Glyptik

Glyptik

Glyptik (v. gr.), die Kunst in Stein zu schneiden. Diese Kunst übte bei den Griechen zuerst Theodor von Samos (530 v. Chr.), welcher den Siegelring des Polykrates schnitt. Am berühmtesten ist Pyrgoteles, der Einzige, welchem Alexander der Große sein Bildniß zu schneiden erlaubte. Die Ägyptier bedienten sich der G. zu Scarabäen (s.d.). Überhaupt war in Ägypten die Kunst Steine zu schneiden in uralter Zeit bekannt, wie der Siegelring, den Joseph von Pharao bekam, beweist. In Rom wurde die G. seit den asiatischen Kriegen beliebt. Daher gab es hier auch viele griechische Steinschneider im Augusteischen Zeitalter, wie Dioskorides u. dessen Sohn Erophilos. Die (zahlreich, meist unverletzt) erhaltenen Gemmen enthalten große Mannigfaltigkeit der Bilder, Darstellungen von Göttern, Heroen, berühmten Männern, religiösen Gebräuchen, großen Thaten u. Begebenheiten, Hieroglyphen, Köpfen, historische, antiquarische, mythologische, allegorische Vorstellungen etc. u. haben so auch historischen u. antiquarischen Werth. Ursprünglich dienten sie als Kleiderschmuck u. wurden oft auch im Siegelring am Finger getragen; dann wurden sie Gegenstand von Kunstsammlungen (Daktyliotheken, s.d.). Der Charakter der alten Gemmen ist edel, schöne Zeichnung u. große Einfachheit in der Haltung. Die Umrisse sind fein, der Schnitt flach u. durch die tiefsten Stellen vollkommen polirt. Man sah weniger auf Kostbarkeit, als auf Durchsichtigkeit u. auf Schönheit u. Mannigfaltigkeit der Farben u. schnitt daher selten in Diamant u. Rubin, häufiger in Aquamarin, Sapphir, Topas, Amethyst, Chalcedon, am häufigsten in Carneol, Achat, Onyx, Blutstein, Bergkrystall, Jaspis. Unter den römischen Kaisern erblickte man in den G. kräftige Amulete u. Talismane (vgl. Abraxas). Wahrscheinlich verfuhren die Alten bei dem Steingraviren meist wie die Neuern. Bei den Alten machte der Künstler den ersten Umriß auf den Stein mit dem Rädchen (Radius); unter dem Tisch wurde ein Rad gedreht, an dem zwei an einer Walze liegende Riemen angebracht waren; an einem in der Walze befestigten Stifte wurde der in einem Griffel eingekirtete Stein gehalten (vgl. Natter, Traité de la méthode antique de graver en pierres fines, Lond. 1754). Mehrere Steinschneider der neuern Zeit, besonders in Italien u. Deutschland, eiferten glücklich nach u. lieferten Arbeiten, welche den vollkommensten Werken des Alterthums gleichgeschätzt werden. Es ist daher schwer die antiken Gemmen herauszufinden, da die Neueren auch meist mythologische Gegenstände behandeln. Ein Kennzeichen, das aber zuweilen auch trügt, ist, daß die vertieften Stellen bei den Alten besser ausgearbeitet sind. Die ältern christlichen Gemmen sind schlecht gravirt, sie enthalten Tauben, Fische u. Schiffe. Vgl. Millin, Introduction a l'étude des pierres gravées, Par. 1798; Gurlitt, Über die Gemmenkunde, Magdeb. 1798; Gottleber, De gemmarum excellentia; J. H. Krause, Pyrgoteles, Halle 1856.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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