- Pyrometer
Pyrometer, 1) Werkzeug, um höhere Wärmegrade, als das Thermometer anzeigt, zu messen. Das Luftpyrometer Mills besteht aus einer[721] hohlen Platinkugel mit einer seinen Röhre, aus welcher beim Erhitzen die Luft entweicht. Nach dem Erkalten condensirt sich die übriggebliebene Luft wieder, u. man kann aus der fehlenden Luftmenge den Grad der Erhitzung berechnen. Man wirst z.B. die erhitzte Kugel ins Wasser u. bestimmt den Hitzgrad aus der Menge des eingedrungenen Wassers. Doniell mißt die Hitze durch den Unterschied zwischen der Ausdehnung des Platins u. Graphits. Ein zum Theil ausgebohrter Cylinder von Reißblei, auf dessen Boden eine Platinstange ruht, welche das obere Ende desselben nicht ganz erreicht u. beim Erhitzen einen Porzellancylinder, welcher gegen die innere Wand des Reißbleicylinders geklemmt ist, durch ihre Verlängerung heraustreibt. Die Höhe dieser Hebung zeigt den Hitzgrad an, freilich nicht ganz genau, weil man nicht weiß, wie stark der Graphitcylinder durch die Hitze ausgedehnt od. resp. zusammengezogen wird. Noch ungenauer ist Wedgwoods P., welches sich auf die Eigenschaft des Thons, sich in der Hitzeim Verhältniß ihrer Intensität zusammenzuziehen gründet. Man bedient sich hier aus seinem Thon geformter cylindrischer Körper von bestimmtem Durchmesser, erhitzt sie in der zu bestimmenden Gluth u. bringt sie dann zwischen zwei unter einem sehr spitzen Winkel geneigte Lineale, zwischen denen sie um so tiefer herabsinken, einer je höheren Hitze sie ausgesetzt waren. Einen einmal gebrauchten Cylinder kann man nur noch zur Bestimmung einer noch höheren Temperatur zum zweiten Male gebrauchen. Der Nullpunkt der Wedgwood Scala ist nach Wedgwoods eigenen Bestimmungen 1077 u. ein Grad seiner Scala entspricht 130° F.; nach neueren Bestimmungen jedoch nur = 510° F. u. resp. = 61,2° F. Pouillets magnetische P. gründet sich auf das Entstehen eines thermo-elektrischen Stroms, wenn Platin u. Gold an der Verbindungsstelle erhitzt werden. Die Stärke des Stroms wird vom Grad der Temperatur bestimmt u. kann so letzteren anzeigen. Prinsep schlägt vor, die Hitzgrade aus den Schmelzpunkten verschiedener Metalle, von den leichtestflüssigen bis zu den strengstflüssigen, zu bestimmen. 2) Instrument, um den Grad der Ausdehnung eines Körpers durch die Wärme zu messen. Man mißt dadurch gewöhnlich nur die lineare Ausdehnung u. berechnet aus dieser die Vergrößerung des Körperinhalts. Der zu untersuchende Körper wird an einem Ende fest eingespannt, am anderen dagegen an den kürzeren Arm eines Winkelhebels angestemmt, dessen längerer Arm durch seine Abweichung während der Erhitzung den Grad derselben auf einer Scala nachweist.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.