- Marianen
Marianen (Ladronen, Diebsinseln, Lazarus Archipelagus), die nördlichste Gruppe des Westlichen Polynesiens, besteht aus 16–20 Inseln unterm 13. bis 20° nördlicher Breite, mit einem Gesammtumfange von 57 QM. Die Inseln sind gebirgig, mit brennenden u. erlöschenden Vulkanen, haben hinreichende Bewässerung, nicht gut zugängliche Ufer, angenehmes Klima, im Winter Stürme, sind meist bewaldet u. fruchtbar an allerlei Tropengewächsen, Thieren, dem (hier einheimischen) Vampyr, mehren, von den Europäern mitgebrachten, nun meist verwilderten Säugethieren (Hirsche, Pferde, Schafe, Schweine, Katzen, Ratten); allerhand wildem u. zahmem Geflügel (Hühner, Falken, Papageien), großen Eidechsen, Schildkröten, Krebsen, Fischen, Perlenmuscheln. Die Urbewohner (bei der Entdeckung der Inseln ungefähr 100,000 Köpfe) hatten in ihrem Äußeren, ihrer Lebensart, ihren religiösen Vorstellungen u. socialen u. von' tischen Einrichtungen große Ähnlichkeit Mit den Bewohnern der Philippinen, sowie ihre Sprache mit denen des Tagalischen Stammes; sie besaßen bei der Entdeckung einen gewissen Grad von Bildung, betrieben Ackerbau u. lebten in kleinen Staaten unter monarchischen Verfassungen. Jetzt sind sie durch die Spanier fast ganz ausgerottet, indem sie entweder im Kampfe blieben, sich selbst tödteten, od. an Seuchen starben. Die Überreste sind größtentheils nach Guaham geführt u. dort durch tagalische Colonisten aus Luzon verstärkt worden. Die jetzigen Einwohner (9–10,000) bestehen aus Spaniern, Philippinen, Indianern aus Amerika u.a., welche unter einander vermischt sind, sich sämmtlich zur Römisch-Katholischen Kirche bekennen u. Vorzugsweise Acker- (Reis-) bau treiben. Gewerbe verschiedener Art werden auch betrieben, der Handel mit den benachbarten Karolinien scheint in Ausnahme zu kommen. Die Colonie steht unter Oberhoheit der Krone Spanien u. hat ganz die Einrichtung der Philippinen; der Gouverneur hängt von dem Generalcapitän von Manila ab. Die Verwaltungskosten der Spanier für diese Inseln sind bedeuten höher, als der Gewinn, doch sind sie, weil zur Überfahrt nach Amerika sehr gelegen, von Wichtigkeit. Die M. wurden entdeckt von Magelhaens 1521 u. seit dieser Zeit fleißig besucht. 1667 ließen sich jesuitische Missionäre hier nieder, welche sie M. nannten,[885] u. 1678 eine spanische Besatzung nach sich zogen. Hierzu gehören; a) nördliche Inseln (Gani): Urak (Urakas), Mangs, Assomption (Afsonsong, Songsong), Grigan (St. Xavier), Pagon (S. Ignacio), Alamagan (St. Conception), Serigan (Sarigan), Anatojar (St. Joachim); Anatukan (Anatugham); b) die südlichen Inseln: Saypan (St. Joseph), sonst stark bevölkert, um der Jagd u. Perlenfischerei willen besucht; Tinian (St. Mariana Buenavista), Aguigan (St. Ange), Zarpana (St. Anna Sarpana Rota), Guahan (Guam, St. Johann), die südlichste u. größte; Hauptstadt: St. Ignacio de Agana (auf Guahan), Sitz des Gouverneurs.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.