- Larochefoucauld
Larochefoucauld (spr. Laroschfukoh), altes französisches Geschlecht, als dessen Stammvater Foucauld de Laroche gilt, welcher zu Anfang des 11. Jahrh. lebte: 1) François, Duc de L., Prinz von Marsillac, geb. 1613, widmete seine Jugend dem Kriegsdienste u. zeichnete sich in den Unruhen der Fronde aus, lebte dann seinen Freunden u. den Musen in Paris, umgeben von den geistreichsten Köpfen seiner Zeit, u. st. 1680. Er schr.: Pensées, maximes et réflexions, mehrmals aufgelegt, u. Aufl. von Martin, Par. 1822 (deutsch von Fr. Schulz, mit französischem Original, Bresl. 1798); er schr. noch: Mém. de la régence d'Anne d'Autriche, Köln 1662, Amst. 1713, 2 Bde. Sämmtliche Werke, als Maximes et Oeuvres compl., ebd. 1797, 2 Bde., n. A. von Depping, ebd. 1818. 2) Louis Alexander, Duc de L., Pair von Frankreich, wurde 1787 Mitglied der Versammlung der Notabeln u. 1789 Deputirter des Adels bei den Etats généraux, machte dort den Vorschlag, den Schwarzen die Freiheit zu geben, sprach auch mit Nachdruck für die Freiheit der Presse, für das suspendirende Veto u. die Abschaffung der Mönche, suchte auch das System der englischen Regierungsform im Allgemeinen in Frankreich einzuführen. Gedungene Mörder tödteten ihn 1793 im Gefängniß. 3) Franç. Alex. Fréd., Herzog von L.-Liancourt, geb. 1747, war Anfangs Militär, trieb dann Landwirthschaft auf seinem Gute Liancourt bei Clermont, wo er 1788 die Ecole des enfans de la patrie für arme Soldatenkinder u. 1790 eine große Baumwollenspinnerei gründete. Da er zur Flucht des Königs behülflich gewesen war, mußte er nach England fliehen, von wo er Nordamerika u. später Norddeutschland bereiste. Dann kehrte er nach Paris zurück u. war mit Werken der Wohlthätigkeit beschäftigt; 1809 erhielt er den Herzogstitel zurück u. wurde nach der ersten Restauration Pair. Weil er in der Pairskammer Opposition gegen den Hof machte, so wurde er seiner Ämter entsetzt u. st. 1827. Er regte die Einführung des wechselseitigen Unterrichts an u. gründete die ersten Sparkassen in Frankreich. 4) Alexander, Graf von L., Sohn des Vor., geb. 1767, trat in die Armee, mußte mit seinem Vater in der Revolution flüchten, kehrte nach dem 18. Brumaire nach Frankreich zurück, wurde 1802 französischer Geschäftsträger in Dresden u. 1805 Gesandter in Wien u. 1808 in Holland; nach der Restauration war er öfter Deputirter u. wurde 1833 Pair; er st. 1841 5) Fréd. Gaëtan, Graf von L., Bruder des Vor., geb. 1780 in Paris, bekleidete unter Napoleon mehrere Präfectenstellen, wurde 1827 Deputirter für das Departement Cher u. vertheidigte die Constitution eifrig. Er schr.: L'esprit des écrivains du 18. siècle, 1809; Lebensbeschreibung seines Vaters, 1827, dessen Werke er auch 1825 herausgab. 6) Sosthenes, Vicomte de L., geb. 1782, war 1814 Adjutant des Generals Desolles, dann des Grafen von Artois; nach dem Tode seines Vaters, Michel de L., 1841 wurde er Herzog von Doudeauville. Er war seit der zweiten Restauration ein eifriges Mitglied der Chambre intron vable u. schr.: Mémoires, Par. 1835, 5 Bde.; Pensées, 1835; La vérité à tous, 1839. 7) Jules, Graf von L., Sohn von L. 4), geb. 1796, war Adjutant Ludwig Philipps, wurde 1839 als Herzog von Estissac zum Pair von Frankreich erhoben u. st. den 19. April 1856 in Paris. 8) Polydore, Graf von L., Bruder des Vor., geb. 1801, war 1841–46 französischer Ministerresident in Weimar u. st. 1855.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.