- Vernet
Vernet (spr. Wernek), 1) Aimar Vernay Jacques, Bauer in St. Veran, Ende des 17. Jahrh. durch die Wünschelruche (s.d.) bekannt, womit er Wasserquellen u. Metalle, so wie gestohlene Sachen aufsuchte; vgl. Rhabdomantie. 2) Jean Jacques, geb. in Genf, wurde daselbst 1730 Prediger. 1734 Professor der Theologie, 1737 Rector der Akademie u. später Professor der Geschichte u. Schönen Wissenschaften u. st. 1789; er schr: Traité de la vérité de la religion chrétienne, Genf 1748, 10 Bde.; Instruction chrétiene, ebd., 5 Bde.; Dialogues socratiques, ebd. 1746; Opuscula selecta theologica, u. m. a.; Vgl. Mémoires historiques sur la vie et les ouvrages de Mr. V., Par. 1790. 3) Claude Joseph, geb. 14. Aug. 1714 in Avignon, Maler. In seinem 18. Jahre ging er nach Italien zur See, u. hier entschied sich sein Talent als Marinemaler; in Rom begab er sich in die Schule zu Bern. Forgioni, welchen er bald übertraf Nach einer Reise in den Orient u. 23jähriger Abwesenheit kehrte er, von Ludwig XIV. berufen, 1752 nach Frankreich zurück, um die Häfen Frankreichs zu malen. Er wurde Mitglied u. 1768 Rath der Akademie u. st. 1789 in Paris. 4) Antoine Charles Horace, gew. Carlo V., Sohn des Vorigen, geb. 1758 in Bordeaux, Maler, ging als Pensionär des Königs 1782 nach Rom u. wurde 1787 zu Folge eines großen Bildes, Der Triumphzug des Paulus Ämilius, Mitglied der Akademie. Anfangs für die Revolution, wurde er von 1792 an entschiedener Gegner derselben u. sah auch seine Schwester als eines ihrer Opfer unter der Guillotine fallen. Kaum entkam er bei dem Sturm auf die Tuilerien aus seiner Wohnung im Louvre u. wurde hierbei durch einen Schuß im Arm verwundet. Dennoch nahm er an den Festen des Directoriums Theil u. gewann 1795 den ersten Preis beim Wettrennen auf dem Marsfeld. Unter Napoleon war V. Pferde- u. Schlachtenmaler u. malte die Schlacht bei Marengo, die Übergabe von Madrid, den Morgen vor der Schlacht von Austerlitz, wahrend der Restauration die Belagerung von Pamplona. 1828 folgte er seinem Sohne nach Rom; 1834 nach Paris zurückgekehrt, vollendete er eine Veduta aus der Umgebung Roms u. st. 27. Nov. 1836 in Paris. 5) Horace, des Vorigen Sohn, geb. 30. Juni 1789, wandte sich frühzeitig zur Malerei; er malte 1810 Der Hund des Regiments u. Das Trompeterpferd, machte 1814 als Freiwilliger den Krieg mit u. malte seit 1817 Die Schlacht von Tolosa, Die Vernichtung der Mamluken, die Schlachten von Jemappes, Valmy, Hanau, Montmirail, Der Kampf an der Barriere von Clichy, Der abgedankte Soldat als Bauer, Der Gardist von Waterloo. Die letzte Patrone, Der Tod Poniatowski's u. 1825 Mazeppa. 1827 wurde er Mitglied des Instituts u. Director der Französischen Akademie in Rom. Dort malte er Pius VIII im Petersdom, Judith u. Holofernes, Gefecht der Räuber mit den päpstlichen Dragonern, Die Beichte des sterbenden Räubers, Die Verhaftung der Prinzen Condé u. Comi im Palais royal Rafael u. Michel Angelo (im Vatican). 1834 vom König beauftragt Schlachtenbilder aus den afrikanischen Feldzügen für Versailles zu malen, ging er deshalb nach Constantine u. bereiste die übrigen historischen Punkte Algeriens; er malte damals Die Einnahme von Bona, ferner Die Löwenjagd, Die Eberjagd, Der Märchenerzähler, auch jene, ihm eigne Darstellungsweise alttestamentlicher Scenen in beduinischer Tracht, wie: Rebekka den Elieser tränkend, Thamar u. Juda, Vertreibung der Hagar, Die Brüder Josephs. Aus dieser Zeit stammen auch die Schlachten von Fontenay, Jena, Wagram u. Die Belagerung von Antwerpen etc. (ebenfalls in Versailles). 1836 war V. in Rußland, um für den Kaiser Bilder aus dem Türkenkriege von 1826 zu malen; 1838 kehrte er nach Afrika zurück u. lieferte über den Krieg in Algier ausgezeichnete Gemälde (vereinigt in dem Salle de Constantine im Palast zu Versailles, bes. Der erste Angriff aus Constantine, Die Einnahme von Constantine etc.). 1843 überbrachte er persönlich dem Kaiser von Rußland die früher bestellten Gemälde u. erhielt neue Aufträge zu Darstellungen aus dem Polnisch-Russischen Revolutionskriege. Darauf fuhr er fort für Versailles Die Wegnahme der Smala Abd-el-Kaders in den Atlasthälern u. Die Niederlage der Marokkaner am Isly (1845) zu malen. Der Tod seiner einzigen Tochter, der Gattin des Ministers Paul Delaroche, u. die Revolution lähmten seine Thätigkeit; erst unter dem zweiten Kaiserreiche malte er wieder Die Eroberung Roms durch die Franzosen u. Die Schlacht an der Alma (1854), zu welchem Zwecke er den Kriegsschauplatz selbst besuchte; diese waren seine letzten großen Gemälde; er st. 17. Jan. 1863 in Paris. Begebenheiten aus vergangener Zeit, z.B. aus den Kreuzzügen, gelangen ihm weniger. Überhaupt fehlte es ihm an idealer Auffassung, aber in der Sicherheit seiner breiten Pinselführung, bel seiner Ausarbeitung der Details ist er unübertroffe. 6) Mouton du, s. Mouton 2).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.