- åbo
åbo (spr. Ohbo), 1) Gouvernement u. Län in Finnland (europ. Rußland), am finnischen u. bottnischen Meerbusen, sonst Kreis in schwed. Finnland; 2) (finnisch Turku, d.i. Marktplatz), Hauptstadt hier, am Aurajoki (welcher unweit A. in den bottnischen Meerbusen mündet), Sitz eines protestant. Erzbischofs, Kathedrale, Justizhof für Südfinnland, Bank, Fabriken in Tabak, Zucker, Seidenwaaren, Segeltuch; Handel zur See (Hafen in Beckholm, 1 St. von A., für kleinere Schiffe zu åbohus am Ausfluß des Aurajoki, mit festem Schloß u. Arsenal) u. zu Lande; Akademie der Wissenschaften, Navigationsschule, Gymnasium; 13,000 Ew. Dabei das Bad Heinrichsbrunnen. – A. wurde in der Mitte des 12. Jahrh. gegründet u. war sonst Residenz der Großfürsten von Finnland. Im 13. Jahrh. wurde das Bisthum gegründet, welches 1817 in ein Erzbisthum verwandelt wurde. Am 12. Aug. 1563 capitulirte die Stadt an die Schweden, wobei Johann von Finnland in Gefangenschaft gerieth. 1640 verwandelte die Königin Christine von Schweden das 1628 von Gustav Adolf begründete Gymnasium in eine Universität; die Universität wurde aber 1827 nach dem großen Brande, welcher am 4. Sept. 1827 (wie schon früher 1672 u. 1728), die ganze Stadt (700 Häuser) u. die, 1802 neugebauten Universitätsgebäude mit allen Sammlungen (auch die Bibliothek) verzehrte, nach Helsingfors verlegt. 1741 wurde A. von den Russen erobert. Hier Friede am 7. Aug. 1743 zwischen Rußland u. Schweden, wo Schweden einen Theil von Finnland verlor. Hier am 19. Juni 1808 Affaire zwischen den Russen u. den Schweden, der Landungsversuch[45] der Schweden ward zurückgeschlagen. Hier am 21. u. 22. März 1812 Zusammenkunft zwischen Kaiser Alexander von Rußland u. dem Kronprinzen von Schweden, welche den am 25. März zu St. Petersburg unterzeichneten Allianztractat zur Folge hatte. A. ward am 26. Juni 1854 von England in Blokadezustand erklärt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.