- Gallischer Krieg
Gallischer Krieg, 1) Krieg der Gallier unter Brennus gegen Rom, 391 v. Chr., s.u. Rom (Gesch.). 2) Krieg der Römer gegen die Cisalpinischen Gallier, 226–220 v. Chr., s. ebd. 3) Krieg der Römer unter Cäsar im eigentlichen Gallien, 58_–51 v. Chr. A) Helvetischer Krieg. Als 58 v. Chr. die Helvetier einen schon vor zwei Jahren unter Leitung eines helvetischen Edeln, Orgetorix, gefaßten, dann aber durch dessen Tod verzögerten Plan, ihr Vaterland zu verlassen u. neue Sitze in Gallien zu suchen, ausführen wollten, beabsichtigten sie ihren Weg oberhalb Geneva durch das den Römern unterworfene Land der Allobroger zu nehmen. Bei Geneva angekommen, schickten sie Gesandte an Cäsar, welche denselben um freien Durchzug durch die römische Provinz bitten sollten. Da ihnen Cäsar dies abschlug u. sie den Durch gang nicht mit Gewalt erzwingen konnten, so nahmen sie ihren Weg durch das Land der Sequaner u. Äduer. Diese aber riefen Cäsar um Hülfe an, welcher auch nicht zögerte, dieselbe zu gewähren, um sich selbst zum Herrn des Landes der Hülfesuchenden zu machen. Am Arar, über den schon drei Züge der Helvetier gegangen waren, traf er noch den vierten, der aus Tigurinern bestand, schlug diesen u. setzte den übrigen nach. Nachdem er die Anforderungen einer helvetischen Gesandtschaft abgeschlagen hatte, faßten die Äduer Mißtrauen in Bezug auf die Freundschaft der Römer, was dem Cäsar nicht entging. Nachdem er durch die Verheißungen des Divitiacus u. Liscus, Oberhäupter der Äduer, wegen der ausbleibenden Getreidezufuhr beruhigt worden war u. dem Dumnorix, dem Bruder des Divitiacus, dessen beabsichtigte Verrätherei verziehen hatte, folgte er dem Hauptheere der Helvetier. In Folge einer Täuschung des Legaten P. Considius. der die römische Besatzung eines Berges für eine feindliche hielt, ging die Gelegenheit vorüber, die Helvetier zu überfallen u. aufzureiben; doch holte Cäsar dieselben bei Bibracte (jetzt Autun) ein u. schlug sie gänzlich, so daß nach Cäsars Angabe von 368,000 nur noch 110,000 übrig blieben, welcher Rest nach Helvetien zurückgeschickt wurde. B) Krieg gegen Ariovist. Eine neue Gelegenheit, sich in die inneren Angelegenheiten der Gallier einzumischen, bot sich dem Cäsar bei den Streitigkeiten der Sequaner mit Ariovist, einem germanischen Häuptling. Diesen nämlich hatten die Sequaner gegen die Äduer zu Hülfe gerufen, um denselben den von ihnen unter den gallischen Völkerschaften behaupteten Vorrang streitig zu machen. Als aber Ariovist, nachdem er die erbetene Hülfe geleistet hatte, im Lande der Sequaner sich festsetzte u. neue Schaaren Germanier nachzogen u. Ländereien für sich forderten, fürchteten die Sequaner ganz von den Germanen aus ihrem Lande verdrängt od. unterjocht zu werden. Sie riefen daher 58 v. Chr. den Cäsar, der durch die Besiegung der Helvetier in große Achtung bei ihnen gekommen war, zu Hülfe. Cäsar eilte, da er den Ariovist auf friedlichem Wege nicht zum Rückzuge bewegen konnte, nach Vesontio (Besançon), wo er denselben gänzlich schlug u. nach Deutschland zurückzukehren nöthigte. C) Belgischer Krieg. Die Lage der Sequaner war indeß dadurch nicht gebessert, denn statt der Germanen hausten jetzt die Römer in ihrem Lande, u. diese erlaubten sich, während Cäsar nach Oberitalien gegangen war, viele Gewaltthätigkeiten. Die Sequaner forderten nun die Belgier auf, mit ihnen die Waffen gegen die Römer zu ergreifen, u. diese aus Furcht, auch sie möchten nun von den Römern um ihre Freiheit gebracht werden, gingen auf den Vorschlag ein. Aber Cäsar, durch die Remer, den einzigen belgischen Stamm, der dem Bunde der übrigen nicht beitrat, davon benachrichtigt, eilte im Jahr 57 nach Gallien u. kam den Belgiern zuvor; er verschanzte sich an der Axona (Aisne), u. als sich die Belgier, nachdem sie vergebliche Angriffe