- Rémusat
Rémusat (spr. Remüsah), 1) Jean Pierre Abel, geb. 5. Septbr. 1788 in Paris; studirte Medicin u. Orientalische Sprachen, prakticirte seit 1813 als Arzt, arbeitete 1814 in den Militärspitälern der Umgegend von Paris u. wurde in demselben Jahre Lehrer der Chinesischen u. Mandschusprache am Collège de France, war 1822 Mitgründer der Société asiatique, deren Secretär u. seit 1828 deren Präsident, seit 1823 auch Conservator der orientalischen Manuscripte der königlichen Bibliothek; er blieb, obgleich ein treuer Anhänger der alten Bourbonen, unter der Regierung Louis Philipps in seinen Ämtern u. st. 3. Juni 1832. Er schr.: Essai sur la langue et la littérature chinoise, Par. 1811; Plan d'un dictionnaire chinois, ebd. 1814; Recherches sur les langues tatares, ebd. 1820; Éléments de la grammaire chinoise, ebd. 1822; Mélanges asiatiques, ebd. 1825 f., 2 Bde.; Nouvelles mel. asiat., ebd. 1829 f., 2 Bde.; Contes chinois, ebd. 1827, 3 Thle.; übersetzte Livre de récompenses et des peines, 1817, aus dem Chinesischen; u. redigirte seit 1818 das Journal des savans. Auch am 16. Bde. der Mémoires concernant les Chinois (1814) nahm er Antheil. Vgl. Silvester de Sacy, Notice sur la vie et les ouvrages de R., Par. 1834. 2) Claire Elise Jeanne, Gräfin von R., geb. Gravier de Vergennes, geb. 1780 in Paris, vermählte sich 1796 mit dem Graf von R., welcher Kammerherr Napoleons u. nach der Restauration Präfect an mehren Orten war; sie selbst kam 1803 in die Umgebung der Kaiserin Josephine, wurde nachher Palastdame u. starb 1821; sie schr.: Essai sur l'éducation des femmes, herausgeg. von dem Folgenden, 1824; 4. A. 1842. 3) Francois Marie Charles de R., Enkel Lafayettes u. Sohn der Vorigen, geb. 1787 in Paris, Advocat u. Schriftsteller; redigirte von 1819–20 das Lycée français, 1820–24 die Tablettes françaises, welche sich sehr durch ihre Unabhängigkeit auszeichneten, nahm dann Theil an der Redaction des Constitutionnel u. wurde dann einer der Hauptredacteure des Courrier français; 1830 gehörte er zu den 221 u. wurde von Toulouse in die Deputirtenkammer gewählt, gehörte hier zu den Doctrinärs u. unterstützte die Regierung. 1836 wurde er Unterstaatssecretär im Ministerium des Innern u. neigte sich seit 1837 zur Opposition, im Ministerium Thiers (den 1. März 1840) wurde er Minister des Innern, u. nachdem das Ministerium Soult-Guizot am 29. Octbr. 1840 ins Leben getreten war, ging er förmlich zur Linken über. 1840 wurde er Mitglied der Akademie. 1848 vom Departement der Ober-Garonne in die Nationalversammlung gewählt, wurde er im Kriegscomité Vicepräsident u. trat in den Poitiersverein; im Decbr. 1848 wurde er in den provisorischen Staatsrath gewählt u. stimmte 1851 gegen die Verfassungsrevision u. für den Quästorenantrag. Am 2. Decbr, fand er sich in Odillon-Barrots Wohnung ein, um mit gegen den Staatsstreich zu protestiren, wurde hier festgenommen, nach dem Mont-Valérien gebracht u. durch Decret vom 9. Jan. 1852 verbannt, worauf er sich nach Brüssel begab, aber im September nach Paris zurückkehrte. Er schr.: De la procédure par jurés en matière criminelle, Par. 1819; Notice sur Madame Guizot, ebd. 1827; Essais de philosophie, ebd. 1843, 2 Bde.; Abélard, ebd. 1845, 2 Bde.; De la philosophie allemande, ebd. 1845; Passé et présent, ebd. 1847; Saint-Anselme de Canterbury, ebd. 1853. Auch machte er sich verdient durch Übersetzung mehrer ausländischer Trauerspiele.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.