- Bogomīlen
Bogomīlen (gr. Euchitä, d.i. Betende, auch Fundaiten, von dem Leibgurt [Funda], welchen sie trugen), mit den Messalianern u. Manichäern verwandte Ketzer des 12. Jahrh., so genannt wegen ihres unaufhörlichen Gebets Bog-milui (bulgar., d.i. Gott erbarme dich); ihr Sitz war bes. Thracien, ihr Haupt der bulgarische Arzt Basilius, der 12 Jünger (Apostel) zur Seite hatte. Sie glaubten, Gott habe eine menschliche Gestalt ohne Leib, aus ihm gingen der Logos u. der oberste Engel Satanael hervor; Letzter, wegen einer Empörung aus dem Himmel verstoßen, schuf die sichtbare Welt u. die Menschen, deren Fall er auch bewirkte u. sie so lange regierte, bis der Logos als Christus auf sie kam, welcher die Macht des Satanael brach u. nur scheinbar starb u. auferstand. Sie verwarfen das A. T., außer den Psalmen u. Propheten, ebenso das Kreuz, die Reliquien, Bilder, die Wassertaufe (weil diese nur eine Johannistaufe wäre), das Abendmahl u. die Kirchen als Tempel u. Opfer der Dämonen, die Auferstehung der Todten. Bes. schätzten sie das Evangelium Johannis, das bei der Aufnahme dem zu Weihenden auf den Kopf gelegt wurde, fasteten dreimal in der Woche u. hielten die Ehe für unrein. Sie wurden vom Kaiser Alexius Komnenus verfolgt, welcher dem Basilius unter dem Scheine der Billigung seine Ansichten entlockte u. ihn, da er nicht widerrief, 1118 verbrennen ließ. Nach seinem Tode erhielten sich die B. bes. bei Philippopolis bis ins 13. Jahrh. Vgl. Euthymius Zygadenus, Narratio de Bogomilis, griechisch herausgeg. von Gieseler, Gött. 1842; außerdem schrieben ihre Geschichte Wolf, Wittenb. 1712, u. Öder, Gött. 1743.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.