Soult

Soult

Soult (spr. Suhlt), 1) Nic. Jean de Dieu S., Herzog von Dalmatien, geb. 29. März 1769 in St. Amans-la-Bastide (Departement Tarn); trat 1785 als gemeiner Soldat in ein Infanterieregiment, wurde 1791 durch Luckner Offizier, bald darauf Adjutantmajor u. Capitän u. zeichnete sich unter Custine u. Hoche aus; dieser beförderte ihn zum Bataillonschef u. Chef des Generalstabes von Lefebre u. nach wenig Monaten zum Oberst. Er war 1794 bei der Eroberung von Belgien u. Holland unter Jourdan sehr thätig, zeichnete sich bei Fleurus aus, wurde Brigadegeneral u. wohnte 1795 der Belagerung von Luxemburg bei. In den Gefechten an der Sieg, bes. aber bei Altkirchen that er sich sehr hervor u. rettete bei dem Rückzuge Jourdans aus Franken 1796 durch kluge Dispositionen seine von Jourdan schon verloren gegebene Brigade. 1799 stand er mit seiner Brigade bei Lefebres Avantgarde u. nach dem Rückzug über den Rhein wurde er als Divisionsgeneral bei Massenas Heer nach der Schweiz geschickt, dampfte dort die Unruhen, nahm an der Schlacht bei Zürich Theil u. führte den Überfall der Österreicher in der Nacht vom 25. zum 26. Sept., wo er 30 Kanonen nahm; Massena schickte ihn nun mit drei Divisionen gegen Suwarow, dieser zog sich jedoch zurück. 1800 verlangte Massena ausdrücklich S. zur Führung des rechten Flügels des Italienischen Heeres; am 4. April 1800 bestand er bei Savona mit einer Division ein blutiges Gefecht gegen die Österreicher u. zog sich Abends nach Genua zurück, bei dessen Vertheidigung er sich sehr hervorthat, aber bei [317] Monte Creto verwundet u. gefangen, jedoch durch den Sieg bei Marengo wieder befreit wurde. Er erhielt nun von Brune das Commando in Piemont, wo er die Volksbewegung unterdrückte, u. deckte dann seit Febr. 1801 die Küsten Neapels. 1802 wurde er Generaloberst der Consulargarde u. befehligte dann das vierte Corps u. das Centrum der Landungsarmee bei Boulogne. 1804 wurde er Marschall von Frankreich, hatte 1805 an der Vernichtung des österreichischen Heeres bei Ulm, am Gefechte bei Hollabrunn u. an der Schlacht von Austerlitz, welche er durch Wegnahme der Anhöhen von Pratzen entschied, großen Antheil. Bis im Herbst 1806 cantonnirte sein Corps bei Passau, dann befehligte er den rechten Flügel bei Jena, nahm Lübeck u. kämpfte bei Eilau; während der Schlacht von Friedland stand er mit Davoust vor Königsberg u. schloß die Capitulation dieser Stadt. Er wurde nach dem Tilsiter Frieden Herzog von Dalmatien. Im Kriege auf der Pyrenäischen Halbinsel war er vom Herbste 1808–14, eine kurze Unterbrechung (wo er als Majorgeneral der Garde im Frühjahr 1813 zur großen Armee ging u. bei Lützen u. Bautzen focht) abgerechnet, als Corpschef u. als Majorgeneral, zuletzt als Oberbefehlshaber des französischen Heeres in Spanien thätig u. erwarb sich hier großen Ruhm; auf dem Rückzuge verlor er gegen Wellington die Schlachten bei Orthez am 26. Februar u. bei Toulouse am 10. April 1814, s.u. Spanisch-Portugiesischer Befreiungskrieg. Am 18. April schloß S. eine Convention mit Wellington, durch welche er sich den Bourbons unterwarf. Ludwig XVIII. ernannte ihn zum Gouverneur der 13. Militärdivision u. im Dec. 1814 zum Kriegsminister; S. trat im März 1815 bei Napoleons Landung sein Portefeuille dem General Clarke (Herzog von Feltre) ab u. zog sich nach Ludwigs XVIII. Abreise auf ein Landgut zurück. Anfangs weigerte er Napoleon seine Dienste, später folgte er, zum Majorgeneral ernannt, ihm nach Waterloo u. führte nach der Schlacht von Waterloo