- Steinschneider
Steinschneider, 1) Künstler, welche Edel- u. Halbedelsteine bearbeiten, Letztere heißen auch Galanterie- od. Großsteinschneider; sie theilen sich in: a) Diamantschleifer, welche sich vorzugsweise mit Schleifen od. Schneiden von Diamanten u. anderer der härtesten u. edelsten Steine befassen; ihr Hauptsitz ist Amsterdam u. Paris. Früher bediente man sich dazu der gewöhnlichen Schleifmaschine, gegenwärtig aber dafür eingerichteter kleiner Dampfmaschinen. b) Eigentliche S. (Steinschleifer), welche geringere Gattungen von Steinen, sogenannte Halbedelsteine, zu Vasen, Gefäßen, Dosen, Rock- u. Stockknöpfen, Pfeifenspitzen (Tschibucks) u. einer großen Menge von Galanterieartikeln mit der Schleifmaschine schleifen u. dann poliren. Außer Diamant, Rubin, Sapphir u. orientalischem Topas, welche nur mit Diamantbrod zu schleifen sind, werden sämmtliche Edel- u. Halbedelsteine mit Schmirgel geschliffen u. mit Trippel, Bolus etc. auf Kupfer-, Blei- u. Holzscheiben polirt. Einige geringere Edelsteine, bes. Türkise, bekommen eine runde Gestalt (werden rundirt). In dieser Absicht wird erst die ganze Fläche facettirt u. dann werden die Kanten abgenommen, indem man die Schleifscheibe abwechselnd rechts u. links gehen läßt. c) Wappenschneider od. Graveurs, welche künstlerische Arbeiten theils erhaben, theils tief eingeschnitten auf den Steinen anbringen; erstere Arbeiten nennt man Cameen, letztere Gemmen (s. b.), u. diese sind bes. für Abdrücke (Petschafte, Siegelringe etc.) bestimmt. Auch der Wappenschneider od. Graveur bedient sich hierzu der Dreh- od. Schleifmaschine. Diese ist ein viereckiger Tisch, unter welchem ein Schnurrad angebracht ist, welches der Arbeiter mittelst eines Fußtrittes u. Riemens herumdreht. Über dem Tische ist eine stählerne Docke, deren zwei Wände in der Entfernung von 1 Zoll stehen, zwischen welchen ein kleines Messingrad steckt, über welches die Schnur des Schnurrades geht u. dessen Spille in eine vierkantige Hülfe endet, in welche die verschiedenen Steinzeiger gesteckt werden. Die Steinzeiger, kleine stählerne Stifte, womit die Figuren in den Stein geschnitten werden, sind vorn entweder spitzig od. mit einer Scheibe, od. mit einem mehr od. minder erhabenen Knopfe von verschiedener Größe versehen u. haben darnach verschiedene Namen. Mit dem Schneidezeiger werden die Umrisse der Figuren eingeschnitten, mit dem Flachzeiger werden ebene, mit dem Bolzenzeiger krumme Vertiefungen ausgehöhlt, mit dem Flachperl (Flachzeiger) werden flachere, mit dem Rundperl größere Vertiefungen ausgehöhlt, mit dem Spitzzeiger werden Punkte gemacht. Übrigens geschieht das Schneiden nicht so wohl durch den Stahl als durch den mit Wasser aufgestrichenen Schmirgel. Damit man die Figur auf die Steine zeichnen kann, werden die Steine erst matt geschliffen, auch die weißen Steine mit Lampenruß geschwärzt. d) Tafelschneider werden diejenigen genannt, welche sich bes. mit Anfertigungen von größeren Gefäßen u. dgl. beschäftigen. Nachdem der Stein durch die Steinsäge erst in die rohe Form des zu bildenden Gegenstandes gebracht ist, wird derselbe geschliffen u. zuletzt polirt. Jetziger Hauptort für solche Arbeiten ist Oberstein am Rhein. e) Steindreher, auch Alabasterer, heißen diejenigen, welche in Serpertin od. Alabaster arbeiten; beide Steinarten lassen sich durch den Drehstahl bearbeiten u. eignen sich zu den verschiedensten Luxusgegenständen, sowie für häusliche u. gewerbliche Geräthschaften. Von den berühmtesten S-n der Alten s.u. Glyptik u. Gemmen. 2) So v.w. Bohrmuschel.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.