Varnbüler-Hemmingen

Varnbüler-Hemmingen

Varnbüler-Hemmingen, ein aus Hohen-Rhätien stammendes, dann in St. Gallen u. Lindau heimisches u. seit dem 16. Jahrh. in zwei Linien getheiltes Geschlecht, von denen die eine, im Hanauschen, Hildesheimschen u. Braunschweigschen begüterte, mit dem alten Familienprädicat von Greiffenberg zubenannte, im 18. Jahrh. erlosch; die andere, noch blühende, seit 1650 V. von u. zu Hemming benannt, wurde 1652 in die freie Reichsritterschaft incorporirt u. später bei der Reichsfreiherrnklasse des Königreichs Württemberg immatriculirt.[367] triculirt Berühmt sind: 1) Ulrich, geb. 1330, verließ der Unruhen wegen Graubündten, zog nach Weinstein im Rheingau, wurde Mitglied der Patriciergenossenschaft zum Voltenstein in St. Gallen u. zuletzt Bürgermeister daselbst. 2) Ulrich, Sohn des Vorigen, focht in der Schlacht bei Granson mit u. wurde nachher Bürgermeister in St. Gallen; in dem Kriege der St. Gallener mit dem dortigen Abte, welchen V. veranlaßt hatte, entfloh er, nachdem der Abt die Stadt erobert hatte, nach Lindau u. st. daselbst 1486. 3) Ulrich, jüngerer Sohn des Vorigen, geb. 1474, war Präsident der Reichskammergerichtskanzlei in Speier u. nachher Reichsstatthalter in Nürnberg. 4) Johann, älterer Bruder des Vorigen, geb. 1466, war Bürgermeister in Lindau u. st. 1545 in Weinstein. 5) Johann Jakob, Sohn des Vorigen, geb. 1510, war lange Kanzler des Markgrafen von Baden u. stiftete die Linie V. von Greiffenberg, s. oben. 6) Nikolaus, Bruder des Vorigen, geb. 1519, ein berühmter Jurist, lebte in Tübingen u. ist der Stammvater der noch jetzt blühenden Linie V. 7) Johann Konrad, Enkel des Vorigen, geb. 1595, trat in Württembergische Staatsdienste, führte 1633 die Verhandlungen wegen des Anschlusses Württembergs an die Schweden im Dreißigjährigen Kriege u. wurde dann Secretär Oxenstierna's bei dem Concilium formatum; 1642 ging er als württembergischer Gesandter zum Westfälischen Friedenscongreß u. erwirkte dort seinem Herzog die Restitution seines Landes. Er erhielt dafür das Rittergut Hemmingen u. 1650 die kaiserliche Genehmigung das Prädicat davon seinem Namen beizufügen, sowie er 1652 der freien Reichsritterschaft immatriculirt wurde. Zu seinen Nachkommen gehören: 8) Freiherr Gottlob, geb. 1774, machte die napoleonischen Kriege mit, wurde zuletzt württembergischer Generallieutenant u. Generalquartiermeister u. st. 1830; er ist auch als militärischer Schriftsteller bekannt. 9) Freiherr Karl, Bruder des Vorigen, geb. 1776, war Mitglied der ständischen Verfassungscommission u. seit 1827 württembergischer Finanzminister; er st. 1832 u. hat sich auch durch seine Mitwirkung zur commerciellen Vereinigung Deutschlands u. als landwirthschaftlicher Schriftsteller einen Namen gemacht. Jetziger Chef ist: 10) Freiherr Karl, ältester Sohn des Vorigen aus dessen erster Ehe mit Friederike von Wöllwarth, geb. 1809.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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