Witte [1]

Witte [1]

Witte, 1) Peter de W., genannt Candido, geb. 1548 in Brügge, Maler, Bildhauer u. Baumeister im neueren Italienischen Styl. In Rom arbeitete er mit Vasari im päpstlichen Palaste u. in Florenz zeichnete er für den Großherzog Zeichnungen zu Tapeten. Der Kurfürst von Baiern berief ihn nach München u. übertrug ihm alle Kunstarbeiten; er st. 1628. 2) Emanuel de W, geb. 1607 in Alkmaar, Architekturmaler, Schüler Evert's van Aelst. An seinen Werken rühmt man Helldunkel u. Staffage; er st. 1692 durch Selbstmord. 3) Karl, geb. 1. Juli 1800 in Lochau bei Halle, wurde von seinem Vater, welcher Prediger daselbst war, sorgfältig, aber zugleich streng erzogen, studirte schon im fünften Jahre ältere u. neuere Sprachen, selbst Hebräisch, u. galt im achten für ein Wunderkind, so daß für den Vater ein Jahresgeld von 550 Thalern in Leipzig zusammenkam, um sich der Erziehung seines Sohnes ganz zu widmen. Der Vater bezog nun mit ihm die Universität von Leipzig u. 1810 die von Göttingen, wo er die philosophischen Wissenschaften studirte; er erhielt 1814 die philosophische Doctorwürde in Gießen u. studirte dann bis 1816 in Heidelberg Jurisprudenz, wollte sich 1816 in Berlin habilitiren, fand aber Schwierigkeiten wegen seiner Jugend u. erhielt durch den König von Preußen eine Unterstützung zu einer literarischen Reise nach Italien. Nach seiner Rückkehr wurde er 1821 Privatdocent der Rechte in Breslau u. 1829 Professor, 1834 nach Halle versetzt u. dort 1855 Ordinarius der Juristenfacultät. Er schr.: De conchoide Nicomedis, 1814; De Tergestino lapide epistola, Bresl. 1833; Das preußische Intestaterbrecht, Lpz. 1838; Alpinisches u. Transalpinisches; übersetzte Boccaccio's Decameron (2. A.[300] Lpz. 1843) u. mit Kannegießer Dante's Lyrische Gedichte, Lpz. 1842 f., 2 Bde.; gab Dante's Divina commedia heraus u. schrieb einen Commentar zu Dante. Sein Vater, mit dem er in Hader gerieth, welcher bis zu dessen Tode (1. Aug. 1845 in Berlin) währte, schr. über ihn: Karl W. der Jüngere od. Erziehungs- u. Bildungsgeschichte desselben, Lpz. 1819, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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