Salŏmo

Salŏmo

Salŏmo (hebr. Schelomoh, d.i. der Friedfertige). I. Fürsten: A) Jüdischer König: 1) S., Sohn Davids von der Bathseba u. auf deren Verwendung, mit Zurücksetzung seiner älteren Brüder, Davids Nachfolger in der Regierung. Durch den Propheten Nathan erzogen u. noch bei Lebzeiten Davids, um seinem herrschsüchtigen Bruder Adonija zuvorzukommen, in Gichon zum König gesalbt, bestieg er den Thron 1015 (1025) v. Chr. Durch sein festes u. umsichtiges Auftreten gewann er den Gehorsam, durch glänzende Proben seiner richterlichen Weisheit das Vertrauen seines Volkes; nachdem er einige Aufstände in Edom, Damask u. Gazer unterdrückt hatte, regierte er in Frieden u. erschloß alle Quellen des Wohlstandes seines Landes; durch den dadurch geschaffenen Reichthum des Volkes nährte er aber auch den Luxus u. die Verschlimmerung der Sitten, welche dem politischen u. religiösen Leben des Volkes sehr gefährlich wurden, ohne daß Industrie, Großhandel u. Schifffahrt im Land u. Volk heimisch gemacht wurde. Bes. berühmt machten ihn seine Bauten, welche er mit fremden Kräften ausführte, auch im Ausland, vor allen der des Tempels auf Morijah u. des Palastes (auf Ofel), sowie die Anlage von Weinbergen, Gärten, Wasserleitungen; er befestigte Jerusalem durch Erdwälle u. Mauern, schützte durch Festungen die Grenze des Reichs u. führte die Streitwagen für den Krieg ein; ordnete die Verwaltung des Reichs durch bestimmte Behörden, erleichterte den Handel durch Errichtung von Städten, Magazinen u. Karavanserais an den Hauptstraßen u. Erwerbung von Häfen am Rothen Meere; die Erträgnisse des Handels füllten seine Kassen, u. S. war der reichste König, aber auch durch Weisheit ausgezeichnet, weshalb ihm die Königin von Saba einen Besuch in Jerusalem abstattete. Indem er aber, um seiner Glanzsucht zu genügen, immer neue Abgaben u. Frohnen auflegte, weckte er zuletzt die Unzufriedenheit des Volkes, welche sogar in Aufstände ausbrach, denen gegenüber er nicht die gehörige Energie entfalten konnte, obgleich sie ihn nicht zu stürzen vermochten; daß er nach Nathans Tode keine Propheten neben sich sah u. sich einen zahlreichen Harem hielt (man sagt an 1000 Weibspersonen), wodurch zugleich fremder Cultus in Stadt u. Land gebracht wurde, verstimmte das religiöse Gefühl auch der Gebildeten gegen ihn. Er st. 975 (1986); s. Hebräer (Gesch.) III. Der Ruf von S-s Reichthum u. Weisheit verbreitete sich auch durch Sagen auf spätere Zeiten, u. die Orientalen hielten den S. für einen ihrer Suleimans, welche vor Adam die ganze Welt beherrscht hatten; er soll die Elemente beherrscht haben, der größte Zauberer u. Wunderthäter gewesen sein u. mit den Thieren gesprochen haben (der Koran enthält ein Gespräch zwischen ihm u. einer Ameise); wenn er eine Reise machen wollte, den Wind bestiegen haben u. in demselben Augenblicke in den entferntesten Regionen der Erde gewesen sein. Er hatte einen Ring, welcher ihm nicht allein die gegenwärtigen u. vergangenen Dinge, sondern auch die zukünftigen darstellte; mit demselben machte er sich auch alle Dämonen dienstbar, durch deren Hände er alle Bauwerke schuf, womit er sein Reich verherrlichte. Mit demselben siegelnd, bannte er das Verschlossene hermetisch u. unauflöslich (Siegel S-nis). Als er ihn einst im Bade verlor, bestieg er 40 Tage den Thron nicht, bis ihn ein Fischer in dem Maule eines Fisches wiederfand. Er soll auch die arabische u. syrische Schrift erfunden u. letztere dem Hiram geschickt haben. Unter die (angeblich) der Nachwelt erhaltenen Schätze S-s gehört die Tafel S-s (Tisch S-s, Missorium), welche nach Ein. eine große 500 Pfd. schwere Schüssel von Gold u. Silber u. mit Edelsteinen reich besetzt war, nach And. aus einem kostbaren Smaragd bestand u. mit Hyacinthen u. drei Reihen Perlen besetzt war u. 365 Füßchen hatte; sie war zu Jerusalem im Tempel aufgestellt u. kam unter der Beute bei der Zerstörung Jerusalems mit nach Rom, von hier war sie von Attila unter den Beutestücken weggeführt, nach dessen Besiegung durch Aëtius u. die Gothen in die Hände Thorismunds gekommen u. blieb den Gothen als Heiligthum, bis Sisenand sie dem Frankenkönig Dagobert als Preis für seine Unterstützung auslieferte (vgl. Sacro catino). Auch in freimaurerischer Beziehung hat S. Bedeutung, von seinem Tempelbau, den Säulen darin, dem Könige Hiram, dem erschlagenen Meister etc. hat man den Stoff zu mehrfachen Symbolen entnommen. Vgl. I. de Pineda, De rebus Salomonis, Köln 1686; Kleuker, Salomonische Denkwürdigkeiten, Riga 1786; Ewald, S., Gera 1800.

