste, daß die damals noch wilden u. heidnischen Kumanen seßhaft, civilisirt u. getauft werden sollten. Nachdem sich die Häuptlinge Uzuk u. Tolon verpflichtet hatten, ihre Landsleute dazu zu bereden, erhielten sie eine Strecke zwischen Donau u. Theiß angewiesen; doch ging es mit der Christianisirung der K. nicht vorwärts, ja 1290 wurde Ladislaw von drei kumanischen Häuptlingen ermordet. Diese Kumanen wurden erst in der Mitte des 14. Jahrh. mit Gewalt zum Christenthum u. zur Annahme ungarischer Sitten gebracht, u. seitdem starben die Kumanen in der Moldau aus, s.u. Moldau (Gesch.). Auch in den übrigen Ländern ging ihr Name nach u. nach unter.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.