Platinbasen

Platinbasen

Platinbasen (Chem.). Die Behandlung des Platinchlorürs mit Ammoniak bildet den Ausgangspunkt für die Darstellung einer Reihe interessanter platinhaltiger Stickstoffbasen, deren Natur zuerst von Gros 1838 u. von Reiset 1840 erforscht worden ist. Gerhardt u. Laurent betrachten sie als Ammoniak, in welchem verschiedene Mengen von Wasserstoff durch Platin ersetzt seien, wobei das Platin bald als einatomiges, also 1 Äquiv. Wasserstoff entsprechendes, bald als zweiatomiges, also zwei Äquiv. Wasserstoff entsprechendes Radical auftritt. Als einatomiges Radical bezeichnet man es als Platinōsum, Platinbasen als zweiatomiges Radical führt es den Namen Platinĭcum, Platinbasent. Ferner treten in den P. entweder 1 od. 2 Äquiv. Ammoniak auf, wodurch die Bildung der platinhaltigen Monamide u. Diamide gegeben ist, so daß sich zunächst für das Platinosum die beiden Verbindungen:

Platinbasen

= Platosamin u.

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= Diplatosamin, für das Platinicum die beiden Verbindungen:

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= Platinamin u.

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= Diplatinamin ergeben. In diesen Basen sind nun wieder die übrigen[193] Wasserstoffatome durch Bafyle ersetzbar, wie 1850 Wurtz gezeigt hat, indem er aus Platinchlorür u. Methylamin einen Körper darstellte, aus welchem beim Erhitzen mit überschüssigem Methylamin Krystalle von Platosomethylamin, N Pt C2 H3 H =

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erhalten wurden. Ebenso hat Anderson ein Platosopyridin, N Pt C10 H4, u. ein Platinopyridin, N Pt C10 H3, dargestellt. Die wichtigsten P. sind folgende: a) N Pt H3 Cl ist die empirische Formel für mehrere isomere Modificationen: aa) Grüne Modification (Magnus' grünes Salz); wenn man zu einer siedenden Lösung von Platinchlorür in Salzsäure überschüssiges Ammoniak setzt, so scheiden sich bald grüne nadelförmige Krystalle ab, welche sich nicht in Wasser, Salzsäure, Alkohol u. Schwefelsäure lösen, u. welche, mit Kalilösung erhitzt, kein Ammoniak entwickeln. Gerhardt betrachtet diese Verbindung als chlorplatinigsaures Diplatosamin, N2 Pt H5, Pt Cl, HCl, u. nennt Chlorplatinige Säure die Verbindung von Platinchlorür mit Salzsäure u. Chlorplatinsäure die Verbindung von Platinchlorid mit Salzsäure. bb) Gelbe Modification (Peyrones gelbes Salz); man löst durch Erhitzen von Platinchlorid dargestelltes Chlorür in Salzsäure u. neutralisirt mit kohlensaurem Ammoniak; beim Erhitzen scheidet sich ein dunkelgrüner Körper ab. Derselbe ist in Wasser, Schwefelsäure u. Salzsäure löslich; durch Salpetersäure wird er in zwei Verbindungen zerlegt, von denen die eine in citronengelben Octaedern krystallisirt, während die andere syrupartig erscheint. Bei 270° findet Zersetzung unter Entwickelung von Salmiak u. Salzsäure statt. Diese Verbindung ist nach Gerhardt salzsaures Platosamin, NPt H2, Cl H. b) N2 Pt H6 Cl O, N O5; wenn man das Salz von Magnus mit Salpetersäure kocht, so verwandelt es sich in ein Gemenge von Platin u. einer weißen körnigen Masse, welche nach obiger Formel zusammengesetzt ist. Chlor u. Platin lassen sich in dieser Verbindung durch die gewöhnlichen Reagentien nicht nachweisen. c) N2 Pt H6 Cl O, S O3; diese Verbindung entsteht, wenn man die Lösung von b) mit Schwefelsäure od. mit der Lösung eines schwefelsauren Salzes erhitzt. Sie erscheint in Gestalt seiner, in Wasser löslicher Nadeln. Die Schwefelsäure ist darin nur dann durch Baryt nachweisbar, wenn vorher zur Lösung eine Säure gesetzt wurde. d) N2 Pt H6 Cl2, entsteht, wenn man b) mit Salzsäure od. mit einem Chlormetall vermischt; erscheint als weißes Pulver, welches aus der wässerigen Lösung in geben Octaedern krystallisirt. e) N2 Pt H6 O, HO (Reisets erste Platinbase, Diplatosamin) bildet sich, wenn man f) durch Barytwasser zersetzt. Diese Verbindung ist dem Kali sehr ähnlich, sie schmeckt wie Kali, zieht wie dasselbe Kohlensäure u. Wasser an, zersetzt Traubenzucker, fällt Silberoxyd aus der salpetersauren Lösung u. bildet mit einem Äquiv. Säure Neutralsalze. f) N2 Pt H6 O, SO3 (Schwefelsaures Diplatosamin), glänzende, weiße Schuppen, wird erhalten, wenn man zu einer Lösung von i) bb) Schwefelsäure setzt; aus der wässerigen Lösung krystallisirt es in glänzenden Octaëdern. g) N2 Pt H5 O, NO5 (Salpetersaures Diplatosamin), erzeugt sich, wenn man die Lösung des Salzes i) bb) mit Salpetersäure behandelt. h) N2 Pt H6 O, CO2 HO (Kohlensaures Diplatosamin) entsteht, wenn man die erste Base Reisets der Luft aussetzt. Wenn man durch die Lösung der Base Kohlensäuregas leitet, so erhält man das doppelt kohlensaure Salz, aus dessen Lösung sich beim Erhitzen ein weißer krystallinischer Körper 2 N2 Pt H6 O, 3 C O2, H O ausscheidet. i) N2 Pt H6 Cl: aa) scheidet sich aus der Lösung des grünen Salzes von Magnus in Ammoniak aus, krystallisirt in langen gelben Nadeln, welche bei 100° ihr Wasser abgeben, bei 250° Ammoniak verlieren u. erst bei 300° zersetzt werden. bb) (Peyrones weißer Körper) wird durch die Einwirkung von Ammoniak auf Peyrones gelbes Salz gebildet; krystallisirt in durchsichtigen glänzenden Nadeln, welche bei 220° Ammoniak verlieren. k) N Pt H2 O (Reisets zweite Platinbase), bleibt in Gestalt einer porösen grauen, in Wasser u. Ammoniak unlöslichen Masse zurück; wenn man die erste Base von Reiset bis 170° erhitzt; sie bildet mit Säuren detonirende Verbindungen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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