Walze [1]

Walze [1]

Walze, 1) ein Cylinder, bes. wenn er um seine Achse beweglich ist; daher 2) (Mathem.), so v. w. Cylinder; 3) kleine Cylinder von Holz, welche sich um Zapfen od. um Bolzen bewegen, über welche man Seile, Schiebstangen u. dgl. leitet, um die Friction zu vermindern u. dadurch eine leichtere Bewegung zu befördern, u. zu verhindern, daß sich die Seile u. Schiebstangen zu sehr abnutzen, wie es an vorspringenden Kanten geschehen würde. Statt der W. werden in solchen Fällen auch Rollen benutzt; 4) an Spieluhren, u. Drehorgeln der Cylinder, welcher nach Erforderniß des Tonstücks mit Drahtstiften besteckt ist, welche die bestimmten Saiten od. Pfeifen zum Ansprechen bringen; 5) bei[834] Gewichtsuhren ein Cylinder, auf welchen die Gewichtsschnur beim Aufziehen gewickelt wird; dieser Cylinder steckt auf der Welle des Walzenrads od. Bodenrads (vgl. Uhr) u. hat ein Gesperre, so daß er beim Aufziehen der Uhr sich leicht nach der einen Seite herumdreht u. dann durch den Zug des Gewichts nach der entgegengesetzten Seite das Walzenrad mit herum nimmt u. so die Uhr in Bewegung setzt; 6) an den mit einer Mustermaschine versehenen Webstühlen die Welle, welche das Ziehen der Korden bewirkt; 7) runde Stücken Holz, welche gebraucht werden, um schwere Gegenstände darauf fortzuschicken; man muß deren drei haben, um das zurückbleibende immer wieder vorn unterlegen zu können; 8) ein Ackerwerkzeug, besteht aus einem um seine eigene Achse mittelst eines eisernen Stabes umlaufenden Cylinder. Meist ist derselbe rund, von verschiedenem Durchmesser u. verschiedener Länge. Je stärker die Dicke des Cylinders u. je weniger lang derselbe ist, desto drückender wirkt die W. Die gewöhnliche Länge ist 8–9, der Durchmesser 1–2 Fuß. Der Cylinder ist mit zwei eisernen Zapfen in einem viereckigen Rahmen, Walzengerüst, beweglich. Die schmalen Seiten dieses Gestelles bilden ein Bogenstück; an eine lange Seite wird das Zugvieh gespannt. Man hat auch sechzehn-, zwölf-, acht- u. sechseckige W-n; sie sind zum Zerdrücken sehr harter u. fester Erdschollen vorzüglich brauchbar. Ferner hat man geriefte, mit Leisten beschlagene, mit spiralförmigen Messern umwundene (Schneidewalzen), od. mit Stacheln besetzte (Stachelwalzen), od. mit scharfen Eisen beschlagene (Scheibenwalzen), in der Mitte getheilte (Doppelwalzen) W-n. In der Regel sind die W-n von Holz, doch gibt es auch steinerne u. eiserne. Die hölzernen werden am besten von hartem Holz gemacht; zur Verhütung des Reißens des Baums wird derselbe an den Enden mit eisernen Reisen beschlagen. Die steinernen W-n sind nur auf sehr leichtem Boden anwendbar. Die W. wird zum Zertrümmernder Erdklöße, zum Ebenen des Bodens, zum Zusammendrücken des Erdreichs, wenn es zu manchem Behuf zu locker ist, u. zum Andrücken der Pflanzen an den Boden benutzt. Von den verschiedenen Arten der W-n sind bemerkenswert: 1) Die Zackenwalze, dient in festem Boden die Erdschollen zu zerkleinern. In die Oberfläche derselben sind mehre Reihen hölzerner od. eiserner Keile so eingeschlagen, daß die Zacken der folgenden Reihe in die Zwischenräume der vorhergehenden passen, od. daß die Zacken mehre Spirallinien bilden, welche um die W. herumgehen; sie ist nur bei trocknem Boden anwendbar. b) Die Schollenwalze Ugazys zertrümmert die harten Erdklöße mit eisernen schneidenden Schienen, ohne daß ihre Vertiefungen mit Erde angefüllt werden könnten, indem diese bei dem Umlauf der W. durch eiserne od. hölzerne Erdräumer abgeschabt wird, c) Die doppelte Scheibenwalze enthält aus lauter Scheiben bestehende Cylinder, welche mit Eisenblech beschlagen sind u. eiserne Erdreiber zum Reinigen haben, d) Die dreitheilige W. ist da anwendbar, wo man schmale Beete pflügen muß u. wo bei dem hier allein ausführbaren Walzen quer über die Beete, bei dem Überfahren der Beetfurchen mit der gewöhnlichen W. ein sehr erschwerender Stoß entsteht u. das Wenden sehr schwierig ist. Diese W. läßt sich durch das Durchschneiden jeder einfachen W. leicht herstellen, indem man außer den nöthigen mehrern Zapfen nur einen Rahmen bedarf, sämmtliche Zapfenlöcher bedürfen kleiner Büchsen. Auf