- Pyrmont
Pyrmont, 1) eine zum Fürstenthum Waldeck gehörige Grafschaft, liegt abgesondert von demselben zwischen Lippe-Detmold, dem preußischen Amte Lugde, Hannover u. Braunschweig; 1,37 QM. mit 7000 Ew. in 1 Stadt u. 10 Ortschaften; bildet ein von bis 800 Fuß hohen Bergen eingeschlossenes, von der Emmer durchflossenes Thal mit berühmten Mineralquellen, Salzgewinnung, Acker- u. Gartenbau u. Wollstrumpfstrickerei. Die Grafschaft hatte bis 1494 eigne Grafen, kam dann an Spiegelberg, 1557 an Lippe, 1583 an die Grafen von Gleichen u. 1625 durch Erbschaft an Waldeck; 2) (Neustadt P.), Hauptstadt darin, Amtssitz, an der Emmer; hat Schloß mit Wall, Graben u. Gärten; Waisenhaus, Hospital, Theater; 3000 Ew. Hier Gesundbrunnen, über 300 Jahr in Gebrauch. Curgebäude sind das neue Ball- u. Versammlungshaus, das neue Kaffeehaus, das alte Badehaus mit fürstlichen Wohnungen, das Badehaus mit Douche; bei dem Brunnen eine 500 Schritt lange vierreihige Lindenallee, schon 1668 angelegt, u.a. Promenaden. Jährlich an 5000 Curgäste. Die am meisten be-[720] nutzten Quellen sind der Stahlbrunnen in P. selbst u. der Salzbrunnen auf der nahen Saline, erster ist bes. reich an aufgelöstem Eisen u. starkem Kohlensäuregehalt. Die Quellen sind der Mehrzahl nach Eisensäuerlinge; das Wasser wird zum Baden, bes. zum Trinken benutzt u. in großen Mengen versendet. In der Nähe die Dunst- od. Gas- (sonst Schwefel-) höhle, seit 1810 als trockenes Schwitzbad benutzt, etwa 11/2 Elle hoch, mit kohlensaurem Gas gefüllt, welches eine gleiche Wirkung hervorbringt, wie die Hundsgrotte bei Neapel. Dabei auf dem 700 F. hohen Schellenberge die Schloßruine Schellpyrmont, der Königsberg mit Marmordenkmal Friedrichs II. u. eine Quäkercolonie (Friedensthal); Saline, drei Erdfälle, kreisförmige tiefe Wasserlöcher (Maare). Vgl. Brandes u. Krüger, Beschreibung der Mineralquellen in P., Pyrm. 1826; Menke, Beschreibung von P., ebd. 1840; Wiggers, Chemische Untersuchung der P-er Eisensäuerlinge, Hann. 1857; Straß, P. u. dessen Umgebungen, Pyrm. 1859; Valentiner, P. für Curgäste, Kiel 1859; Marcard, P. u. seine Umgebungen, Paderborn 1861.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.