Mendelssohn

Mendelssohn

Mendelssohn, 1) Moses, Sohn des Schulmeisters Mendel, geb. den 10. Sept. 1729 in Dessau, wurde im Hebräischen u. im Talmud unterrichtet, studirte Philosophie für sich, ging 1745 nach Berlin u. lebte hier Anfangs als Erzieher bei einem Seidenfabrikanten, dann als Aufseher u. Theilnehmer in der Fabrik seines Principals. Hier wurde er mit Lessing, dann mit Abbt u. Nicolai bekannt u. nahm thätigen Antheil an der Bibliothek der Schönen Wissenschaften u. an den Briefen die neueste Literatur betreffend; er st. den 4. Jan. 1786. Seine Philosophie war ein Eklekticismus, zumeist der Wolffschen Philosophie sich zuneigend; er schr.: Briefe über die Empfindungen, Berl. 1753; Sammlung philosophischer Schriften, ebd. 1761, 3. Aufl. ebd. 1777, 2 Thle.; Phädon, ebd. 1767, 7. Aufl. von Friedländer, ebd. 1856; Übersetzung der Psalmen, ebd. 1788; Jerusalem od. über religiöse Macht u. Judenthum, ebd. 1783; Morgenstunden, ebd. 1785, 2. Aufl. 1786; Mendelssohn an die Freunde Lessings, 1786 (gegen F. H. Jacobi); Kleine philosophische Schriften, herausgeg. von Jenisch, ebd. 1789; M-s Leben u. Meinungen, Hamb. 1787; Sämmtliche Schriften, Ofen 1819–25, Lpz. 1843 ff., 7 Bde.; Mendelsohnia gab I. Heinemann, Berl. 1829, Denkmal der Erinnerung an M. M., G. Salomon, Hamb. 1829, heraus. 2) Joseph, ältester Sohn des Vor., geb. 1770, gest. 1848; er schr.: Bericht über Rosettis Ideen zu einer neuen Erläuterung des Dante, Berl. 1840, u. Über Zettelbanken, ebd. 1846. Er gründete mit seinem Bruder, 3) Abraham, geb. 1776, gest. 1835, das Bankierhaus M. u. Comp. in Berlin. 4) Georg Benjamin, Sohn von M. 2), geb. 1794 in Berlin, zog später mit seinen Eltern nach Hamburg, studirte seit 1811, jedoch mit einer Unterbrechung während der Feldzüge von 1813–15, in Berlin u. habilliirte sich 1828 als Docent der Geographie u. Statistik in Bonn, in welchem Fach er noch jetzt daselbst als ordentlicher Professor lehrt. Er schr.: Observationes geologico-geographicae de naturalibus soli in Germania formis, Kiel 1828; Das Germanische Europa, Berl. 1835; Über die ständische Institution im monarchischen Staat, Bonn 1846; u. besorgte die Gesammtausgabe der Werke seines Großvaters, Lpz. 1843–46, 7 Bde. 5) Felix M. Bartholdy, Sohn von M. 3), geb. den 3. Febr. 1809 in Hamburg, ein Schüler Ludwig Bergers u. Zelters auf dem Fortepiano, trat schon im 9. Jahre auf diesem Instrument in Berlin, dann in Paris u. 1821 in Weimar auf, ging 1825 mit seinem Vater nach Berlin, dann nach Paris, wo er sich ganz der Musik widmete; 1827 kehrte er wieder nach Berlin zurück u. brachte dort mit E. Devrient u. Seb. Bach die große Passionsmusik zur Aufführung; bereiste von 1829 Frankreich, Italien, England, Schottland, kehrte 1833 nach Berlin zurück, wurde 1834 Musikdirector in Düsseldorf, errichtete dort mit Immermann ein Theater, welches aber nur kurze Zeit bestand, u. leitete dann die großen Rheinischen u.a. Musikfeste, ein ähnliches auch in England, war 1835–41 an der Spitze der Gewandhaus-Concerte in Leipzig, ging 1841 als Hofkapellmeister nach Berlin, kehrte indeß nach Leipzig an die Spitze des dortigen Conservatoriums zurück, ging aber im Herbst 1843 definitiv nach Berlin als Generaldirector der Kirchenmusiken; er gab jedoch schon 1844 seine Stellung in Berlin wieder auf, bereiste England u. die Rheingegend u. kehrte 1845 nach Leipzig zurück, wo er seinen festen Wohnsitz nahm u. am 4. Nov. 1847 starb. M.[124] componirte Vieles für das Piano, Lieder ohne Worte für die Orgel u. für Gesang, setzte Cantaten, Psalmen u. die Oratorien Paulus (1836), Elias (1846) u. Christus (unvollendet), auch fürs Orchester Vieles u. die Ouverturen Sommernachtstraum, Fingalshöhle, Meeresstille u. Glückliche Fahrt, die Hebriden, das Märchen von der schönen Melusine, Goethes Walpurgisnacht; setzte die Opern: Die Hochzeit des Gamacho u. Loreley (Text von Geibel), die Ouverture u. Chöre zur Antigone u. m. a. Lebensbeschreibung von W. A. Lampadius, 1848; I. Benedict, Sketch of the life and works of M. B. Im October 1849 wurde seine Marmorbüste in der Musikhalle zu Birmingham aufgestellt. 6) Joseph, geb. 1817 in Jever, trat 1831 als Setzerlehrling in die Viewegsche Buchdruckerei in Braunschweig, wo er als solcher u. als Gehülfe bis 1838 blieb, dann sich ausschließlich der Literatur widmend, ging er im Mai 1839 nach Paris u. schrieb von dort Berichte über Pariser Zustände in viele belletristische Zeitschriften (mit Auswahl herausgeg. als Pariser Briefe, Lpz. 1841, 3 Bde.), kehrte 1841 nach Deutschland zurück, gründete in Hamburg die Zeitschrift Panorama der Gegenwart, welche in Folge des großen Brandes im Mai 1842 einging, lebte dann einige Zeit in Leipzig u. dann wieder in Hamburg. Er schr.: Blüthen, Gedichte u. Novellen eines Schriftsetzers, Braunschw. 1838; Ferdinand Philipp, Herzog von Orleans, Altenb. 1842; Wilde Blumen, Dichtungen, Lpz. 1843.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Mendelssohn — [men′dəl sən, men′dəlsōn΄, men′dəlzōn΄] 1. Felix [fā′liks] (full name Jakob Ludwig Felix Mendelssohn Bartholdy) 1809 47; Ger. composer: grandson of Moses 2. Moses 1729 86; Ger. Jewish philosopher Mendelssohnian [men′dəlsōn′ē ən] adj …   English World dictionary

  • Mendelssohn — (Moses), d.h. der Sohn des Mendel, eines armen jüd. Schulmeisters zu Dessau, studierte in armseligen Verhältnissen, kränklich und verkrümmt, das Hebräische und Philosophie daheim, dann in Berlin, wurde daselbst bei einem jüd. Fabrikanten Erzieher …   Herders Conversations-Lexikon

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