Gehirnnarkose

Gehirnnarkose

Gehirnnarkose, ein durch Einwirkung eines betäubenden Blutes auf die Hirnmasse bewirkter, als Hirnreizung od. Hirnlähmung od. als Gemisch beider sich kundgebender Krankheitszustand. Die vorzüglichsten Symptome sind Kopfschmerz. Schlaflosigkeit od. Schlafsucht, Sinnestäuschungen u. Delirien, unwillkürliche Stuhl- u. Harnentleerung. Die G. wird durch Aufnahme gewisser Pflanzen- u. Thiergifte (Narkotika, Spirituosa) in die Blutmasse bedingt od. auch bei den höhere Graden der sogenannten acuten Dyskrasien (Typhus, Urämie, exánthematische Krase, Sumpffieber) beobachtet. Die Zeichen der G. sind darum auch unter dem Namen der typhoiden Erscheinungen bekannt. Die G. durch narkotische Vergiftung tritt unter den Erscheinungen eines Rausches auf, welche selbst dem Zustande der Tobsucht ähnlich werden können, geht später in Betäubung u. Schlafsucht über u. ist gewöhnlich mit gedunsenem bläulichem Gesichte, verlangsamtem schnarchendem Athem u. schließlich auch mit Convulsionen u. Lähmungen verbunden. Durch große Dosen narkotischen Giftes kann der Tod durch Hirnlähmung sofort eintreten. Zu diesen sogenannten Hirngiften (Cerebralnarkotika) gehört Opium, Lactuca hyoscyamus, Belladonna, Strammonium, Alkohol. Die G. durch dyskratisches Blut tritt bei den sogenannten acuten Blutkrankheiten ein u. gleichen deren Erscheinungen den Symptomen der Vergiftung durch Narkotika. Man unterscheidet die typhöse G. (s. Typhus), die pyämische G. (s. Pyämie, Eitervergiftung des Blutes), die puerperale G. (s. Puerperalfieber, Wochenbettfieber), die urämische G. (s. Urämie, Harnvergiftung des Blutes), die tuberkulöse G. (s. Tuberkulose), die exanthematische G. (s. Ausschlagskrankheiten, Exanthema), die Wechselfiebernarkose (s. Wechselfieber), die cholämische G. (s. Gallenvergiftung des Blutes, Cholämie), die venöse Narkose, durch Einwirkung der Kohlensäure auf das Gehirn erzeugt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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