Reiher [1]

Reiher [1]

Reiher, 1) Herodii Cuv., Familie aus der Ordnung der Stelzvögel; Schnabel an der Wurzel hart, nicht abgeschnürt, sondern so hoch u. breit als der Schädel, länger als der Kopf, seine Form verschieden; Hals lang, Beine hoch, mit vier gehefteten Zehen od. ganzen od. halben Schwimmhäuten; fliegen hoch u. leicht, schwimmen nicht, sind meist Zugvögel, fressen Sumpf- u. Wasserthiere; das Nest heißt Gestände. Dazu die Gattungen: Nimmersatt, Sichler, Braunvogel, Kahnschnäbler, Klaffschnabel, Reiher, Storch, Sonnenvogel; Einige zählen auch den Kranich hierher; 2) (Ardea), bei Linné eigene Gattung aus jener Familie, begreift jetzt die Gattungen: Storch, Kranich u. 3) R. (Ard. Briss.), Schnabel bis unter die Augen gespalten, gerad, zugespitzt, zusammengedrückt, oben mit einer Furche, Fußzehen u. Daumen sehr lang, an der Brust zwei Wollbüschel; Kopf- u. Rückenfedern dienen zu Federbüschen (s. Reiherbusch); getheilt in: A) Dünnhälsige R. (Eigentliche R.), der dünne Hals hat unten hängende lange Federn: a) Gemeiner R. (Fischreiher, Bergreiher, A. cinerea L.), 3 Fuß 7 Zoll lang, oben aschblau, unten weiß, am Vorderhalse u. an der Brust länglich schwarze Flecken, mit schwärzlichem, herabhängendem Federbusch, ändert sein Kleid sehr; so ist A. maior bei Linné der alte, A. cinerea der junge, A. rhenana der noch nicht ganz ausgefärbte junge Vogel; in Europa an Seen u. Flüssen, nistet auf Felsen u. Bäumen, bes. Erlen, legt 3–5 Eier, frißt Fische, welche sich um den ins Wasser tretenden R. (wahrscheinlich durch die Excremente, die sie sehr gern fressen, gelockt) versammeln; ferner frißt er Frösche, Muscheln, kleine Vögel, zieht im October fort u. kehrt im März zurück; wird geschossen u. durch Schlingen, Angeln u. dgl. gefangen; Hauptgegenstand der Falkenbeize (s.d.); Junge schmecken gut. b) Purpurreiher (A. purpurea), 3 Fuß 2 Zoll lang, oben aschgrün mit Olivenschimmer, unten rothbraun mit Purpurschimmer, Seiten dunkelroth, Scheitel schwarz mit langem Federbusch, über den Rücken u. Flügel hängen lange, rostrothe Federn; A. purpurea Gml. ist ein junger Vogel, A. rufa u. A. caspica ein junges Männchen, A. alba u. A. alatra scheinen auch Varietäten od. Kleidveränderungen zu sein; am Schwarzen u. Kaspischen Meere, auf dem Zuge auch in Deutschland. c) Großer Silberreiher (Federbuschreiher, Große Aigrette, A. egretta, A. egrettoides), schneeweiß, hat keinen od. kleinen Federbusch u. Rückenfedern, welche bei Alten lange, weitvon einander stehende Bartfasern haben u. weit über den Rücken u. Schwanz gehen (zu kostbaren Federbüschen); an großen Morästen in Ungarn, seltener in Deutschland, auch in Südamerika. Manche trennen von ihm noch A. alba u. halten diesen für größer u. in Amerika lebend. d) Kleiner Silberreiher (A. garzetta), 2 Fuß 1 Zoll lang, von der Größe einer Henne, ganz weiß, mit schwarzem Schnabel, langem Federbusch u. langen Schulterfedern, welche bes. zu den kostbaren Federbüschen verarbeitet werden. B) Krabbenfresser, Beine verhältnißmäßig kürzer: Rallenreiher (Squackoreiher, A. ralloides, A. castanea, A. comata), 1 Fuß 10 Zoll lang, auf dem Kopfe ein Federbusch aus weißen, schwarzgesäumten Federn; oben braunroth mit gelben langen Schulterfedern, unten gelblich; A. squajotta, A. haematopus, A. comataesimillima, A. malaccensis, wahrscheinlich blos Varietäten; am Kaspischen u. Schwarzen Meere, selten in Deutschland. C) Dickhälsige R., Hals bes. durch die Federn dick, Füße über der Ferse mehr befiedert, Fraß: bes. Insecten. Dazu: a) Rohrdommel (A. stellaris), 2 Fuß 9 Zoll lang, rostgelb, mit schwarzen Flecken, unten blässer mit dunkeln Schaftflecken, Schwingen schiefer- u. rostfarbig gebändert; an Sümpfen in Mitteleuropa; träg; steigt hoch in die Luft bei seinen Wanderungen, steht unbeweglich aufrecht bei Erblickung eines Feindes, schreit bei Wetteränderung u. zur Paarungszeit laut prumb hu hu steckt aber nicht dazu, wie man sonst vorgab, den Schnabel ins Wasser; kämpft bei der Begattung mit anderen Männchen, legt in ein Schilfnest auf dem Boden 3–5 Eier; b) Kleiner Rohrdommel (A. minuta), klein (17 Zoll lang), gelb, braun gefleckt, Kopf u. Rücken grünschwarz, beim Weibchen braun, Brust rothgelb, Bauch weiß, Füße grün, nistet im Schilf, legt 3–4 Eier; c) Nachtreiher (Focke, Garzetta, A. nycticorax), 1 Fuß 10 Zoll lang, oben schwarz u. aschgrau, unten weißlich beim Weibchen, gelblich beim Männchen, Federbusch besteht aus drei weißen Federn; A. maculata, A. grisea u. A. Garteni L sind Altersverschiedenheiten, schreit krau, krau; in Südeuropa u. Asien, einzeln in Deutschland, niste im Schilfe, legt 3–4 Eier, gehört zur hoben Jagd; sein Federbusch ist auch zu Federbüschen[5] geeignet; er wird in manchen Gegenden gegessen; d) Perlreiher (A. brasiliensis), 21/2 Fuß lang, schwärzlich, gelb geflügelt, hat glatten Kopf, schwarzen Schnabel; aus Brasilien; 4) Cuvier theilt die R. in Eigentliche R., zu denen er den Fisch-, Purpurreiher u. die kleine Rohrdommel, in Federbuschreiher, zu denen er die Silberreiher u. die Rallenreiher, in Rohrdommeln, zu denen er die große Rohrdommel, u. in Nachtreiher, zu denen er den Nachtreiher zählt; 5) bei Enten das Männchen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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