Brandes

Brandes

Brandes, 1) Joh. Christ., geb. 1735 in Stettin; wurde Kaufmann, mußte aber bald wegen Veruntreuung flüchten, wurde in Polen Tischlerlehrbursche, Schweinefütterer, Quacksalber, Tabakskrämer, Bedienter u. kam als solcher nach Lübeck, wo er sich 1757 der Schönemannschen Schauspielergesellschaft zugesellte u., jedoch ohne Beifall, debütirte. Er wurde nun Schreiber beim Dichter Dreyer u. wieder Bedienter, worauf er von Neuem mit einer wandernden Schauspielertruppe umherzog u. endlich 1760 zur Schuchschen Gesellschaft in Stettin kam, mit der er nach Berlin, Breslau u. Königsberg[197] ging. Er fungirte später an den Bühnen in Leipzig, Hamburg, Dresden, Manheim u. Hamburg (hier u. in Dresden als Director), setzte sich 1788 zur Ruhe, lebte in Stettin u. st. in Berlin 1799. Er schr. das bürgerliche Trauerspiel: Miß Fanny; die Lustspiele: Trau, schau, wem! Die Entführung, Der geadelte Kaufmann, Graf Olsbach, u. das erste deutsche Melodrama: Ariadne auf Naxos, wozu Georg Benda u. Reichardt die Musik setzten. Dramatische Werke, Lpz. 1790 f., 8 Bde.; Selbstbiographie, Berl. 1799 f., 3 Bde., 2. Aufl., 1802–5, 3 Bde. 2) Esther Charlotte, geb. Koch, geb. 1742 in Lithauen, Tochter eines Kaufmanns, in Königsberg mit Vor. vermählt; berühmte Schauspielerin, bes. ausgezeichnet als Ariadne auf Naxos, folgte ihrem Gatten überall hin u. st. 1786 m Hamburg. 3) Charl. Wilhelm. Franzisca, meist Minna B., Tochter der Vor., geb. 1765 in Berlin; Sängerin u. Clavierspielerin; st. 1788 in Hamburg. Ihre Compositionen kamen 1788 heraus. 4) Heinr. Wilhelm, geb. 1777 in Groden bei Ritzebüttel, erlernte unter Woltmann den Wasserbau praktisch, führte seit 1794 die Aufsicht über die Wasserbauten auf Neuwerk, studirte 1796–98 in Göttingen Mathematik u. Physik, lebte seit 1799 in Hamburg als Privatlehrer der Mathematik, wurde 1801 Deichconducteur zu Eckwarden im Oldenburgischen, 1811 Professor der Mathematik in Breslau u. 1826 der Physik in Leipzig, wo er 1834 starb. Er schr.: Anmerkung zu Euler über die Gesetze des Gleichgewichts, Lpz. 1806; Beobachtung u. Untersuchung über Strahlenbrechung, Oldenb. 1807; Lehrbuch der Arithmetik, Geometrie u. Trigonometrie, ebd. 1808–10, 2 Bde.; Die vornehmsten Lehren der Astronomie, in Briefen, Lpz. 1812, 2 Thle., n. A. als Vorlesungen über die Astronomie, ebd. 1827; Lehrbuch der Gesetze des Gleichgewichts u. der Bewegung fester u. flüssiger Körper, ebd. 1817 f., 2 Bde.; Beitrag zur Witterungskunde, ebd. 1820; Lehrbuch der höhern Geometrie, ebd. 1822–24, 2 Bde.; Vorlesungen über die Naturlehre, ebd. 1830–32, 3 Bde. 5) Rudolf, geb. 1795 in Salzuflen, wurde Apotheker, studirte in Halle u. Erfurt Chemie, übernahm 1819 die Apotheke seines Vaters in Salzuflen, ward 1821 Gründer des Apothekervereins in NDeutschland u. st. 1842 als Hof- u. Medicinalrath in Salzuflen. Er schr.: Elemente der Pharmacie, Hann. 1841; gab heraus: Archiv der Pharmacie des Apothekervereins im nördlichen Deutschland, Lemgo 1822–42, 82 Bde.; u. Repertorium für die Chemie, Hannov. 1827–33, 4 Bde.; mit Krüger: Beschreibung der Mineralquelle zu Pyrmont, Pyrm. 1826. 6) Karl Wilh. Theod., Sohn von B. 4), geb. 1814 in Breslau, wurde 1840 Lehrer an der Nicolaischule u. 1841 Privatdocent der Physik in Leipzig u. st. 1843. Ergab seines Vaters Aufsätze über Gegenstände der Astronomie u. Physik, Lpz. 1835, heraus. 7) Georg Heinrich, geb. 1803 in Bortfeld, bildete sich als Landschaftsmaler in München, wo er mehrere Ansichten aus dem baierischen Hochlande malte. Nach längerem Aufenthalt in Italien (seit 1831) kehrte er nach Deutschland zurück u. wurde Gallerieinspector in Braunschweig. Werke: Gegend bei Salzburg (in der Münchener Pinakothek); Gegend bei Marino, eine Partie aus dem Ockerthale im Harz; Subiaco, eine Überschwemmung, Gewitterlandschaft aus dem Harz u.a.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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