bergigen Ländereien wird eine Deichsel angebracht u. auf leichtern Boden ist der Durchmesser der Walzentheile zu vermindern. e) Die zweitheilige kantige W. dient für 8 Fuß breite, etwas gewölbte Beete u. besteht aus zwei gleichen Theilen, deren jeder in einem Rahmen läuft u. auf drei Seiten von Holz, an der vierten inneren Seite von Eisen ist. Beide Theile werden durch zwei Haken u. zwei Ösen zusammengehalten, können sich aber nach dem Boden richten u. auflegen. Jeder der zwei Walzentheile besteht aus einem viereckigen Holz, darauf sind die vier prismatisch geformten Theile aufgenagelt, wodurch die W. zur Erhöhung ihrer Wirksamkeit achtkantig wird. Die acht Kanten sind mit starkem Eisenblech beschlagen. Die Anspannwage dient zugleich zum Zusammenhalten der Doppelwalzen f) Die Doppelstachelwalze; zwei hölzerne W-n sind dergestalt reihenweise mit eisernen Stacheln besetzt, daß beim Fortbewegen die Zwischenräume von der sich einsetzenden Erde gereinigt werden. Zur größeren Sicherheit ist ein Aussatzrahmen angebracht u. darauf, zwei Lattenkästen eingesetzt, worein Steine zum Beschweren gelegt werden können. Bes. zum Zertrümmern eines klosigen Bodens bei trockenem Wetter anwendbar, g) Die englische eiserne Doppelwalze, 7–10 Ctnr. schwer, aber leicht von einem Pferde fortzubewegen, weil sie bedeutenden Durchmesser hat u. der Cylinder in 2–3 selbständig umlaufende W-n getheilt ist. h) Guibals Grabwalze, besteht aus einem schweren gußeisernen Cylinder, dessen Mantel ringsum mit schmiedeeisernen, stark verstählten, nach vorn gekrümmten Zinken von 15 Zoll Länge besetzt ist, welche den schweren Boden aufbrechen u. krümeln, i) Die Grignonwalze, eiserne Kantwalze, aus viereckigen Stäben zusammengesetzt u. sehr wirksam. k) Die französische Ring- od. Scheibenwalze, besteht aus 12 massiven, 6 Zoll starken u. 3 Fuß. im Durchmesser haltenden gußeisernen Scheiben; zur Bearbeitung widerspenstigen Thoubodens l) Crochills Schollenbrecher, besteht aus einzelnen, am Rande gezackten Scheiben, welche mit selbständiger Drehungsfähigkeit auf einer starken Achse aufgeschoben sind, ist W. u. Egge zugleich, dient zur Lockerung u. Krümelung sehr widerspenstigen Bodens, m) Die Furchenwalze, von Stein, 1 Elle lang u. bei dem Zapfen, woran das Gerüst befestigt wird, ungefähr 5 Zoll, in der Mitte, bis wohin sie anläuft, 18 Zoll im Durchmesser. Sie dient, um Wasserfurchen gut zu ebenen u. beim Kartoffellande die sich noch in den Furchen befindenden Klöße zu zerdrücken. n) Die schwedische W. besteht aus prismatischen, scharfkantigen Eisenstäben, dient zur Lockerung u. Krümelung widerspenstigen Bodens. 9) so v. w. Gartenwalze; 10) ein ähnliches, doch größeres u. schwereres Werkzeug, um damit bei Anlegung neuer Kunststraßen die Erde od. auch den aufgeschütteten Kies u. Steine fest zu walzen. Zu gleicher Absicht hat man auch einen Walzenwagen, er hat statt der Räder W-n, u. damit diese noch mehr Druck ausüben können, ist ein großer Kasten darüber angebracht, welcher mit Steinen angefüllt wird; 11) Werkzeug, um Gegenstände zu zerquetschen, z. V. den Rübsamen in den Ölmühlen; od.[835] etwas platt zu drücken, z.B. Blech u. Lahn; od. um zugleich Figuren einzupressen, z.B. in den Münzen; od. um etwas zu glätten, z.B. bei der Cylindermaschine; od. um darauf gravirte Muster abzudrucken, z.B. beim Kattundrucken; vgl. Walzwerk. Die metallenen W-n sind theils massiv u. gegossen, zum Theil Hartguß, theils hohl u. aus Blech od. auch gegossen, oft genau abgedreht u. polirt; die hölzernen sind häufig fournirt, aus vielen einzelnen Stücken zusammengesetzt; vgl. Papierwalzen; 12) (Gerb), s.u. Walzen 5); 13) ein schwerer, um seine Achse drehbarer Cylinder, welcher von Zugthieren über ein bestelltes Feld gezogen wird, um die großen Klöße darauf zu zerdrücken etc.; 14) s. Walzen 5); 15) (Musik, ital. Groppo), Satzmanier, welche aus rhythmisch gleichartigen, stufenweise sich fortbewegenden Noten besteht, wovon die erste u. dritte od. zweite u. vierte auf derselben Stufe stehen, z.B.:

Walze [1]

Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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