S-s Namen führen im A. T. drei Bücher: a) die Sprüche S-s (hebr. Meschalim, gr. Paroimiai, lat. Proverbia), welche in poetischer Form einen praktischen Zweck, u. theils zwar einen sittlichen, theils einen intellectuellen, haben u. nach einer Einleitung über Tugend u. Glück des Frommen Kap. 1–9, die Sprüche S-s selbst Kap. 10–24, die von den Männern des Hiskias gesammelten Kap. 25–29, die Sprüche des Agur Kap. 30 u. die Unterweisung der Bathseba Kap. 31 enthalten; nach And. sind die Sprüche (nach dem Titel 1, 1–6) von 1, 7 bis Kap. 9 eine Einleitung, von S. selbst od. von einem andern Verfasser; dann folgt 10–22, 16 die erste[799] große Reihe salomonischer Sprüche mit zwei Anhängen 22, 17–24, 22 u. 24, 23 ff.; nun kommt die zweite große Reihe salomonischer Sprüche (hiskianische Sammlung) Kap. 25–29 u. endlich drei Anhänge, nämlich Kap. 30, dann 31, 1–9 u. zuletzt das Ende. Ob die 3000 Sprüche alle von S. selbst herrühren od. auch andere in die Sammlung gekommen sind, u. ob dann beide Sammlungen von demselben Verfasser herrühren, ist nicht ausgemacht. M. Geier Proverbia Salomonis, Lpz. 1725; Schultens Prov. Sal., Leyd. 1748; Chr. B. Michaelis, Adnotationes in proverb. Sal.; Commentare von Löwenstein, 1838, Bertheau, 1847, Hitzig, 1858, Elster, 1858. b) Der Prediger S. (gr. Ekklesiastes, hebr. Koheleth, d.i. Versammler), nach Ein. eine Sammlung ohne Ordnungsplan zusammengestellter Sprüche, nach And. vier zusammenhängende Reden, in welchen allen wiederholt die Behauptung der Eitelkeit aller menschlichen Dinge u. alles menschlichen Strebens, die Frage nach dem Vortheil derselben u. die Empfehlung eines heitern u. wohlthätigen Lebensgenusses aufgestellt wird. Man hat die Schrift auch als einen Dialog zwischen einem jüdischen Weisen u. seinem Schüler betrachtet (Herder); od. als eine Sammlung verschiedener Abhandlungen verschiedener Verfasser (Döderlein, Paulus, Nachtigall) etc. Der Verfasser läßt nach der nach dem Exil aufgekommenen Sitte, Werke in der angenommenen Person berühmter Männer der Vorzeit zu schreiben, den König S. in einer Versammlung reden. Da einzelne Sittensprüche zweideutig, wohl gar der Sittlichkeit gefährlich erscheinen, so waren schon die Juden über die Aufnahme dieser Schrift in den Kanon nicht ganz einstimmig. Daß die Schrift aus späterer Zeit herrühre, wo die Juden mehr mit der chaldäischen Philosophie bekannt waren, also aus der Zeit kurz vor, während od. nach dem Babylonischen Exil, bestätigt auch der Umstand, daß die Sprache derselben viel aramäische, ja sogar gräcifirende Ausdrücke enthält. Übersetzungen von Mendelssohn, Döderlein 1791, Friedländer 1788, Kleuker, Struensee, Umbreit 1819 u. Köster; Erklärungen von Luther, 1532; J. D. Michaelis, 1762; J. E. Chr. Schmidt, Gießen 1794; Nachtigall, Halle 1798; Kaiser, Erlangen 1823; Umbreit (Koheleths Seelenkampf, od. Betrachtungen über das höchste Gut, Gotha 1819); Knobel, 1836; Ewald, 1837; Hitzig 1847; Bürger, 1854; Elster, 1855; Wangemann, 1856; Vaihinger, 1858; Hengstenberg, 1859; vgl. Coheleth, scepticus de summo bono, Gött. 1820; Köster, Das Buch Hiob u. der Prediger, 1831. c) Hohes Lied, s.d. Bd. VIII. S. 451. Ein apokryphisches Buch ist d) das Buch der Weisheit (gr. Sophia, Liber sapientiae), welches wahrscheinlich von einem Juden im 1. Jahrh. n. Chr. ursprünglich griechisch geschrieben u. dann erst in das Syrische u. Arabische übersetzt worden ist. S. wird redend eingeführt; er soll die Weisheit verherrlichen, denn er war nach dem Rufe der Weiseste, welcher je unter Juden gelebt. Die Tugend ist dem Verfasser das Höchste des Lebens; sie ist bes. wegen des Lebens nach dem Tode zu erringen; der Grund zur Tugend ist die Weisheit. Vgl. J. M. Faber, Prolusiones super libro sapientiae, 1776–85, 5 