Winddorn

Winddorn

Winddorn (Spina ventosa), Knochengeschwulst von sehr unbestimmtem Charakter, welcher nach Ein. blos von der innern Knochenhaut, nach And. auch von der Knochensubstanz u. der äußern Knochenhaut, od. von allen diesen Theilen zugleich ausgeht u. sich sowohl durch Wasservermehrung als auch zugleich durch Gewebeauflockerung charakterisirt.[253] Der leidende Knochen ist schwammartig gebildet, mit großen Zellen od. Löchern, an andern Stellen wieder verdichtet u. erhält in seinen Zellen u. mancherlei Höhlungen bald eine jauchige, röthliche, bald eine gallertartige Flüssigkeit, od. isolirte od. noch mit der Substanz des Knochens zusammenhängende Knorpel- od. Knochenbildungen, welche sich bald als neugebildet, bald als nekrosirt od. cariös zeigen. Vorher gehen dumpfe u. tiefe Schmerzen in den Knochen, welche immer heftiger werden. Die den Knochen umgebenden weichen Theile schwellen an, die Haut wird schmerzhaft, bricht auf u. es entleert sich eine jauchige Flüssigkeit. Durch den Säfteverlust u. die Aufsaugung der Jauche entstehen früher od. später hektische Zufälle; aus den Öffnungen wuchern oft schwammige Auswüchse hervor. Der Grund des W-s liegt in einer Entzündung u. Verschwärung des Knochens. Die gewöhnlichsten Ursachen sind Skropheln; doch auch Syphilis, Gicht, Rhachitis, Scorbut, Blattern etc., od. äußere Gewaltthätigkeiten. Die Röhrenknochen, bes. die der Mittelhand, des Mittelfußes u. der Finger, werden am häufigsten davon befallen, äußerst selten die kurzen u. schwammigen Knochen, z.B. der Hand- u. Fußwurzeln. In den meisten Fällen ist der W. durch Tuberkelbildung im Knochen bedingt. Es wird dadurch Absterben des Knochens in einem bestimmten Umfange bewirkt, womit erst die Heilung erfolgt. Da hierbei in der Regel ein neuer Knochen nicht erzeugt wird, so ist der Knochen nach erfolgter Heilung viel kürzer. Die Behandlung richtet sich meist. nach der zu Grunde liegenden Krankheit. Ist der W. sehr weit gediehen, so kann oft nur die Amputation des Gliedes helfen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Winddorn — (Spina ventosa), bei skrofulösen Kindern vorkommende chronisch verlaufende Entzündung (Osteomyelitis) der Knochen der Finger und Zehen mit spindelförmiger Austreibung der kompakten Substanz, die oft nur durch unvollkommen verknöcherte elastische… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Winddorn — (Spina ventosa oder nodosa), chronische skrofulöse Entzündung der Knochen der Finger und Zehen, erscheinen erst aufgetrieben, schrumpfen aber dann infolge Zerstörung des Knochengewebes. – Beim Rind ist W. die durch Strahlenpilze (s. Aktinomykose) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Winddorn, der — Der Winddorn, des es, plur. die e, eine Geschwulst der Knochen, und der über denselben liegenden weichen Theile, von einem innern Beinfraße; Arthrocace …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Winddorn — Wind|dorn,   Symptom der Knochentuberkulose.   …   Universal-Lexikon

  • Winddorn — Wịnddorn vgl. Spina ventosa …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Osteomyologie — Osteomyologie, Knochenlehre in Verbindung mit Muskellehre; Osteoncus, Knochengeschwulst; Osteonekrōsis, der trockene Knochenbrand; Osteopädion, Knochenüberreste einer Leibesfrucht, welche nach einer falschen Schwangerschaft in der Bauchhöhle… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Spina [1] — Spina (lat.), 1) der stechende Dorn bei den Pflanzen, s.d.; auch Name mehrer Pflanzen: S. aegyptiăca, ist Acacia arabica. S. alba, ist Crataegus oxyacantha. S. cervina, ist Rhamnus cathartica. S. Christi, ist Zizyphus spina Christi. S.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Beinfäule — Beinfäule, Knochenkrankheit, s. Winddorn …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Beinkrebs — Beinkrebs, Knochenkrankheit, so v.w. Winddorn …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Englische Krankheit — (Rachitis), eine von Skrophelsucht od. skrophulöser Anlage ausgehende, meist schon im 2. od. 3. Lebensjahre sich entwickelnde Krankheit des ganzen Knochensystems, von dem englischen Arzte Francis Glisson zuerst ausführlich beschrieben, jedenfalls …   Pierer's Universal-Lexikon

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