- Äsōpos
Äsōpos, 1) Phrygier, aus Kotyäon (nach Anderen aus Amorion), von niederer Geburt, war erst Sklav bei dem Lydier Xanthos, dann bei dem Samier Jadmon, welcher ihm die Freiheit gab; er lebte hierauf am Hofe des Königs Krösos von Lydien, welcher ihn nach Delphi schickte, um ein Orakel zu holen; hier aber wurde er von den Tempelwärtern, welche er durch eine Fabel beleidigt hatte, von dem Phädriadischen Felsen gestürzt u. kam um. Alle Nachrichten von seinem Leben u. alle Erzählungen von seiner Scurrilität u. von seinem ungestalten Äußeren rühren von dem Mönch Planudes (s.d.) her. Er gilt als der Schöpfer der nach ihm genannten Äsopischen Fabel (Μῦϑοι); welche von den jetzt bekannten ihm wirklich angehören, ja ob er wirklich deren niedergeschrieben od. ob die im Alterthum bekannten nur durch mündliche Tradition bekannt waren, ist unentschieden. Sie wurden zuerst gesammelt von Max. Planudes, herausgegeben von Stephanus, Par. 1546, von Nevelet (mit 133 Fabeln aus Heidelberger Handschriften vermehrt), Frkf. 1610; Hudson, Oxf. 1718; Heusinger, Eisen. 1741, n. A. von Klotz 1776; Schäfer, Lpz. 1810 u. 1820, vermehrt mit 80 von Rochefort in Paris aufgefundenen; von Korai, Par. 1810; neue Fabeln fanden Furia (im Kloster Monte Cassino), Flor. 1819, 2 Bde. (diese enthält 423 Fabeln) u. I. G. Schneider (in einer Augsburger Handschrift), Bresl. 1812. Vgl. Grauert, He Aesopo, Bonn 1825. 2) Ä., Freigelassener des Demosthenes, überstand die stärkste Folter, ohne einen Ehebruch seines Herrn zu entdecken. 3) Ä., Vorleser des Königs Mithridates von Pontos, schrieb ein Werk über Helena u. eine Lobrede auf Mithridates; beide verloren. 4) Clodius Ä., römischer Schauspieler im Drama, Freund Ciceros, war durch seine Kunst sehr reich geworden u. hinterließ seinem Sohne ein so großes Vermögen, daß derselbe aus Verschwendungssucht Perlen in Essig zergehen ließ u. trank.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.