Sect.; J. Ph. Bauermeister, Commentatio in sapientiam Salomonis, Gött. 1828. Ein pseudepigraphisches Buch sind e) die Psalmen S-s, 18 an der Zahl, wahrscheinlich in der Zeit der ersten Überfälle der Syrer hebräisch gedichtet, sind jetzt aber nur noch in der griechischen Übersetzung vorhanden; sonst standen sie in den griechischen Bibeln noch unter den biblischen Büchern, namentlich zwischen Weisheit S. u. Sirach od. auch am Ende des N. T.; herausgeg. von J. L. de la Cerda, 1626, u. im 1. Bd. von Fabricius Codex pseudepigr. V. T. Außer diesen Schriften legte man dem S. noch bei: die Unterweisung für seinen Sohn Rehabeam, das Testament, das Buch vom Throne, Briefe (einen an den Ägypterkönig Vaphres, einen andern an den Tyrerkönig Suram, in welchen beiden er seine Correspondenten um Arbeiter zum Tempelbau gebeten habe). Die Alexandriner nennen ihn als Verfertiger mehrer Zauberbücher, in denen die Bannung böser Geister gelehrt wurde. Auch andere, in die Medicin u. Magie einschlagende Schriften legte ihm die spätere Zeit bei, welche zwar zur Vermeidung eines möglichen Mißbrauchs von Hiskia unterdrückt, aber dennoch später wieder zum Vorschein gekommen sein sollten, z.B. die Hygromantie, die Clavicula, den Ring etc. Er soll auch dem Tyrerkönig Hiram seine eigenen Bücher u. die der ganzen Bibel in das Syrische übersetzt haben.

B) Könige von Georgien. 2) S. I., Sohn Alexanders III., König von Imerethi, reg. 1745–1782, s. Georgien (Gesch.) VI. A). 3) S. II. (David), Enkel Davids, reg. 1793–1810, wo er von den Russen entsetzt wurde; s. ebd. C) König von Ungarn. 4) S., geb. 1045, Sohn des Königs Andreas I., welcher ihn 5 Jahre alt, um ihm die Succession zu sichern, krönen ließ, aber nach des Vaters Tode 1061 von seinem Oheim Bela vertrieben, floh S. nach Deutschland zu Kaiser Heinrich III., welcher ihm 1063 seine Tochter Sophie zur Gemahlin gab u. ihn nach Belas Tode 1064 auf den ungarischen Thron zurückführte; 1073 wurde er abermals von Geisa I. vertrieben u. st. 1087 [1100] als Einsiedler; s. Ungarn (Gesch.). D) Grafen u. Könige der Bretagne. 5) S. I., eigentlich Withol, Sohn Urbiens, Enkel Conans, folgte diesem 421–434, wo er in einem Aufruhre erschlagen wurde; s. Bretagne (Gesch.). Er war vermählt mit einer Tochter des Patriciers Flavius. 6) S. II. od. Gozlun, Sohn Hoels III., folgte diesem 612 u. führte den Königstitel; er st. um 632. 7) S. III, Sohn Rivallons, machte nach dem Tode des Usurpators Nomenoe's 851 Ansprüche auf die ihm von diesem entzogene Bretagne. Karl der Kahle sprach ihm 1/3 des Herzogthums zu, in dem andern Theil folgte Nomenoe's Sohn, Erispoe, diesen erschlug S. 857, erhielt nun das Herzogthum u. regierte bis 874, wo er, von seinem Schwiegersohn Pasquiten geblendet, starb; s. ebd. Seine Gemahlin hieß Grymberle. II. Andere Personen. 8) S., war von Belisar bei seinem Wegzug aus dem eroberten Afrika an der Spitze des Heeres als Statthalter in Afrika gelassen worden u. residirte in Carthago; hier machten die Arianer eine Verschwörung gegen ihn, allein er entging ihren Nachstellungen, blieb aber bei der 543 von Neuem ausgebrochenen Empörung der Mauren bei Tebeste. 9) S. von Kostnitz, im 10. Jahrh. Abt im Kloster St. Gallen, zuletzt Bischof zu Constanz; ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit, Predigertalent, Freigebigkeit, Luxus an seiner Tafel u. als Buchstabenmaler. Er stand in hohem Ansehen beim Kaiser Konrad I. Der Frevel der [800] Kammerboten Erkanger (Erchinger) u. seines Bruders gegen ihn gab die Veranlassung, daß diese (916) 917 entsetzt u. ein eigener Herzog von Schwaben gewählt wurde. Unter ihm blühete vornämlich die Schule zu St. Gallen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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