Innsbruck

Innsbruck

Innsbruck, 1) Hauptstadt der Grafschaft Tyrol (Österreich), am Inn, über den hier eine Holz-, eine Kettenbrücke u. eine Eisenbahnbrücke führt u. der reißenden Sill, zwischen 7–8000 Fuß hohen Bergen. I. ist der Sitz der Statthalterei, des Oberlandesgerichts für Tyrol u. Vorarlberg, Versammlungsort der Tyroler Landstände. Unter den Kirchen ist besonders merkwürdig die Hof- (Kreuz-) kirche mit Denkmal des in Wiener Neustadt begrabenen Kaisers Maximilian I., mit den Gräbern Andreas Hofers, Jos. Speckbachers u. Joach. Haspingers u. mit der silbernen Kapelle (wegen der vielen Silberverzierungen am Altar so genannt), sie enthält auch das Grabmal des Erzherzogs Ferdinand u. seiner Gemahlin Philippine Welser. In I. ist noch die kaiserliche Hofburg mit Kapelle u. Reitschule, das Gebäude am Stadtplatz mit von Herzog Friedrich IV. errichtetem, kupfernem, sogenannten goldenem Dache eines Erkers, u. öffentlichen Denkmalen; Stadt- u. Rathhaus, Theater, Provinzialstrafhaus. I. hat katholische [924] Universität mit 1725 gestifteter Bibliothek; die Universität selbst wurde 1673 vom Kaiser Leopold gestiftet, 1782 von Joseph II. zu einem Lyceum gemacht, 1792 wieder hergestellt, 1810 nochmals in ein Lyceum, mit dem ein Generalseminar für Tyrol verbunden war, verwandelt, 1826 aber wieder zur Universität, jedoch nur mit juristisch-politischer, medicinisch-chirurgischer u. philosophischer Facultät, erhoben. Der Landesgouverneur Graf Thotek gründete 1823 das unter dem Schutze der Regierung stehende Ferdinandeum (Landesmuseum). Ferner ist hier ein Nationalmuseum (1845 eröffnet) u. besteht eine Landwirthschafts- u. Geognostisch-montanistische Gesellschaft, adeliges Damenstift, Ursulinernonnenkloster, mit öffentlicher Erziehungsanstalt, mehrere andere Klöster, Musikverein mit musikalischer Unterrichtsanstalt, Sparkasse. I. hat jetzt bedeutende Industrie, bes. in Baumwolle, Schafwolle, Seide u. ansehnlichen Speditionshandel; Eisenbahnverbindung über Rosenheim einerseits mit München, andrerseits mit Salzburg; 15,300 Ew. In der Nähe das Schloß Ambras (s.d.) u. der Vergnügungsort Büchsenhausen; der Berg Isel mit Denkmal für die,1809 gefallenen Tyroler. – I. entstand bei einem Übergangspunkt über den Inn u. hieß im Alterthum ad Oenum od. (Aeni) Pons od. Oenipontium; 1234 erhielt der Flecken vom Herzog Otto I. von Meran Stadtgerechtigkeit u. nach der Besitznahme Tyrols durch die Österreicher wurde I. Sitz der österreichischen Herzöge, welche auch das Schloß erbauten. 1485 schloß hier Herzog Sigmund von Österreich ein Bündniß mit dem Grafen Eberhard dem Älteren von Württemberg. 1655 trat in der dasigen Franciscanerkirche die Königin Christine von Schweden zur katholischen Confession über; 1703 wurde I. von den Baiern erobert, aber bald wieder verlassen Am 5. Novbr. 1805 von den Franzosen besetzt; 1809 öfters von den Österreichern u. Tyrolern genommen u. von den Baiern wieder besetzt, s. Österreichischer Krieg von 1809. 1848 hielt sich wegen der Wiener Unruhen der Kaiser Ferdinand vom 19. Mai bis 8. Juli in I. auf. Vgl. Primisser, Denkwürdigkeiten von I., Innsbr. 1816; Zoller, Geschichte u. Denkwürdigkeiten von I., 2. Aufl. ebd. 1828; Historisch-topographisch-statistisches Gemälde I-s, ebd. 1839; B. Weber, I. u. seine Umgebungen, 1842.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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