Tatīschtschew

Tatīschtschew

Tatīschtschew, ein weitverzweigtes Adelsgeschlecht in Rußland, welches seinen Stammbaum in directer Linie bis auf Rurik zurückführt, dessen Vorfahren aber den Fürstentitel mit dem Verlust ihrer Fürstenthümer längst abgelegt haben. Drei Glieder dieses Geschlechts haben den Grafentitel angenommen: der General Nikolai T., der Stammhalter der neueren gräflichen Linie, welcher diesen Titel vom Kaiser Alexander I. 1801 empfing; der General Alexander T., russischer Kriegsminister, ernannt zum Grafen vom Kaiser Nikolaus I. 1826, welcher ohne männliche Nachkommenschaft im Jahre 1833 starb; u. der General Alexei T., welcher ebenfalls vom Kaiser Nikolaus in den russischen Grafenstand erhoben wurde, u. dessen Söhne Graf Ipolyin Graf Olympij Alexejewitsch T., der Eine im Departement der Marine, der Andere im Finnischen Leibgarderegiment dienen. Dmitrij Pawlowitsch T. (s. T. 2), schlug den ihm mehrfach angebotenen Grafentitel für sich aus, überließ denselben aber seiner Descendenz, welche gegenwärtig durch die drei Grafen Nikolai, Iwan u. Dmitrij T. vertreten ist, welche sämmtlich im kaiserlichen preobraschenskischen Garderegiment dienen. Berühmt sind aus diesem Geschlecht: 1) Wassilj, geb. 1686; Kaiser Peter I. schickte ihn 1740 auf Reisen, ließ ihn auf fremden Universitäten studiren, stellte ihn bei seiner Rückkehr in dem Departement für Bergbau u. Fabrikwesen an, vertraute ihm[277] mehre Specialmissionen an, schickte ihn zur Erforschung Sibiriens ab u. ernannte ihn 1723 zum Großceremonienmeister. 1724 ging er in geheimen Aufträgen nach Schweden, trat bei seiner Rückkehr wieder in das Bergbauamt u. wurde als Staatsrath u. Director des Bergbaus nach Sibirien gesendet; 1737 wurde er Geheimerrath u. 1741 Gouverneur von Astrachan. Hier blieb er vier Jahre, zog sich aber dann auf seine Güter bei Moskau zurück u. starb am 15. Juli 1750. Er schr.: Die russische Geschichte von den ältesten Zeiten an, nach seinem Tode von G. F. Müller in Mosk. u. Petersb. herausgegeben 1769–1784, 4 Bde.; Historisches, politisches u. bürgerliches Wörterbuch für Rußland, Petersb. 1793 (geht bis L); Bemerkungen über das russische Recht u. den alten russischen Codex, Mosk. 1768 u. 1786. 2) Dmitrij Pawlowitsch von T., geb. 1769, war erst längere Zeit im diplomatischen Corps zu Petersburg angestellt, wurde dann Gesandter in Neapel, Turin, 1815–20 in Madrid, hierauf mit diplomatischen Sendungen in Wien, Verona (1822) u. Constantinopel (1823 u. 1824) betraut, seit 1824 außerordent (icher u. seit 1826 wirklicher russischer Gesandte in Wien. Er begleitete 1824 den Fürsten von Metternich auf seinen Reisen durch Süddeutschland 1841 trat er in Ruhestand, blieb in Wien u. starb daselbst 30. Sept. 1845.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tatíschtschew — Tatíschtschew, Wasilij Nikitisch, russ. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 19. Febr. 1686, gest. 15. Juli 1750, entstammte der Schule Peters d. Gr., machte mehrere Reisen ins Ausland, war unter anderm Diplomat in Schweden und Aufseher des… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Tatischtschew — Wassili Tatischtschew Wassili Nikitisch Tatischtschew (russisch Василий Никитич Татищев, wiss. Transliteration Vasilij Nikitič Tatiščev; * 19. April 1686 bei Pskow; † 15. Juli 1750 in Boldino) war ein russischer Staatsmann und Ethnograph, der vor …   Deutsch Wikipedia

  • Tatischtschew — Tatịschtschew,   Tatịščev [ ʃtʃef], Wassilij Nikititsch, russischer Historiker und Politiker, * bei Pleskau 29. 4. 1686, ✝ Boldino (Gebiet Moskau) 26. 7. 1750; nahm am Großen Nordischen Krieg (1700 21) teil; hatte 1720 22 und 1734 37… …   Universal-Lexikon

  • Tatischtschew — Tatichtchev Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Alexandre Ivanovitch Tatichtchev (1763 1833), ministre de la Guerre de la Russie impériale ; Vassili Nikititch Tatichtchev (1686 1750),… …   Wikipédia en Français

  • Wassili Nikitisch Tatischtschew — Wassili Tatischtschew Wassili Nikitisch Tatischtschew (russisch Василий Никитич Татищев, wiss. Transliteration Vasilij Nikitič Tatiščev; * 19. April 1686 bei Pskow; † 15. Juli 1750 in Boldino) war ein russischer Staatsmann und Ethnograph, der vor …   Deutsch Wikipedia

  • Wassili Tatischtschew — Wassili Nikitisch Tatischtschew (russisch Василий Никитич Татищев, wiss. Transliteration Vasilij Nikitič Tatiščev; * 19. April 1686 bei Pskow; † 15. Juli 1750 in Boldino) war ein russischer Staatsmann und Ethnograph, der vor allem als Autor des… …   Deutsch Wikipedia

  • Wassili Nikititsch Tatischtschew — Wassili Tatischtschew Wassili Nikititsch Tatischtschew (russisch Василий Никитич Татищев, wiss. Transliteration Vasilij Nikitič Tatiščev; * 19. April 1686 bei Pskow; † 15. Juli 1750 in Boldino) war ein russischer Staatsmann, Historiker,… …   Deutsch Wikipedia

  • Ekaterinburg — Stadt Jekaterinburg Екатеринбург Flagge Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Eurasisch — Weltkarte, Eurasien markiert Eurasien ist ein geographisch geologischer Begriff für Europa und Asien als ein zusammengefasster Kontinent. Dieser hat eine Fläche von 55 Millionen Quadratkilometern und etwa 4,7 Milliarden Einwohner. Mit diesem… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Russland — Tausend Jahre Russland (1862). Monument vor der Sophienkathedrale in Nowgorod Die Geschichte Russlands bietet einen Überblick über die Vorgeschichte, Entstehung und den zeitlichen Verlauf des russischen Staates. Ausgehend von der frühesten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”