auf die römische Stadt Bibracte u. auf die Brücke über die Axona gemacht hatten, zurückzogen, verfolgte er sie, schlug sie auf dem Rückzug u. unterwarf die Suessionen. Bellovaker u. Ambianer, auch die Nervier u. Adualiker wurden später von ihm besiegt u. unterworfen. P. Lic. Crassus hatte unterdessen die Veneter, Uneller, Osismier, Curiosoliter, Sesuvier, Aulerker u. Rhedoner, die sämmtlich am Ocean wohnten, unterworfen. D) Eigentlicher Gallischer Krieg. Gegen den Druck, welchen die römischen Besatzungen nun in Gallien ausübten, erhoben sich zunächst die Seestaaten im I. 56; die Römer unter P. Crassus verloren mehrere Treffen u. waren in großer Gefahr, ganz aufgerieben zu werden, doch siegten sie wieder u. selbst in einer Seeschlacht unterlagen die Veneter; auch die Uneller unterwarf Titurius u. Crassus die Soliater; darauf ergab sich fast ganz Aquitanien den Römern. Die Unterwerfung der Menapier beendigte Cäsar erst im I. 55, wo er auch die nach Gallien herüber gekommenen germanischen Usipeter u. Teuchterer schlug u. nach Deutschland zurückwarf. Während Cäsar seine Eroberungen nach Britannien u. Deutschland auszudehnen suchte, fielen die Menapier u. Moriner von den Römern ab, wurden aber bald nach Cäsars Rückkehr aus Britannien wieder unterworfen. Glücklicher waren im I. 54 die Eburonen, welche unter ihrem Häuptling Ambiorix die in weitläuftigen Winterquartieren liegenden Römer überfielen u. eine Legion u. fünf Cohorten gänzlich niedermachten Mit ihnen verbanden sich nun die Aduatiker u. Nervier, doch wurden sie durch Cäsars rasches Herbeikommen mit einem kleinen Heere besiegt, u. auch der Aufstand der Senoner, Carnuter u. Menapier gestillt. Während Cäsar wieder nach Deutschland ging, erhoben sich die Nervier von Neuem, wurden aber nach seiner Rückkehr zum Gehorsam zurückgebracht. Ambiorix verschwand in der Schlacht, der andere Häuptling Cativolcus vergiftete sich. In der Hoffnung, daß Cäsar in Italien zurückgehalten werde u. die römischen Truppen auf den, während des Winters unwegsam gewordenen Straßen nicht vordringen würden, erhoben sich im I. 52 alle gallischen Stämme nach dem Aufgebot der Carnuter, mit Ausnahme der Äduer, unter Anführung[883] des Arverners Vercingetorix. Cäsar, unverzüglich nach Gallien zurückkehrend, schlug die Arverner, eilte dem von diesen belagerten Gergovia, welches Cäsar den Äduern gegeben hatte, zum Entsatz, nahm auf dem Wege Vellaunodunum, Genabum u. Noviodunum, belagerte Avaricum, wohin sich alle Bituriger nach Verbrennung ihrer Städte gezogen hatten, u. nahm es nach der tapfersten Vertheidigung der Gallier endlich ein. Die Lage der Römer wurde indeß bedenklich, da auch die Äduer Miene zum Abfall machten. Doch gelang es Cäsar, dieselbe zu beruhigen u. einen verrätherischen Anschlag des Litavicus, der ein Hülfscorps der Aduer den Römern zuführen sollte, zu vereiteln, worauf Gergovia entsetzt wurde. Vercingetorix, in einem Reitertreffen geschlagen, zog sich mit 30,000 Mann nach Alesia zurück. Um die Einnahme dieser Stadt römischer Seits u. die Vertheidigung u. Entsetzung derselben gallischer Seits drehte sich der ganze spätere Krieg; Cäsars Belagerungsheer, 60,000 M. stark, schloß die Stadt, ein Bollwerk von 11,000 F. im Umfang aufführend, ein u. schützte sich durch eine Circumvallationslinie gegen das 257,000 M. starke, zum Entsatz von den Galliern aufgebotene Heer. Endlich fiel Alesia, Vercingetorix unterwarf sich u. rieth allen Galliern gleiches an. Seitdem blieb Gallien römische Provinz, s. Frankreich (Gesch.) I. Diesen Krieg hat Cäsar selbst in den Commentarii de bello Gallico beschrieben (s.u. Cäsar 7). Vgl. Cäsars Gallischer Krieg von 58–53 v. Chr., kriegswissenschaftlich u. philologisch bearbeitet vom Freiherrn Aug. von Göler, Stuttg. 1858.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.