Desiderĭus

Desiderĭus

Desiderĭus. I. Fürsten: 1) D., König der Longobarden, früher Herzog von Toscana, brachte 756 nach dem Tode Aistulfs das longobardische Reich an sich, unterwarf die empörten Spoletaner u. Beneventiner u. söhnte sich dann mit dem Papste aus, welcher die Empörer begünstigt hatte; nach dem Tode des Papstes Paul (767) mischte er sich, um Einfluß auf den Römischen Stuhl zu gewinnen, in die Streitigkeiten der Gegenpäpste u. schützte endlich den Papst Stephan III. Mit Karl d. Gr., seinem Schwiegersohn, kam er in Streit, da sich dieser nach seines Bruders Karlmann Tode seines Reiches bemächtigt hatte, D. aber Karlmanns Söhne in ihrem väterlichen Erbe schützen wollte. Da sich auch Papst Hadrian I. in diesen Handel mischte u. Partei gegen D. ergriff, fiel D. in das päpstliche Gebiet ein u. besetzte mehrere Städte. Der Papst rief Karl den Gr. zu Hülfe; dieser kam 773 nach Italien, belagerte D. in Pavia u. nahm diese Stadt 774; D. wurde mit den Seinen gefangen u. erst nach Lüttich, dann nach Corvey gebracht, wo er starb. So endete das Longobardische Reich in Italien. Er war vermählt mit Ansa; sein Sohn war Adelgises (s.d. 2), seit 759 sein Mitregent, seine Tochter Desiderata (s.d.). 2) Herzog von Toulouse, Feldherr Chilperichs I., versuchte 577 in die Staaten Childeberts II. von Austrasien einzudringen, wurde aber bei Limoges geschlagen. Nach Chilperichs Tode wollte er Gundebald, König von Soissons, die Herrschaft zuwenden; allein König Guntram von Burgund zog gegen ihn u. siegte bei Brives, worauf D. in Guntrams Dienste trat. Er blieb in der Belagerung von Carcassonne 587. II. Geistliche: 3) D., geb. 654 in Autun, Erzbischof in Vienne, von der Königin Brunehild, deren Lebensart er zu laut tadelte, verbannt, dann zurückberufen, u. da er seine Sprache nicht änderte, bei Lyon durch sie ermordet. Es sind noch 3 Briefe des Papstes Gregor d. Gr. an ihn vorhanden. 4) Hyppolyt, so v.w. Desideri.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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