Kyrenaĭka

Kyrenaĭka

Kyrenaĭka (a. Geogr.), Landschaft in Nordafrika am Mittelmeere, begrenzt im Osten von Marmarika, im Süden von der Wüste Phazamia, im Westen von der Großen Syrte; Gebirge: die Sandberge des Hercules, Velpi montes, Baecollens mons; Vorgebirge Zephyrium, Phykus u. Boreum; Fluß: Lathon; Seen: Tritonis od. der See der Hesperiden u. einer bei der Stadt Paliurus, welcher reich an Conchylien war, Das Land war ungemein fruchtbar u. brachte Öl, Feigen, Datteln, Mandeln, Wein, Gurken, Trüffeln [939] Weizen, wohlriechende Blumen; ferner Vieh, bes. Pferde, Strauße, Bienen, aber auch verheerende Heuschrecken im Überfluß hervor u. enthielt fünf größere Städte, Ptolemais, Arsinoe, Berenike (früher Hesperis), Apollonia u. Kyrene, daher Pentapolis od. Pentapolitana regio genannt; außerdem Barca, Darnis, Naustathmus, Hadrianopolis, Phykus etc. Die Münzen von K haben die Pflanze Silphium im Gepräge. Die Einwohner waren eingewanderte Griechen, vermischt mit Römern u. Juden, im Innern noch Ureinwohner, Barkiten, Arrarauketen, Asbyten, Makatuten, Psyllen, Anschlsaer, Nasamonen. Die Kyrenäer stammten aus Thera, indem Battos 631 v. Chr. eine Colonie nach der Gegend an der Quelle Kyre führte u. hier die Stadt Kyrene baute, welche bald durch den Handel blühend u. durch die Pflege von Künsten u. Wissenschaften die Nebenbuhlerin Carthagos wurde. Nach seinem Tode wurde er göttlich verehrt, u. seine Nachkommen (Battiaden) führten die Regierung als Könige fort. Zuerst sein Sohn Arkesilaos I., dem um 575 sein Sohn Battos II. folgte. Er, wie sein Nachfolger Arkesilaos II., blieben dem Auslande unbekannt, aber unter Battos III. kamen viele andere Griechen nach Kyrene, welche zwar des Königs Macht vergrößerten, aber, weil sie die benachbarten Eingebornen verdrängten, fortwährend Streitigkeiten hervorriefen. Die Ägyptier versuchten vergebens den Bedrängten Hülfe zu leisten. Arkesilaos III., Sohn des vorigen Königs, regierte eigenmächtiger, deshalb schlossen sich seine Brüder an die Libyer an, gründeten Barca u. behaupteten sich nach einem glücklichen Treffen gegen den König in ihrer neuen Anlage. Geschwächt dadurch wendete sich Arkesilaos an das Delphische Orakel, welches ihm der Mantineer Demonax als Anordner der Staatsverhältnisse empfahl. Die neue Einrichtung, wodurch der König sehr beschränkt wurde, fand keinen Widerstand, da Arkesilaos bald ermordet wurde u. sein Sohn Battos IV. das väterliche Reich nicht behaupten konnte. Energischer trat sein Sohn Arkesilaos IV. auf; aber als er, den neuen Einrichtungen sich widersetzend, aus seinem Reiche vertrieben worden war u., wieder zurückgekehrt, grausam regierte, von Neuem fliehen mußte, so übernahm seine Mutter Pheretima die Regierung, u. er selbst ging nach Barca zum König Alazira, seinem Schwiegervater, wo er ermordet wurde. Nach Pheretimas Tode wurde K. eine Republik, 200 Jahre hindurch blühte der Staat durch Reichthum u. Macht; einzelne Vornehme strebten dann nach der Regierung, u. es gelang ihnen. Solche Tyrannen waren z.B. Learchos u. Aristo. Als Alexander der Große nach Ägypten zog, unterwarf sich der durch die inneren Reibungen geschwächte Staat demselben. Darauf machte Thimbron, Anführer eines Haufens griechischer Miethsoldaten, nachdem er seinen Freund Harpalos auf Kreta ermordet hatte (323 v. Chr.), einen Anschlag auf K.; die Kyrenäer riefen den Ptolemäos Lagi aus Ägypten zu Hülfe, u. dieser eroberte u. besetzte durch seinen Feldherrn Ophellas das Land 321. Sein Stiefsohn Magas wurde Statthalter u. eigentlich König von K.; als er aber nach 50jähriger Regierung starb, kam K. wieder an Ägypten. Als das ägyptische Reich nachher getheilt wurde, bekam Ptolemäos Physkon K. u. nach dessen Tode dessen unehelicher Sohn Apion, welcher es 95 v. Chr. den Römern vermachte, welche hierauf die darin gelegenen Städte für frei erklärten, aber das Land 75 v. Chr. zur Provinz machten u. es mit Kreta vereinigten. Unter Trajan machten die Juden eine Empörung u. brachten 220,000 Kyrenaiker u. Römer um; nur mit Mühe wurden sie besiegt u. vertrieben, u. das Land blieb nun entvölkert; es wurde zu Anfang des 8. Jahrh. von den Arabern erobert. Jetzt das Plateau von Barka in Tripoli. Vgl. Thrige, Res Cyrenensium, herausgegeben von Bloch, Kopenh. 1828.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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