u. nach Napoleons Abreise die Reste des Heeres bis Soissons zurück, wo er sie dem General Grouchy übergab; er wohnte auch dem Kriegsrathe wegen der Übergabe von Paris bei. Er reiste hierauf auf seine Güter nach Languedoc, wo er blieb, bis ihn eine königliche Ordonnanz vom 12. Jan. 1816 aus Frankreich verbannte. Er lebte dann drei Jahre bei Düsseldorf, wurde im Mai 1819 nach Frankreich zurückberufen u. erhielt 1821 den Grad eines Marschalls u. wurde 1827 Pair. An der Julirevolution betheiligte er sich nicht; Ludwig Philipp ließ ihm die Pairie u. ernannte ihn 17. Nov. 1830 zum Kriegsminister; er that als solcher viel für die Reorganisation des Heeres u. brachte dasselbe von 200,000 auf 480,000 Mann u. stellte in 35 Tagen eine von gedienten Offizieren befehligte Nationalgarde ersten Aufgebotes von 300,000 Mann auf. Im Mai 1832 trat er als Präsident an die Spitze des Conseils u. blieb Kriegsminister, gab aber im Juli 1833 seine Dimission, weil der Finanzminister sein Kriegsbudget zu sehr beschnitt; zwar trat er im Herbst wieder in das Ministerium, aber im Juli 1834 legte er es wieder nieder. 1838, zur Krönung der Königin Victoria nach London geschickt, wurde er vom englischen Hof u. Volk sehr ehrenvoll aufgenommen. 1839 wurde er wieder Conseilpräsident u. Minister des Auswärtigen (s. Frankreich S. 582), trat im Februar 1840 wieder aus (s. ebd. S. 583), wurde 29. Oct. 1840 abermals Präsident des Ministeriums (s. ebd. S. 583) u. Kriegsminister. 1846 gab er das Kriegsministerium ab u. zog sich auch im Septbr. 1847 von dem Präsidium des Cabinets, welches er noch dem Namen nach fortgeführt hatte, zurück (s. ebd. S. 585), bei welcher Gelegenheit er (der dritte nach Turenne 1660 u. Villars 1732) zum Maréchal Général de France ernannt wurde. Er lebte seitdem von allen Geschäften zurückgezogen u. st. am 26. Nov. 1851 auf seinem Schlosse St. Amans. Seine berühmte Sammlung spanischer Gemälde, welche er während der Zeit seiner spanischen Feldzüge ohne bedeutende Kaufpreise zusammengebracht hatte, wurde im Mai 1852 in Paris mit einem Erlös von 1,467,351 Fr. versteigert u. die Bilder kamen meist ins Ausland, nach Spanien kam keins zurück. Seine Memoiren gab sein Sohn (s. S. 3) heraus. 2) Pierre Benoit, Bruder des Vorigen, geb. 1770 in St. Amans, nahm 1788 Kriegsdienste u. wurde zuletzt Generallieutenant; er st. 1843 in Trabes. 3) Hector Napoleon, Herzog (bis zu seines Vaters Tod Marquis) von Dalmatien, Sohn von S. 1), geb. 1801, erhielt in der Polytechnischen Schule in Paris die militärische Vorbildung, trat dann in die Armee, wurde im Hauptmannsrange Adjutant des Generals Maison u. war 1828 thätig bei Ibrahim Paschas Bekämpfung auf Morea; unter Ludwig Philipp wurde er französischer Gesandter in Stockholm, hierauf in Turin u. 1844 in Berlin. Die Februarrevolution führte ihn nach Frankreich zurück, er wurde für das Departement Hérault in die Gesetzgebende Versammlung gewählt u. stimmte hier mit der Rechten u. vertrat das Interesse der Orleans. Nach dem Staatsstreiche vom 2. Decbr. 1851 trat er in den Privatstand, widmete sich der Verbesserung seiner Güter in den Departements Tarn u. Loiret u. st. 31. Decbr. 1857. Er hinterließ nur zwei unverheirathete Töchter u. eine Schwester Hortense, Wittwe des Marquis de Mornay; mit ihm erlosch daher die männliche Nachkommenschaft des Marschalls S. Er gab heraus: Mémoires du Maréchal-General Soult, Paris 1854, 3 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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