Musäos

Musäos

Musäos, 1) Gigant, der einzige, welcher nicht mit seinen Brüdern gegen die Götter streiten wollte, sondern zu denselben überging. 2) König der Bistonier, der allen Göttern ein Gastmahl gab, bei welchem Orion (s.d.) sein Dasein bekam. 3) Sohn der Selene, nach Spätern des Antiphemos od. Eumolpos, geb. in Athen (od. Eleusis), wo das Museion (s.d.) nach ihm genannt wurde, angeblich Stifter der Eleusinien; er soll auch eine Reise nach Ägypten unternommen haben; seine Gemahlin war Antiope od. Deïope; sein Sohn Eumolpos gab seine Gedichte heraus, die in Prophezeihungen, religiösen Weihungs- u. Reinigungsliedern, einer Theogonie, Titanomachie u. Hymnen bestehen, von denen nur wenige zweifelhafte Fragmente übrig sind, gesammelt in Passow's. Ausgabe des M. 7); meist rühren die dem M. beigelegten Gedichte von dem spätern Onomakritos her. 4) M. aus Theben, Sohn des Thamyris, griechischer Lyriker, lebte vor dem Trojanischen Kriege. 5) M. aus Ephesos, Epiker, Mitglied des Pergamenischen Museum; er schr.: Perseïs u.a. Gedichte (verloren). 6) M., christlicher Priester u. Mönch in Massilia, berühmt als Exeget, auch Dichter von Gesängen auf die Heiligentage; st. 458 (459). 7) M. der Grammatiker, von ungewissem Zeitalter, wahrscheinlich aus dem 5. od. 6. Jahrh., Verfasser des kleinen epischen Gedichtes Τὰ καϑ᾽ Ἡρὼ καὶ Λέανδρον, die Geschichte von Hero u. Leander (s.d.) besingend, 1. Ausg. Vened. 1494 u. 1517; von Kromayer, Halle 1721; Röver, Leyden 1737; Schrader, Leuw. 1742 (n.A. von Schäfer, Lpz. 1825); Teucher, Lpz. 1795; Heinrich, Hann. 1793; Möbius, Halle 1814; Passow (mit metrischer Übersetzung), Lpz. 1810; deutsch von Küttner, Mietau 1773; von Fulda, Lpz. 1795; von Danquard, Heidelb. 1809.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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