Agricŏla

Agricŏla

Agricŏla (lat., d.i. Landmann), 1) Cnejus Julius A., geb. 40 n. Chr. zu Forojulium, Sohn des I. Gräcinus, 76 n. Chr. Consul, 77 Prätor in Britannien, bezwang binnen 8 Jahren die Briten bis an das Caledonische Hochland, bes. durch Güte, Gewöhnung an römische Cultur, Anlegung römischer Schulen, u. machte es zur römischen Provinz. Domitian rief den A. aus Eifersucht zurück. Er st. 93 n. Chr.; seine Biographie schrieb sein Schwiegersohn Tacitus. 2) Rudolf (Rolef) Huysmann, geb. 1443 zu Baflo bei Gröningen, war bei Thomas a Kempis im Kloster St. Agnes bei Zwoll, studirte in Löwen, Paris u. 1476 u. 1477 zu Ferrara u. Pavia. Zurückgekehrt hielt er sich erst am Hofe des Kaisers Maximilian I. auf, dann ging er 1484 als Professor nach Heidelberg, war hier mit Dalberg, Reuchlin u. A. für das Studium der klass. Literatur u. eine freiere, von der Scholastik gereinigte Methode im Philosophiren thätig; st. 1485. Von seinen Schriften (herausgegeben von Alard, Köln 1539) sind bes. die Lucubrationes, Bas. 1518, u. De inventione dialectica, Köln 1527, bemerkenswerth; Lebensbeschreibung von Tresling, Gröningen 1830. 3) Georg, eigentlich Bauer, geb. zu Glauchau 1490; war von 1518.– 1522 Rector in Zwickau, dankte ab, ging, um Medicin zu studiren, nach Leipzig u. von da nach Italien; nach seiner Rückkehr lebte er seit 1527 zu Joachimsthal, seit 1531 in Chemnitz, wo er sich der Bergbaukunde widmete u. 1555 als Bürgermeister, Stadtphysicus u. Generalstabsmedicus starb. Wegen seines Rücktritts zum Katholicismus wurde er so verabscheut, daß seine Leiche zur Beerdigung nach Zeitz geschafft wurde. Er sch.: De ortu et causis subterraneorum, Bas. 1546 u. 1558; De natura eorum quae effluunt ex terra; De natura fossilium; De vet. et novis metallis; De re metallica, Bas. 1556, 1561 (deutsch von Bech, ebd. 1557); De mensuris et ponderibus Rom. atque Graec., ebd. 1533 u. 1550; seine mineralogischen Schriften, übers. von Lehmann, Freib. 1806–13, 5 Bde.; Bermannus od. Gespräche über den Bergbau, übers. von Schmid, ebd. 1806. Vgl. Becher, Die Mineralogen G. Agricola u. Werner, Freib. 1820. 4) Martin, geb. 1486 zu Sorau, 1524 Cantor u. Musikdirector in Magdeburg, Luthers Freund; st. 1556; schr.: Musica instrumentalis, deutsch Wittenb. 1529, n. A. 1545, u. m. über Musik. 5) Joh., eigentlich Schnitter, geb. 1492 zu Eisleben (daher auch Islebius), Luthers Schüler, ward Rector u. Prediger in Eisleben, ging 1525 nach Frankfurt a. M., 1526 als Hofprediger des Kurfürsten Johann des Beständigen von Sachsen mit auf den Reichstag nach Speier u. 1530 als Hofprediger des Grafen Albrecht von Mansfeld mit nach Augsburg; 1536 wurde er Professor der Theologie in Wittenberg, hier fand er aber viel Widerspruch, da er seit 1537 gegen Melanchthon die 10 Gebote u. das Mosaische Gesetz für Christen entbehrlich erklärte (Antinomismus, s.d., daher seine Anhänger Antinomer); 1540 ging er als Hofprediger nach Berlin u. nahm seine Behauptung zurück. Da er 1548 mit an der Abfassung des Interim Theil nahm, ward er den Evangelischen aufs Neue verhaßt. Er starb 1566. Er hatte auch Streit mit Wicelius über die Rechtfertigung, u. war in die Synergistischen Streitigkeiten verwickelt, wobei er auf Seiten Majors stand. Er schr. viele Streitschriften, Predigten, Commentare, auch: Die gemeinen deutschen Sprüchwörter, Hag. 1529 u. ö. 6) Steyphan, eigentlich Castenbauer, aus Baiern, Beichtvater der Kaiserin Anna, Gemahlin Ferdinands I., u. dann beim Erzbischof Lang von Salzburg. Dann saß er wegen der Bekämpfung mancher Mißbräuche der kathol. Kirche 3 Jahre im Gefängniß, worauf er 1521 evangelischer Prediger in Augsburg u. 1532 in Hof ward; starb als Prediger in Eisleben 1547. 7) Georg Andr., geb. zu Regensburg 1672, Arzt daselbst; starb 1738. Er kündigte eine Methode an, durch Feuer u. eine von ihm erfundene vegetabilische Mumie aus Blättern, Zweigen, Blüthen u. dgl. ganze Bäume wachsen zu lassen, u. zwar sollte die Hervorbringung von 60 Bäumen nur eine Stunde Zeit erfordern. Schr.: Neuer Versuch der Universalverwahrung der Bäume, Regensb. 1716f., 2 Bde., ebd. 1772 (franz., Amst. 1720), u. m. 8) Joh. Friedr., geb. 1720 zu Dobitschen bei Altenburg, Schüler Seb. Bachs, 1750 am Potsdamer Theater angestellt, 1759 Director der königl. Capelle in Berlin; starb dort 1774; componirte die Opern Achill auf Skyros u. Iphigenie in Tauris, u. m. a.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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