- Anselmus
Anselmus. I. Heilige: 1) St. A. von Canterbury, geb. 1034 zu Aosta in Piemont, Schüler Lanfrancs, 1060 Benedictiner zu Bec in der Normandie, 1074 Prior u. 1078 Abt daselbst, 1093 Erzbischof zu Canterbury; mußte England 1097 u. 1103 wegen Streitigkeiten über Investitur u. Lehnseid mit König Wilhelm dem Rothen u. Heinrich I. verlassen, ging nach Rom, zeichnete sich auf der Kirchenversammlung zu Bari 1098 aus, kehrte 1106 wieder nach England zurück u. st. 1109 zu Canterbury u. ward heilig gesprochen; Tag: 21. April. Als scharfsinniger Denker ausgezeichnet, richtete er sein Hauptaugenmerk bes. auf die scholastische Metaphysik u. namentlich auf die natürliche Theologie, Hauptschriften: Cur Deus homo? (Über die Versöhnung Gottes durch Jesum); Monologium (Über das Dasein Gottes aus der Vernunft) u. Proslogium, worin der ontologische Beweis (Anselmischer Beweis) für das Dasein Gottes mit Bestimmtheit geführt ward. Über die Trinität gerieth er in Streit mit Roscellin. Er gilt als der erste der Scholastiker u. wurde 1720 vom Papst Clemens XI. in die Reihe der Kirchenlehrer aufgenommen. Andere Schriften De concepto, De libero arbit rio, mit den vorigen gesammelt von Gerberon, Paris 1675, u. A 1721, Fol., Ven. 1744, 2 Bde., Fol. Über ihn schr. Hasse (Lpz. 1843–52, 2 Bde.) u. Remusat (Par. 1853). 2) St. A. Badagio od. Baduarius, geb. zu Mailand 1036, Beichtvater der Gräfin Mathildis von Mantua, Anhänger Gregors VII. gegen Heinrich IV.; der Papst Alexander II., sein Oheim, machte ihn 1071 zu seinem Nachfolger im Bisthum Lucca; er legte aber die Stelle nieder u. ward Mönch, bis ihn Gregor VII., dem er zu wichtigen Gesandtschaften diente, 1073 wieder einweihete u. zum Cardinal erhob; er ward 1083 von Heinrich vertrieben u. st. zu Mantua 1086; Tag: 18. März. Schr. mehreres. II. Fürst: 3) A., Schwager des Longobardenkönigs Aistulf, 744–751 Herzog von Friaul (s.d.). III. Erzbischöfe: a) von Mainz: 4) A. I. (A. Kasimir, aus dem Geschlechte Wambold von Umstadt), geb. 1582, von 1629–1647 Erzbischof u. Kurfürst, s. Mainz; 5) A. II. (Franz Friedrich, aus dem Geschlechte Ingelheim), geb. zu Oppenweiler, seit 1680 Erzbischof u. Kurfürst, s. ebd.; st. zu Aschaffenburg 1695. b) Andere Erzbischöfe: 6) A., Sohn des Markgrafen Otto des Reichen von Ascanien, 1126 Bischof zu Havelberg, 1154 Erzbischof zu Ravenna, war Apocrisiarius des Kaisers Lothar II., ging vergebens zu Vereinigung der lateinischen u. griechischen Kirche an Kaiser Johannes Komnenos nach Constantinopel; st. 1158. 7) A., geb. zu Meißen, Priesterbruder des Deutschen Ordens, nach And. Franciskaner, erster Erzbischof von Ermeland; fällte die große Eiche bei Heiligenbeil, wo der Götze Kurcho verehrt wurde, baute zu Braunsberg die Domkirche, floh, als die Preußen diese Stadtzerstörten, nach Elbing, wo er 1262 st. IV. Gelehrte: 8) (A. Scholasticus Laudunensis), geb. zu Laon, Schüler Anselms 1), seit 1076 Lehrer der Theologie zu Paris, trug viel zur Stiftung der dasigen Universität bei; gründete später in Laon eine theologische Lehranstalt, ward da Decan u. Diaconus; st. 1117; schr.: Glossa interlinearis in V. et N. T., Antw. 1634; Comment. in Matth. et Joh., ebd. 1651. 9) A. de virgine Maria (A. Parisiensis, A. de Paris. eigentl. Pater Ginbours), geb. zu Paris 1625, Barfüßer-Augustiner daselbst, lebte ganz den Wissenschaften, schr.: Histoire généalogique et chronologique de la maison royale de France et des grands officiers de la couronne etc., Par. 1674, 2 Bde. (von Ange de St. Rosalie u. Simplicien mit du Fourny's Fortsetzung herausgegeben); Le palais d'honneur etc., ebd. 1663; Le palais de ta gloire etc., ebd. 1664; La science héraldique, ebd. 1675.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.