Seguier

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Seguier (spr. Segiëh), eine alte französische Familie, aus welcher viele ausgezeichnete Staatsbeamte entsprossen sind. Besonders berühmt: 1) Pierre, geb. 1504 in Paris, war erst Advocat u.[771] wurde vom König Franz I. zum Generalanwalt u. Kanzler seiner Gemahlin Eleonore von Österreich ernannt; Heinrich II. ernannte ihn zum Generalanwalt beim Parlament, u. als solcher widersetzte er sich energisch dem Einfluß des Papstes Julius II. 1554 wurde er Vicepräsident beim Parlament u. 1555 nach Villers-Coterets gesandt, um dem Könige die Weigerung des Parlaments wegen Einregistrirung eines Edicts zu überbringen, durch welches die Inquisition in Frankreich eingeführt werden sollte, u. wirklich unterblieb diese deshalb. Der Nachfolger Heinrichs II. trug ihm die Grenzberichtigung zwischen der Dauphiné u. Piemont auf. Er st. 1580 u. schr.: Rudimenta cognitionis Dei et sui, Par. 1636, dann auch franz. 2) Antoine, Sohn des Vorigen, geb. 1552 in Paris, war erst Generaladvocat, seit 1597 Vicepräsident beim Parlament in Paris, vertheidigte dort namentlich die Freiheiten der Gallicanischen Kirche gegen den Römischen Stuhl u. st. 1626. 3) Pierre, Herzog von Villemor, Neffe des Vorigen, geb. 1588 in Paris; war Parlamentsrath, 1626 Parlamentspräsident, 1633 Siegelbewahrer u. 1635 Kanzler. Als solcher folgte er nicht immer unbedingt dem Willen Richelieus, vernichtete auch Ludwigs XIII. Testament durch das Parlament u. ließ Anna von Österreich als Regentin anerkennen. 1639 unterdrückte er die Unruhen in Rouen. Bei dem Aufstand der Fronde den 27. Aug. 1648 gerieth er in nicht geringe Gefahr u. verlor seine Stellen. 1651 wurde er von Ludwig XIV. zum Herzog von Villemor u. Pair erhoben u. erhielt 1652 die Siegel zurück. Er war einer der Mitbegründer der Académie française, deren Protectorat er nach Richelieus Tode 30 Jahre lang führte. Er st. 1672; da er nur zwei Töchter hinterließ, so erlosch die Herzogswürde mit ihm. Sein Diaire ou Journal du chancelier S. en Normandie 1639–40, ist erst in neuerer Zeit (Par. 1844) herausgekommen. 4) Jean François, geb. 1705 in Nismes; durchreiste mit Maffei einen Theil Europas, kam nach dessen Tode 1755 nach Nismes zurück u. st. 1784; er schr.: Bibliotheca botanica, Haag 1740; Plantae, Verona 1745–54; Inscriptionum antiquarum index, Par. 1749; u. übersetzte die Mémoires du Marquis de Maffei, Haag 1740. 5) Antoine Louis, geb. 1726 in Paris, stand in Gunst bei Ludwig XV. u. wurde Generaladvocat beim Parlament; er trat 1770 als Gegner der neuen philosophischen u. politischen Ideen auf, wodurch er seine Popularität verlor, u. nachdem er vergebens eine Vermittelung zwischen Hof u. Parlament herbeizuführen versucht hatte, trat er 1771 von seiner Stelle zurück, erhielt dieselbe aber 1774 wieder; als die Parlamente durch die Revolution aufgehoben worden waren, trat er in den Privatstand, lebte in Tournay u. st. hier 1792. 6) Antoine Jean Mathieu, Baron von S., geb. 1768 in Paris; wanderte in der Revolution aus, kehrte aber nach der Schreckensherrschaft zurück u. lebte in Montpellier; Bonaparte ernannte ihn 1802 zum Präsidenten des Appellhofs u. 1810 zum Baron u. ersten Präsidenten des kaiserlichen Gerichtshofes. 1814 erklärte er sich für Ludwig XVIII., wurde Pair u. Präsident des Appellationsgerichts in Paris u. 1834 Vicepräsident der Pairskammer u. erster Präsident der Cour royale; er st. 6. Aug. 1848 in Paris.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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